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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hat mir gerade noch gefehlt.
    Der blonde, gut aussehende und vor allem äußerst ehrgeizige Mann hätte der nächste Knappe des Großmeisters werden sollen, doch das Auftauchen des einstigen Gesetzlosen machte seine Pläne zunichte. Er war einem anderen Ordensritter zugeteilt worden, der bei weitem nicht das Prestige eines Nerestro von Kuraschka vorzuweisen hatte. Dafür verabscheute Albugast den Konkurrenten, feindete ihn an, wo es nur ging, und ließ seit dem Erscheinen auf der Burg keine Gelegenheit aus, Tokaro bloßzustellen.
    Zu allem Überfluss schien der Großmeister die Ausbildung des unbekannten Jungen, den er eines Tages wie ein Findelkind mitgebracht hatte, aus irgendeinem Grund mit Gewalt voranzutreiben. Die Aufmerksamkeit, die auf seine täglichen Übungen gelegt wurde, war ungleich höher als bei allen anderen. Auf der anderen Seite erfuhr man nichts über die Vergangenheit des Neulings, niemand wusste etwas Genaues über ihn zu sagen. Adliger Herkunft, da war sich Albugast sicher, konnte er bei den fehlenden Manieren nicht sein. Der Neid nagte an ihm, und er konzentrierte seine Wut über die Zurücksetzung voll und ganz auf seinen Widersacher.
    »Verschwinde, Filzlaus«, begrüßte er Tokaro unfreundlich. »Der Zuber ist voll.«
    »Ich will gar nicht hinein. Es schwimmt genug Dreck darin herum, dass man danach noch mal baden müsste«, lachte der Junge mit den leuchtend dunkelblauen Augen, der mehr und mehr zum Mann geworden war.
    Ohne auf das Fluchen des Knappen zu achten, zog er sich grinsend zurück, um sich in der Rüstkammer, unbeobachtet von den anderen, zu waschen und umzuziehen. Wenn auch nur einer der Männer sein Brandzeichen entdeckte, wäre sein Leben als ein zukünftiger Ritter Angors zu Ende. Da ihm die Ausbildung gefiel, wollte er das nicht in Kauf nehmen.
    Dass er die Nähe der anderen im unbekleideten Zustand mied, machte ihn zu einem Sonderling. Nacktheit gegenüber den eigenen Mitgliedern bedeutete nichts Anstößiges im Orden, und dass ihm diesbezüglich Privilegien eingeräumt wurden, sorgte für Gerüchte. Die Ringerübungen absolvierte er ebenso in einem reißfesten Lederhemd wie das Laufen, Schwimmen oder andere Körperertüchtigungen. Die Ausrede, er trage am gesamten Oberkörper einen hässlichen Hautausschlag, verlor mehr und mehr ihre Wirkung.
    In aller Eile streifte Tokaro das Kettenhemd ab und wechselte die verschwitzte Kleidung. Nachdem er den Übungskampf hinter sich gebracht hatte, stand nun das Armbrustschießen an. Der Umgang mit der Fernwaffe fiel ihm leicht, aber noch lieber hätte er seine Büchse zurück. Er vermisste das Donnern, den Rückschlag, der den Schaft gegen die Schulter drückte, und Geruch des Pulverdampfes. Zudem waren die Feuerwaffen, was den Durchschlag auf größere Entfernung anbelangte, der Armbrust überlegen.
    Den wattierten Waffenrock darunter und das Hemd aus unzähligen geflochtenen Ringen darüber, trabte er in die Halle, in der die Schießübungen stattfanden. Unterwegs steckte er sich drei eingelagerte Winteräpfel ein, falls er Hunger bekommen sollte. Kurz nach ihm erreichte Albugast den Ort.
    Einer der erfahrenen Ritter erschien und koordinierte den Ablauf des Unterrichts. Die aus Stroh geflochtenen Zielkörbe wurden in fünfzig Schritt Entfernung aufgestellt. Hätte Tokaro seine Büchse noch besessen, so wäre er angesichts dieser Entfernung in schallendes Gelächter ausgebrochen. Schweigend und geordnet wiederholten die Jungen im ständigen Wechsel Laden und Schießen. Der Ritter verließ den Saal.
    Einfach nur in die Mitte zu treffen war dem Ulsarer zu langweilig. Daher begann er, mit den Bolzen eine gerade Linie von oben nach unten zu ziehen. Der erste Schuss ging in den äußersten der neun unterschiedlich farbigen Ringe, exakt über der mit einem roten Punkt markierten Mitte. Zufrieden lud er nach.
    Albugast lachte laut. »Schaut, wie zielsicher unser Frischling ist.« Er betätigte die Winde an seiner Armbrust, um die Sehne nach hinten zu ziehen, legte einen Bolzen in den Schaft und setzte das Geschoss nach kurzem Zielen fast mittig ins Ziel. »So geht das, du Taugenichts.«
    »Auf unbewegte Gegenstände zu schießen ist keine große Kunst«, meinte Tokaro abfällig. Es wird Zeit, ihm zu zeigen, dass ich mir nicht alles gefallen lasse.
    Sein Rivale lächelte. »Und du hast eine Eingebung, woher wir ein anderes Ziel nehmen sollen?«, erkundigte er sich herausfordernd. »Dachtest du dabei an dich?«
    »Ja«, nickte der Junge und

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