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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den meisten schepperte und krachte es nur.« Der Kalisstrone fuhr sich über das Kinnbärtchen. »Irgendwann gab es niemanden mehr, der sie zum Klingen bringen konnte; der Wald wuchs, man vergaß sie. Ende der Geschichte.«
    »Du hast keine große Lust heute Abend, Geschichten zu erzählen, was?«, schätzte Lorin.
    »Nein, wirklich nicht.« Arnarvaten seufzte und sank in sich zusammen. Dann stand er unsicher auf und langte nach dem Mantel. »Richte deiner Schwester aus, dass ich noch etwas nachlesen muss. Bald steht ein neuer Vortragswettbewerb an. Das kostet Vorbereitung.« Beinahe fluchtartig hastete er zur Tür und riss sie auf. »Bis dann.« Krachend fiel die Tür ins Schloss.
    »Ist er weg?«, fragte Fatja aus der Küche, und ihre Stimme klang erstickt.
    »Ja. Er muss sich noch auf den Wettbewerb vorbereiten«, gab Lorin die Ausrede des Geschichtenerzählers weiter.
    Er hörte, wie seine Schwester leise schluchzte und sich die Nase schnäuzte. Dann klirrten die Tassen, eine davon zerschellte am Boden. Die Scherben flogen bis in den Gemeinschaftsraum.
    Lorin half der schniefenden Frau, die Tonsplitter einzusammeln. »Keine Sorge, große Schwester«, meinte er aufmunternd und drückte sie an sich.
    »Oh, hört, wie er spricht, der Mann, der schon so viele Abenteuer hinter sich hat, wie Schneeflocken aus dem Himmel fallen«, zog sie ihn gutmütig auf. »Danke für deinen Beistand, kleiner Bruder. Und nun ab ins Bett. Du musst morgen bestimmt wieder mit Blafjoll zum Fischen ausfahren.«
    Matuc stand abseits des Geschehens. Erinnerungen an alte Zeiten stiegen bei dem Namen »Kensustria« aus den hintersten Winkeln seines Gedächtnisses auf. Er dachte an die Reise zu dritt, die er vor vielen, vielen Jahren unternommen hatte. Vor sich sah er das Gesicht von »Ritter Aufbraus«, wie er in seiner typisch herablassenden Art »Dankt mir nicht für meine Milde« sagte.
    Fast schon gegen seinen Willen kehrte auch die Erinnerung an Belkala zurück. Noch immer wusste er genau, wie sie aussah. So viel war damals geschehen, in Granburg, in Ulsar, das nun in weiter, weiter Ferne lag, beinahe so, als wäre er in einem anderen Leben dort gewesen. Aber der Vergangenheit würde er nicht entfliehen können, zumal sie ihm in Gestalt von Waljakov gefolgt war.
    »Ha«, entfuhr es ihm halblaut, »ein halber und ein ganzer Greis, die einen Jungen unterschiedlicher nicht erziehen könnten.«
    Matuc trat zum Fenster, stemmte sich gegen die Fensterbank und ließ den Blick über den Himmel schweifen. Die Sterne spiegelten sich schwach in der ruhigen, tiefschwarzen See des Hafenbeckens. Nebel zog auf und umspielte das Hausboot ebenso wie die anderen Schiffe, die an den Molen vertäut lagen.
    Ulldrael wird mir ein Zeichen senden, wenn die Zeit zur Rückkehr kommt. Und ich bete inständig, dass ich sie noch erleben darf.

    Drei Wochen später war das Land von einer Lage Schnee bedeckt.
    Acht Tage lang waren dicke, große Flocken aus den Wolken gewirbelt; danach sanken die Temperaturen, dass der Atem in der Luft zu feinen Eiswölkchen gefror.
    Mensch und Tier suchten die behagliche Wärme in Haus und Stall, etliche wilde Waldbewohner zog es in Richtung der Stadt. Mehr als einmal musste die Wache die Tore schließen, weil sich Bären, angelockt von den Gerüchen, vor den Mauern herumtrieben.
    Unter diesen Umständen war es Lorin nur schwer möglich, Ausflüge zu den Klingenden Steinen zu wagen. Aber bis zum Frühjahr wollte er nicht mehr warten, dafür brannte er zu sehr darauf, Jarevrån seine Überraschung zu zeigen.
    Zu seiner eigenen Verwunderung stellte er fest, dass der Schnee nicht auf den blanken Steinen liegen blieb. Als wären die eiförmigen, glatten Felsen von innen gewärmt, schmolz jeder weiße Kristall, der sich auf sie senkte. Doch die Oberfläche fühlte sich kalt an, und die Steine schwangen wie immer, wenn er sie mit einem Ast anschlug.
    Lorin hatte sich bei seinen beschwerlichen Ausflügen durch den tiefen Schnee seine Gedanken gemacht, weshalb die vergessenen Steine ausgerechnet bei ihm diese wunderschönen Töne erzeugten, anstatt wie in der Vergangenheit entweder ihren Dienst zu verweigern oder die Menschen durch Scheppern in die Flucht zu schlagen. Ob es mit meiner Magie zusammenhängt, dass ich die Steine klingen lassen kann?
    Eines Abends, kurz bevor er die Lichtung völlig durchgefroren verlassen wollte, kam ihm ein Einfall.
    Vorsichtig erteilte er dem größten der Steine mit seinen Fertigkeiten einen leichten Schlag,

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