Die Magie Des Herrschers
so als wollte er einen Kieselstein wegschnippen.
Das Resultat war überwältigend. Nicht nur, dass der Ton klarer und reiner über die waldfreie Fläche hallte, der Stein glomm dunkelblau auf.
»Bei allen Göttern!« Behutsam wiederholte er seinen Versuch und hielt den magischen Reiz auf den Stein aufrecht. Der Ton wurde lauter, je länger er seine Fertigkeiten auf das Gestein einwirken ließ, und das Leuchten intensiver.
Dann wollen wir mal sehen, wie viele ich auf einen Schlag zum Klingen bringen kann. Es bedurfte starker Konzentration, um alle Steine anzusprechen, aber es gelang. Ein wunderschönes, vielstimmiges Konzert hob an, begleitet von einem beruhigenden Schimmern.
Lorin konnte sich des wohligen Schauders, der ihm über den Rücken lief, nicht erwehren. Im Zustand des völligen Hochgefühls machte er sich kurz vor Einbruch der Dämmerung auf den Rückweg. Auch wenn die Sonnen auf halber Strecke verschwunden waren, die reflektierende Schneefläche sorgte dafür, dass es nicht richtig dunkel wurde.
In leichtem Dauerlauf trabte der Knabe auf das verschlossene Stadttor zu und trat in den Schein der aufgestellten Fackeln.
»Wer da?«, rief ein Wächter von oben. »Ach, der kleine Fremdländler ist es.« Der riesige rechte Flügel schwang zurück.
Rantsila erschien in dem breiten Durchgang und winkte Lorin herein. Sein Gesicht wirkte nicht besonders freundlich, die grünen Augen ruhten forschend auf ihm. »Du bist spät dran, Lorin. Was gibt es denn im Wald so Besonderes, dass man sich bis nach Einbruch der Nacht dort herumtreiben muss?«
»Nur ein paar Bäume und hungrige Eichhörnchen«, sagte der Junge flüchtig und wollte schleunigst an dem Milizionär vorüber.
Doch dessen Hand legte sich auf Lorins Schulter. »Komm mit ins Wachhaus.«
»Aber Matuc und Fatja warten«, begehrte er auf. »Du machst dich nicht bei meiner großen Schwester beliebt, wenn ich ihr sagen muss, dass ich deinetwegen so spät nach Hause komme.«
»Das ist mir egal.« Rantsila schob ihn ins Warme der kleinen Stube, in der sich die Ausrüstung der Wärter befand, die später ihren Dienst versehen würden. Der Mann bugsierte Lorin etwas unsanft auf einen Stuhl, zog die dicke Pelzjacke aus und betrachtete ihn. »Und nun erzähle, was du wirklich da draußen machst.«
»Ich füttere Eichhörnchen und dressiere sie.« Lorin blieb hartnäckig bei seiner Lüge und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust; seine Augen wichen Rantsilas forschendem Blick aus. Er wollte das Geheimnis der Klingenden Steine nicht preisgeben. Nicht bevor er es Jarevrån gezeigt hatte.
Der Mann rieb sich nachdenklich den schwarzen Kinnbart. »Du bist sehr oft bei den Eichhörnchen. Die Wachen sagen, dass sie dich mehrmals in der Woche dabei beobachten, wie du Bardhasdronda verlässt.« Rantsila legte den Kopf ein wenig schief und holte Luft. »Wir beide kennen uns, Lorin, und ich würde dir niemals etwas zutrauen, was unsere Stadt in Gefahr bringt. Aber die Wachen werden misstrauisch. Manche vermuten, du würdest dich mit Jägern aus Vekhlathi treffen, um ihnen unsere besten Wildstellen zu zeigen. Die alte Nurna hat sie ganz in der Nähe gesehen, als sie im Wald war, um Feuerholz sammeln.« Gespannt wartete er auf eine Reaktion des Knaben, den er mehr oder weniger einem Verhör unterzog.
Das wird ja immer schöner, dachte Lorin verzweifelt. Soini macht gemeinsame Sache mit der Nachbarstadt, und ich kassiere die Schelte dafür. »Unsinn«, erwiderte er knapp. Sein Verstand arbeitete hektisch. Wenn er den Pelzjäger jetzt anschwärzte, hätte er keine Beweise für seine Behauptungen. Dem Wort eines Fremdländlers würde vielleicht Kalfaffel vertrauen, nicht aber der Rest der Stadt, so unbeliebt Soini bei vielen auch war.
»Geht das ein wenig ausführlicher?«, versuchte der Milizionär ihm mehr zu entlocken.
»Völliger Unsinn«, erhöhte Lorin und blickte zur Seite.
»Es kann noch schlimmer kommen«, warnte Rantsila vorsorglich. »Andere nennen die Lijoki in einem Atemzug mit dir. Manche fanden es absonderlich, dass du damals das Signal erst gabst, als die Räuber schon beinahe fertig waren.«
»Jetzt stecke ich auch noch mit denen unter einer Decke? Und sie treffen sich mit mir und den Vekhlathi im Wald? Ist das das Neueste?«, brauste der Junge auf.
»Ich sage doch nur das, was man mir zuträgt«, sagte Rantsila, bemüht, den Zorn des Knaben zu dämpfen.
»Was dir Kiurikka zuträgt, oder?«, konterte Lorin, ein wenig erstaunt über seinen
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