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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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geheimnisvolle Fest begleiten, das sie alle drei Jahre mit ihrer Mutter und ihrer Tante besuchte. Allein der Gedanke, an ferne Orte zu reisen und fremden Menschen zu begegnen, begeisterte ihn. Menschen aus anderen Ländern! Wie aufregend!
    Ja, es wäre aufregend, falls er den Mut fand, Léti um ihre Hand zu bitten - und falls sie Ja sagte.
    Doch für den Moment hatte er sich genug Sorgen gemacht. Yan stand auf. Dem Stand der Sonne nach lag er seit mehr als einem Dekant grübelnd am Strand, und er musste schließlich auch an die Gegenwart denken: Was würden sie zu Abend essen?
    Er ging zu den Löchern, die er am Morgen in den Sand gegraben und in die er geflochtene Körbe eingelassen hatte. Die Flut war gekommen und gegangen und hatte eine Handvoll Krebse und Muscheln in den Fallen zurückgelassen. Eigentlich war er die ewigen Krebse leid, doch er würde sich mit dem begnügen müssen, was er hatte, schließlich war er nicht mit den anderen Fischern hinausgefahren. Außerdem hatte Léti gewiss auch etwas für das Abendessen vorbereitet.
    Er legte seine Beute in einen Korb und machte sich auf den Rückweg. Yan hatte zwar allein sein wollen, war aber in der Nähe des Dorfs geblieben. Mehr als eine halbe Meile musste er nicht laufen.
    Er war erst seit dem Morgen fort und konnte es doch kaum erwarten, Léti wiederzusehen. Ihm war bislang nie klar gewesen, wie viel sie ihm bedeutete. Solange er denken konnte, waren sie nie länger als ein paar Tage voneinander getrennt gewesen. Plötzlich hatte er das seltsame Gefühl, er könnte sie für immer verlieren.
    Mit diesem Gedanken im Kopf erreichte er die ersten Häuser. Eine Horde Kinder kam ihm entgegengerannt. Yan grinste sie an, doch dann gefror ihm das Lächeln auf dem Gesicht.
    »Léti ist weg! Léti ist weg!«
    Die Kinder umringten ihn und zupften an seinen Ärmeln. Jedes wollte ihm das Geheimnis als Erstes verraten.
    »Léti ist weg! Léti ist weg!«
    Yans Ohren begannen zu rauschen. Weg? Das konnte nicht sein. Bis heute Abend vielleicht, aber doch nicht für länger...
    Dann kam ihm die Mutter des Dorfs entgegen. Sie begann, beruhigend auf ihn einzureden, doch ihre mitleidige Hand auf seiner Schulter sagte mehr als alle Worte. »Sie ist gegen Mit-Tag fort. Sie hat überall nach dir gesucht, aber niemand wusste, wo du warst. Ihre Tante Corenn, die Ratsfrau, ist heute Morgen gekommen und hat sie abgeholt. Es sah aus, als sei etwas Schlimmes geschehen. Sie sind ziemlich überstürzt abgereist.«
    »Léti hat geweint!«, sagte einer der Jungen mit unschuldiger Stimme.
    »In welche Richtung sind sie fort?«
    »Mein Junge, Corenn hat ausdrücklich befohlen, dass ihr niemand folgen solle, und das ist gewiss eine weise Entscheidung. Es wäre besser für dich, wenn …«
    »Wo ist Léti hin?«, fragte er die Kinder.
    Fünfzehn Finger zeigten nach Osten, und die Kinder riefen durcheinander: »Da lang!« und »In diese Richtung!«.
    »Yan, warte!«, befahl die Mutter.
    Doch er hörte ihr schon nicht mehr zu. Er rannte zu seinem Haus, kippte den Inhalt eines Leinensacks auf den Boden und stopfte eine Feldflasche, zwei Hemden, eine Angelschnur, ein paar Haken, sein altes Fischermesser und eine Handvoll getrockneter Früchte hinein. Dann schnappte er sich seine Harpune, rannte wieder nach draußen und schlug die Richtung ein, in die die Kinder gezeigt hatten.
    »Es ist zwecklos. Du kannst sie nicht mehr einholen! Sie sind schon lange fort, und sie haben Pferde!«, rief ihm die Mutter hinterher.
    Doch Yan hatte dem Dorf bereits den Rücken gekehrt.
     
     
    Léti konnte es einfach nicht glauben, und doch war es die Wahrheit. All ihre Freunde, die für sie wie Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, Großmütter und Großväter waren, die Erben von Ji, sie alle waren tot. Sie dachte an ihre Namen, sah jedes einzelne Gesicht vor sich. Ihre Tränen würden nicht für alle reichen, und das machte sie noch trauriger.
    Auch ihre Tante wirkte erschüttert, wenn auch gefasster als sie selbst. Seit ihrer Abreise hatte Corenn kein Wort gesprochen. Sie war die Nacht durchgeritten und hatte nicht geschlafen. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Die beiden trotteten den Weg entlang und zogen die Pferde hinter sich her. Die Tiere lahmten. Auch sie hatten seit dem Abend zuvor keine Rast einlegen dürfen.
    Zwischen zwei Schluchzern zwang sich Léti, ihre Tante zu fragen: »Wie weit gehen wir noch?«
    Corenn schien aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Sie hob den Kopf, sah zum Horizont

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