Die Magie Des Herrschers
ganz zu Beginn seines Herrscherdaseins schon einmal gegen seine Cousine und Gemahlin gehegt hatte.
Der Mann mit den silbernen Haaren zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. »Ich glaube, wir haben einen Ersatz für Varèsz gefunden.«
»Dann stellt mir den Mann vor, Vetter.« Lodrik senkte die halb volle Tasse und stellte sie ab. Am Tee selbst schmeckte er nichts Außergewöhnliches. Er konzentrierte sich auf seine geschärften Sinne und glaubte, einen schwachen Geruch von Angst wahrzunehmen, der von seiner Gemahlin ausging.
»Kein Mann, Hoher Herr. Es ist Eure Tochter. Ich dachte es mir beinahe schon, denn ihre rasche Auffassungsgabe ist offensichtlich. Ich brachte ihr vor zwei Tagen das Schachspiel bei, und vorhin hat sie mich bereits geschlagen.« Nesreca legte die Finger zusammen. »Ich habe ihr geraten, doch einmal die Bücher über Taktik und Feldstrategie durchzulesen. Aber leider scheinen diese sie nicht zu fesseln. Ihre Mutter steuert dagegen.«
»Ist das so, Aljascha?«, wollte der Herrscher wissen und legte eine Hand auf den Bauch, als könnte er das Brennen damit lindern.
»Zvatochna soll sich ihr schönes Gesicht nicht ruinieren, was im Lauf einer Schlacht sehr schnell passieren kann«, antwortete sie eisig und schlug den Schleier zurück. Die Narbe an ihrem linken Unterkiefer leuchtete schwach rötlich. »Da, seht, was ein einziger Schlag mit einem Ring verursachen kann.« Ihr Körper bebte. »Meine Schönheit ist dahin, Lodrik. Nicht nur, dass meine Tochter mir den Rang bereits abläuft. Mein eigener Gatte richtet mich zu wie eine Dirne aus der Gosse.«
»Dann geh zu Jamosar und lass dir die Narbe behandeln, solange sie noch heilbar ist«, empfahl er ihr. Wieder zuckte er zusammen, als es einen Stich in ihm tat. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste ihn. Sein Konsultant sah ihn besorgt an.
Die Kabcara sprang auf und warf den Hut zu Boden. »Ich war bereits beim Cerêler«, schrie sie ihn hasserfüllt an. »Er kann nichts weiter tun, weil du deine verdammte Magie eingesetzt hast.« Sie brachte ihr verunstaltetes Antlitz ganz dicht vor seine Augen. »Sie wird bleiben, du Narr. Du hast mich entstellt. Auf ewig.«
Lodrik musste lachen. »Wenn Waljakov noch lebte, wäre er zutiefst befriedigt. So hast du nach Jahren Gleiches mit Gleichem vergolten bekommen.« Die nächste Schmerzwelle rollte heran. Keuchend krümmte er sich zusammen und fiel vom Sitz.
»Noch etwas Tee, mein Gemahl?«, sagte sie gehässig von oben herab und schüttete den letzten Rest ins Gesicht des Liegenden. »Er wurde nur für dich zubereitet. Ich hatte es satt zu warten, bis einem Fanatiker endlich das gelingt, worauf ich seit dem ersten Tag unserer Hochzeit warte. Diese Narbe war zu viel.«
Der heiße Tee lief dem Herrscher in Augen und Nase, wo es sofort zu brennen begann. »Was ist das?«, presste er mühsam hervor. »Elende Giftmischerin! Ich …«
»Du wunderst dich, weshalb deine Magie dir nicht hilft, ist es nicht so?«, triumphierte sie. »Die Antwort ist ganz einfach: Ich habe dich mit Magie vergiftet.«
Nesreca, der außerhalb von Lodriks Gesichtsfeld saß, wagte ein anerkennendes Nicken. Jetzt kannst du nur hoffen, dass er wirklich stirbt. Tut er es nicht, werde ich dir gewiss nicht beistehen.
»Dein Hofcerêler hat mir schon manche Gefälligkeit erwiesen. Er hat einen tödlichen Stoff für mich mit Kräften behandeln lassen, ähnlich wie Heilsteine entstehen. Da deine Magie nichts Gutes bewirken kann, dachte ich mir, dass etwas Gift mit einem Schuss grüner Magie bestimmt tödlich wirken wird.« Aljascha betrachtete ihn. »Und nun schaue ich dir beim Sterben zu.« Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Du wirst dein viertes Kind nicht mehr sehen, das schwöre ich dir. Der Thron gehört mir.«
Der Konsultant trug einen schweren Kampf mit sich aus. Stellte er sich nicht auf die Seite des Kabcar, könnte ihm das später – falls Lodrik überlebte – zum Nachteil gereichen. Griff er aber ein und der Herrscher starb trotzdem, wäre Aljaschas Vertrauen dahin.
Dann regle ich das diplomatisch. Er setzte eine Verschwörermiene auf, blinzelte der Kabcara zu und sagte laut: »Ich hole Hilfe, Hoher Herr. Haltet durch!« Mit einem unauffälligen Zeichen gab er der rothaarigen Frau zu verstehen, dass er dies nicht wirklich beabsichtigte, und lief hinaus.
Sie hat Recht, dachte Lodrik dämmrig. Ich kann nichts Gutes mit meiner Magie bewirken. Es wäre mir nie aufgefallen, hätte sie es nicht ausgesprochen. Er riss sich zusammen
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