Die Magie Des Herrschers
Soinis?«, fragte sich Matuc.
»Das wussten sie nicht«, bedauerte er. »Wenn er aus Bardhasdronda wäre, so drohte ihm das gleiche Schicksal wie dem Pelzjäger. Die Verbannung auf Lebenszeit.«
»Die hat er sich auch verdient«, meinte Lorin und setzte sich zu ihnen. Sein Blick wanderte durch das Fenster nach draußen, wo der Schnee sich auf dem schmalen Sims türmte. Was er wohl gerade tut?
»Wenn Kalisstra ihm ihre Gnade gewährt, hat ihn der Schwarzwolf erwischt«, gab der Kalisstrone seine Meinung kund. »Alles ist besser, als ein Heimatloser zu sein.«
Matuc schaute, eingedenk der vorhin geführten Unterhaltung, ungewollt zu seinem Ziehsohn. Doch dessen Augen waren immer noch auf die wirbelnden Flocken geheftet. »Was geschieht mit ihm, wenn er sich wieder blicken lässt?«
Blafjoll wischte sich die von der Kälte gerötete Nase am Ärmel ab. »Das wird er nicht wagen. Es bedeutet für ihn das Todesurteil. Dennoch wird er sich rächen wollen. Soini ist ein Hundsfott. Aber leider ein Hundsfott mit einer sicheren Hand, einem guten Auge und einem Bogen.«
Ob er auch der Verräter war, der den Lijoki von der Getreidelieferung erzählt hat? »Wisst ihr, dass Rantsila mich verdächtigt hat, ich könnte gemeinsame Sache mit den Piraten machen?«
»Rantsila ist bei deiner großen Schwester nicht angekommen. Da wird er auf dich auch nicht gut zu sprechen sein«, vermutete der Walfänger grinsend. »Nimm es ihm nicht übel. Er ist eigentlich ein feiner Kerl. Und der beste Kämpfer.«
»Der Zweitbeste«, korrigierte Lorin vergnügt. »Und bald nur noch der Drittbeste.«
»Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?«, erkundigte sich Matuc alarmiert. »Wolltest du mir denn nicht alles erzählen?«
Notgedrungen erklärte der Knabe, welche Abmachung Waljakov mit dem Milizionär geschlossen hatte.
»Rantsila wird dich grün und blau schlagen«, schätzte der Kalisstrone. »Und es wird ihm ein besonderes Vergnügen sein.«
»Nein, keine Angst«, beruhigte ihn Lorin feixend. »Wir schlagen uns nicht mit den Fäusten. Soweit ich weiß, wird es ein echter Zweikampf mit Schwertern sein.«
Blafjoll verzog lobend das Gesicht und prostete dem Knaben zu. »Darauf trinke ich.«
»Dem Glatzkopf werde ich gehörig die Meinung sagen. Einen Jungen gegen einen ausgebildeten Soldaten zu schicken«, empörte sich Matuc und wollte aufstehen. »Dem hat die Kälte wohl den Verstand eingefroren!«
»Nein, nein, lieber Ziehvater …« Lorin drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück auf den Stuhl. »Es ist gut so. Endlich werde ich ausprobieren können, was mir meine Ausbildung bei Waljakov gebracht hat. Und bis zum Kampf ist es noch eine Weile hin. Ich werde noch härter üben als bisher.« Er streckte die Finger aus, und wie von Geisterhand bewegt, flog der Teekessel heran, ohne dass auch nur ein Tropfen verschüttet wurde. »Und meine Magie habe ich auch noch.«
Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol, Provinz Ker,
Burg Angoraja, Winterende 458/59 n. S.
E ine der beiden Gestalten, die im verschneiten Burghof eine Waffenübung abhielten, warf plötzlich den Schild zur Seite, packte das Schwert mit beiden Händen und drang brüllend auf den Gegner ein, der sich aus Angst vor Prügel vollständig hinter die Deckung seiner Paradewaffe zurückzog und es nicht einmal mehr wagte, den Kopf hervorzustrecken. Ein Tritt seines Gegners gegen das metallbeschlagene Holz warf ihn schließlich in den Schnee.
»Er hat eine furchtbare Technik.« Herodin, der vom Fenster des Durchgangs aus den Übungskampf verfolgt hatte, schüttelte den Kopf. »Und er beherrscht sich noch nicht gut genug. Wildes Drauflosstürmen ist schlecht und gegen alles, was Angor von uns verlangt. Disziplin ist nach wie vor ein Fremdwort für ihn.«
»Was erwartet Ihr, Seneschall?«, verteidigte Nerestro von Kuraschka den Gewinner des Gefechtes. »Alles, was er über Schwerter weiß, haben ihm Gesetzlose beigebracht, die sich auf ungezieltes Hauen und Stechen beschränken.« Seine Hand fuhr über die blond gefärbte Bartsträhne. »Ich finde, er hat große Fortschritte gemacht. Wenn es Frühling wird, schicke ich ihn zu einem Turnier. Er wird verlieren, aber Erfahrung sammeln.«
Ohne ein weiteres Wort wandte sich der Großmeister der Hohen Schwerter vom Fenster ab, um seinen Weg in Richtung des Waffensaals fortzusetzen. Die Schmerzen, die er beim Gehen in seinem Rücken spürte, zeigte er nicht. Doch die langen Jahre im Sattel und das Tragen der schweren Rüstungen forderten
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