Die Magie Des Herrschers
dürfen uns nicht dadurch schwächen, dass wir uns über den ganzen Kontinent verteilen. Die anderen beiden Träger der Schwerter sollen unverzüglich in meine Burg kommen. Wenn immer einer von uns über die anderen wacht, wird der, der die Klingen einsammelt, keine Gelegenheit erhalten, uns zu überraschen. Und dann töten wir den, der es gewagt hat, sich mit den Hohen Schwertern in die Schranken zu wagen.«
Mit einer Geste bedeutete er den Versammelten, sich zu erheben. Eigenhändig brachte er die Schilde der gefallenen Kriegerin und der Krieger an der Wand an, während die Ritter niederknieten und Gebete zu Angor sprachen, damit er die Ordenszugehörigen bei sich aufnahm. Mehr als zwei Stunden verharrten sie so im Waffensaal, bevor sich Nerestro erhob.
»Zwei Dutzend unserer Ritter behalte ich hier bei mir, den Rest teilt Ihr in zwei Gruppen, die den Besitzern der aldoreelischen Klingen entgegenreiten sollen, um ihnen wenigstens etwas Schutz zu vermitteln«, befahl er seinem Seneschall. Auch wenn ich nicht glaube, dass unsere Gegner sich dadurch aufhalten lassen werden.
»Habt Ihr einen Verdacht, wer die Schwerter an sich nimmt, Großmeister?«, fragte Kaleíman.
»Keinen, den ich beweisen kann«, deutete Nerestro an. »Und es würde Euch nichts nützen, wenn ich ihn äußerte.« Sein Blick schweifte über die Gesichter seiner Untergebenen. »Ihr wisst, was auf dem Spiel steht. Wenn diese letzten vier Waffen verschwinden, gibt es nichts, was Sinured und seine Verbündeten, an welcher Stelle sie auch sitzen, aufhalten kann, nicht einmal die vom Kabcar so viel gepriesene Magie. Über alles andere, was Ihr zu den besonderen Schwertern gesagt habt,
werde ich nachdenken, Kaleíman von Attabo.«
Die Gerüsteten verließen den Waffensaal.
Müde sank Nerestro auf seinen Stuhl. »Ach, Ihr meint, ich habe mich lange genug zum Narren halten lassen?«, sprach er müde in die leere Luft. »Ich habe geschworen, mich nicht mehr in die Politik einzumischen, und ich werde mein Wort halten. Dem Hause Bardri bin ich treu ergeben; so lautete die Vereinbarung, die ich damals mit dem Kabcar traf, um den Orden vor dem Untergang zu bewahren.« Er schwieg einige Zeit, sein Gesicht zeigte Wut. »Mich zu beleidigen fruchtet nicht, Rodmor von Pandroc! Verschwindet!« Er legte sich die Hände auf die Ohren und schloss die Augen. »Ich sage dem Kabcar Bescheid, mehr werde ich nicht tun. Und nun lasst mich in Ruhe!«
Die Sonnen sanken; ihr warmer, goldener Schein fiel durch die Fenster, legte sich auf den Großmeister und wärmte ihn. Seufzend nahm er die Hände herunter und ließ den Kopf kreisen, dass seine Nackenwirbel knackten.
Dann öffnete er die Augen, die einen entschlossenen Ausdruck trugen. Es wird Zeit, etwas zu tun.
Er verließ den Waffensaal und begab sich in seine Schreibstube, um einen Brief aufzusetzen, den er durch einen Boten dem Kabcar persönlich aushändigen lassen wollte.
Ausführlich schilderte er die bisherigen Ereignisse rund um die aldoreelischen Klingen und verschwieg auch nicht, dass Meister Hetrál, wie ihm zugetragen worden war, von Hemeròc angegriffen worden sei. Ferner legte er in dem Schreiben die Vermutung nahe, dass entweder Hemeròc oder eine noch vertrautere Person im Umfeld des Herrschers ein doppeltes Spiel trieb. Ausdrücklich wies er darauf hin, dass das Böse etwas vorbereitete, er aber nicht wüsste, was es beabsichtige. Das sollte ausreichen, um den Kabcar ein wenig aufmerksamer zu machen, schätzte er.
Nach einigem Zögern fügte er weitere Zeilen an, in denen nur der Herrscher eine besondere Bedeutung erkennen würde, und siegelte den Umschlag.
Kurz danach preschte ein Botenreiter zum Burgtor hinaus.
Prustend tauchte Albugast aus dem Zuber auf und wischte sich die verbliebene Seife aus den blonden Haarstoppeln, die auf dem ansonsten kahl rasierten Kopf standen. Entspannt ließ er sich in dem riesigen Behälter treiben und genoss die Wärme, die ihn von allen Seiten umgab und die verspannten Muskeln lockerten. Die ätherischen Öle, die in das Wasser gegeben worden waren, wirkten zusätzlich wohltuend.
Die Gestalt seines ärgsten Widersachers erschien in der Tür der kleinen Badekammer, dem wärmsten Raum in der ganzen Burg. Selbst in der Kemenate wurde schon lange nicht mehr geheizt; der Herr von Angorjana schien dem weiblichen und dem männlichen Geschlecht gleichermaßen abgeschworen zu haben.
Tokaro warf einen Blick auf Albugast, der ihn wie immer mit Missachtung strafte. Der
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