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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lieder zu spielen.
    Sollte das hier ein Ort sein, an dem die Kalisstri früher Musik gemacht haben? Er würde Jarevrån nicht eher hierher führen, bis er eine Melodie für sie komponiert hatte. Damit werde ich sie bestimmt überraschen können. Und es ist mit Sicherheit etwas Einmaliges.
    Als er die Moossoden sah, die sich um die Steine herum türmten, befielen in Zweifel, ob er richtig gehandelt hatte. Doch er vertraute darauf, dass der fallende Schnee seine Tat verbergen würde. Sorgsam schichtete er die Stücke so auf, dass er sie als Treppe benutzen konnte, da er sich nun nicht mehr an dem Bewuchs auf die Steine ziehen konnte.
    Er war gerade fertig, als er ein leises Grollen vernahm.
    Lorin musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da hinter ihm aufgetaucht war. Mit ganz behutsamen Bewegungen kletterte er auf seinen Hochsitz; dann erst wagte er, einen Blick nach unten zu werfen.
    Ein neuer Besucher belagerte die Lichtung. Und zwar nicht irgendeiner, sondern ausgerechnet eines der meistgefürchteten Raubtiere in der Gegend von Bardhasdronda.
    Der Schwarzwolf, auf den es Soini und seine Kumpane abgesehen hatten, kauerte im Moos und beobachtete den Knaben. Wie den Gamur und den Hornwal betrachteten die Kalisstri das Tier als heilig, da es seine leuchtenden weißen Augen der Legende nach von der Bleichen Göttin höchstselbst erhalten hatte.
    Das war dem Jungen im Augenblick jedoch herzlich gleichgültig. Unpassenderweise erinnerte er sich ausgerechnet jetzt an die Geschichten von Arnarvaten, in denen die Schwarzwölfe äußerst selten eine menschenfreundliche Haltung einnahmen.
    »Und was machen wir jetzt, mh?«, fragte Lorin das heilige Tier. »Frisst du mich, oder lässt du mich nach Hause gehen?«
    Der Wolf gähnte, legte den Kopf zwischen die Vorderpfoten und machte es sich bequem. Mächtige Muskeln zuckten unter dem dichten Fell. Der Anblick war faszinierend.
    »Das wird also eine Belagerung«, schloss der Junge aus dem Verhalten des Wolfs. »Ich sage dir was. Soini und vier andere wollen deinen Pelz, wenn ich sie richtig verstanden habe, also solltest du auf ihn Acht geben. Ich habe mit der Sache nichts zu tun, hörst du?«
    Hörbar witterte der Wolf in seine Richtung, die Ohren neugierig aufgestellt.
    »Ich tue dir nichts, und du tust mir auch nichts«, verhandelte Lorin, als hätte er es mit einem Menschen zu tun. Hoffentlich hat es sich nicht herumgesprochen, dass ich den Gamur getötet habe, sonst glaubt mir der Wolf nie.
    Als die Sonnen hinter den Bäumen versanken, wurde es schlagartig eisig und dunkel im Wald. Eine ganze Nacht würde er in dieser Bekleidung wohl nur mit viel Glück ohne größeren Schaden überstehen.
    »Ich finde, dass du einen recht friedlichen Eindruck machst«, verkündete Lorin und begann vorsichtig mit dem Abstieg. Das mulmige Gefühl im Bauch verdrängte er, um sich auf seine Kletterpartie konzentrieren zu können. Der Wolf hob den Kopf. »Ich komme jetzt herunter, gehe ganz vorsichtig an dir vorbei und bringe dir das nächste Mal einen Knochen mit.« Seine Füße setzten auf dem Waldboden auf. Wie auf rohen Eiern gehend, schritt er mit pochendem Herzen und einer gehörigen Portion Angst im Nacken über die Lichtung, wobei er absichtlich keinen Blick nach hinten warf, aus Furcht, der Schwarzwolf könne sich dadurch provoziert fühlen.
    Kaum hatte er das Unterholz erreicht, spurtete er los. In einer neuen Bestzeit hetzte er durch das Dickicht auf die Straße und weiter nach Bardhasdronda.
    Wie ein Wirbelwind stürmte er in den großen Raum des Hausbootes, das erste Wort von seinem Abenteuer bereits auf den Lippen. Beinahe wäre er in die kleine Ansammlung von Gläubigen gerannt, die sich hier eingefunden hatten.
    »Oh, Verzeihung, ich wollte nicht stören«, rief Lorin, riss sich die Mütze vom Kopf und drückte sich an der Hand voll Gläubigen vorbei, die sich mehr oder weniger geheim bei Matuc trafen, um Ulldrael mit stillen Gebeten zu ehren. Der Geistliche gestattete mit Rücksicht auf seine junge Gemeinde eine solche leise Art der Verehrung, weil er die Kalisstri nicht den täglichen Anfeindungen ihrer Mitmenschen aussetzen wollte. Aber eines Tages, so sagte er immer wieder, wäre die Zeit der Geheimnistuerei vorüber. Jetzt aber nickte er Lorin freundlich zu und fuhr fort, die Lehren Ulldraels über die Landwirtschaft zu verkünden.
    Lorin suchte Fatja, die am Herd in der kleinen Kochnische stand und abwesend in einem Topf rührte. Der Junge warf einen schnellen Blick in

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