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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mann. »Lass den Kopf nicht hängen. Die Magie zu beherrschen erfordert vermutlich Jahre der Übung, die der Kabcar und seine Kinder sich genommen haben. Du bist besser als sie.« Sabin schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Oder zumindest arbeiten wir daran, dass du besser wirst.«
    »Ich danke dir für deinen Beistand.« Müde stand er auf und schaute in ihre braunen Augen. »Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir beide, dass ich keine große Hilfe im Kampf gegen die anrückenden Truppen oder etwaige magische Gegner sein werde.« Er hob die Hand kraftlos zum Gruß und verließ das kleine Zimmer, in dem er und die Ulsarin seit Wochen schon versuchten, dem Geheimnis der Zauberkunst auf die Schliche zu kommen. Zwar gelang es ihnen zunehmend, aber der Nutzen, der von der Theorie kam, ließ sich in der Praxis nicht umsetzen.
    Was nützt es, dass ich Magiefarben unterscheiden kann?, ärgerte sich Soscha, fasste die halblangen braunen Haare zu einem Zopf zusammen und verließ den Raum, um sich ein wenig auf der Terrasse des kleinen Hauses auszuruhen, in dem sie, Sabin und Stoiko zusammen mit drei Dienern aus Ilfaris untergebracht worden waren. Was nützt es zu wissen, dass, je stärker ein Farbton ist, desto intensiver, größer die Wirkung der Magie ist?
    Auf dem Weg durch ihr Zimmer ließ sie ihre Kleider zu Boden fallen, griff im Vorbeigehen den Stapel Unterlagen, in denen jeder Versuch akribisch genau aufgezeichnet war, und setzte sich in Unterwäsche auf einen Liegestuhl, der auf die untergehenden Sonnen ausgerichtet war.
    Die Ulsarin genoss die Wärme Kensustrias; selbst zu dieser Jahreszeit empfand sie als Kind des Ostens die Temperaturen noch als äußerst angenehm. Die Bewohner Meddohârs sahen das anders und hatten ihre Garderobe längst auf wärmere Kleidung umgestellt.
    Soscha blätterte die Unterlagen durch. Sabin, ein Mienenarbeiter aus Tersion, konnte seine Magie noch immer nicht wirklich kontrolliert einsetzen. Unterbewusste Sperren, so vermutete die Frau, verhinderten eine bessere Ausnutzung seines magischen Potenzials, das sie als ein blaues Leuchten um ihn herum registrierte.
    Zurzeit experimentierten sie, ab welchem Alkoholpegel diese geistige Barriere am leichtesten zu durchbrechen war. Mit starken Gefühlen – einer anderen Möglichkeit, das mentale Hindernis zu überwinden – hatten sie keine guten Erfahrungen gemacht. Die zerstörerischen Energien, die Sabin aus dem Affekt heraus aus den Fingerspitzen sandte, zuckten ungezielt durch die Gegend und sorgten für wahllose Zerstörung. Das war aber nicht Sinn der Sache.
    Mehrmals täglich verbrachten sie Zeit damit, dass er Energien freisetzte und sie ihn überwachte. Anhand des veränderten Leuchtens versuchte sie ihm Ratschläge zu erteilen. Aber entweder begriff er die Anweisungen nicht, oder die Magie hatte ihren eigenen Verstand, und der schien äußerst eigenwillig zu sein. Soscha hatte den ehemaligen Minenarbeiter als »Intuitiven« eingestuft, der nach dem gleichen Prinzip »funktionierte« wie die Cerêler: Sie gebrauchten weder Worte noch Gesten, um ihre Fertigkeiten anzuwenden.
    Und dennoch machte Sabin Fortschritte, allerdings ungewollt. Sein herkömmliches blaues Schimmern war kräftiger, intensiver geworden. Das zeigte, dass seine Kraft als solche an Stärke zugenommen hatte. Von nun an bedeutete jeder Versuch mit der Magie eine größere Gefahr für ihr eigenes Leben und sämtliche Einrichtungsgegenstände um den Tersioner herum. Zu allem Überfluss, so meinte sie zu spüren, hatte sich der Mann in sie verliebt. Sie aber empfand nichts weiter für ihn.
    Verärgert über sich selbst, da sie sich nicht konzentrieren konnte, kleidete sie sich an und machte einen Spaziergang durch Meddohâr, um innerlich zur Ruhe zu kommen.
    Die Sonnen wanderten in Richtung des Meeres, und die weißen Häuser badeten in den Farben eines wundervoll anzusehenden Sonnenuntergangs.
    Soscha betrat die kaleidoskopischen Arkadengänge des Tempels zu Ehren von Ioweshbra, einer Gottheit, die eine nicht geringe Anzahl eher niedrig gestellter Kensustrianer für alles Unerklärliche verantwortlich machten. Auch sie hatte sich mit Ioweshbra angefreundet, weil sie Magie nach wie vor für etwas Unerklärliches hielt. Das verwirrende, sich ständig verändernde Durcheinander von geometrischen Mustern und bizarren Färbungen faszinierte sie stets von neuem.
    Als die Stadt schon in tiefer Finsternis lag, trat Soscha den Heimweg auf der untersten Ebene an. Nur wenige Bewohner

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