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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Meddohârs begegneten ihr. Im Gegensatz zu Ulsar musste eine Frau hier keine Angst haben, nachts allein durch die Straßen zu gehen. Auch wenn die Kensustrianer seltsam anzuschauen waren, primitive Kriminalität war ihnen in der Art, wie man sie in Ulldart allerorten traf, unbekannt. Zudem sorgten Nachtwächter für zusätzliche Sicherheit, die in erster Linie zur Verhinderung von Bränden ihre Runden drehten.
    Soscha spazierte die Häuser entlang, nahm den Geruch der ungewöhnlichen Bäume, Sträucher und Pflanzen auf, der in der Luft lag und schmeckte die Nachtluft mit all ihren Nuancen auf der Zunge.
    Verdutzt blieb sie stehen, als sich von vorn eine seltsam anmutende, intensive Lichtquelle näherte, die ihren Schein weit voraus warf. Sie schimmerte in einer Farbe, für die Soscha keinen Ausdruck kannte, und kam rasch näher. Nun hörte sie Geräusche, wie sie ihr aus der Zeit in der »Verlorenen Hoffnung« noch in bester Erinnerung waren. Ein Tross Gerüsteter bewegte sich auf sie zu.
    Die Ulsarin wusste nicht, warum sie so handelte. Vielleicht entstand es aus der Abneigung gegenüber Bewaffneten heraus. Sie huschte in den Torbogen eines Hausdurchgangs, um aus dem Schutz der Dunkelheit heraus die Krieger, die man tagsüber kaum in den Straßen zu sehen bekam, genauer zu betrachten.
    Als die Angehörigen der Kriegerkaste ihr Versteck schweigend passierten, erkannte sie ihren Fehler. Es war keine Laterne, die sie gesehen hatte. Das undefinierbare Leuchten umgab einen eindrucksvollen Kensustrianer, der wie alle anderen in einer nachtgrünen Rüstung mit goldenen Brustintarsien steckte.
    Sie legte eine Hand auf den Mund, um ihr überraschtes Keuchen zu unterdrücken. Alle anderen der neun Kriegerinnen und neun Krieger, die einen üblichen hoch gewachsenen Kensustrianer an Größe noch übertrafen, schimmerten in der gleichen Farbe, wenn auch nicht so intensiv. Daher war ihr das Phänomen zunächst nicht aufgefallen.
    Der Zug war an ihr vorüber. Bei Ioweshbra und Ulldrael, was sind denn das für welche? Wir wollen doch mal sehen, wohin sie gehen.
    Doch so sehr sie sich auch anstrengte, ihre Füße und ihr restlicher Körper gehorchten ihr nicht. Wie mit dem Erdboden verwachsen, stand Soscha als lebendes Denkmal in dem Durchgang.
    Panisch versuchte sie, die Hand von ihrem Mund zu nehmen, um auf sich aufmerksam zu machen. Nichts tat sich. Sie bemerkte nur, dass sie selbst von einem schwachen, unergründlichen Glimmen bedeckt war, das sich langsam verlor. Als es endete, erhielt sie die Kontrolle über ihre Glieder zurück und musste sich erst einmal setzen.
    »Was war das?«, sagte sie zu sich selbst. Ich werde viel zu Ioweshbra beten müssen, damit er mir hilft, dem Unerklärlichen auf die Spur zu kommen.
    Langsam erhob sie sich und beeilte sich, die restliche Strecke zur Unterkunft zügig zurückzulegen. Allem Anschein nach trug ein Teil der Kensustrianer magisches, wahrscheinlich intuitives Potenzial in sich, das sie auch anwandten. Die unnatürliche Lähmung, die sie ergriffen hatte, diente als Schutz vor unliebsamen Verfolgern. Es blieb die Frage, ob sie von dem Anwender der Kräfte bemerkt worden war oder ob die Magie von selbst reagierte und sie an einen Fleck bannte.
    Aufgekratzt stürmte sie ins Haus und lief hinauf in ihr Arbeitszimmer, um augenblicklich ihre Eindrücke und Gedanken zu notieren. Wenn die Kensustrianer den Umgang mit den Energien beherrschten, würden sie ihr und Sabin bei der Ausbildung unter Umständen behilflich sein.
    Die Feder flog nur so über das Papier, und Soscha vergaß alles um sich herum. Deshalb bemerkte sie den Tersioner, der sich ihr näherte, viel zu spät. Schwer fiel die kräftige Hand des einstigen Minenarbeiters auf ihre Schulter.
    »Ich habe auf dich gewartet«, lallte er, und eine Alkoholwolke hüllte sie ein.
    Erschrocken schrie sie auf. Die Spitze des Kiels schrammte quer über das Pergament und brach. Schwarz ergoss sich die restliche Tinte aus der Feder und rann über die Schrift.
    »Wo warst du?«, sagte er langsam, um von der Ulsarin verstanden zu werden. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Soscha nahm seinen Arm von ihrer Schulter, stand auf und wandte sich zu ihm um. In der Linken hielt er eine fast leere Branntweinflasche, seine Augen waren rot geädert und trübe. Die feuchten Bahnen auf seinen Wangen verrieten, dass er geweint hatte. »Sabin, du bist betrunken. Geh zu Bett. Ich werde dir morgen alles berichten.« Sanft schob sie ihn zur Tür.
    Der Tersioner

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