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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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einzigen Hieb schlug er dem Zü die Hand ab und schlitzte ihm den Bauch auf.
    Die Eingeweide des Mannes quollen ihm über die Beine und auf den Boden, obwohl er verzweifelt versuchte, sie mit seinem blutüberströmten Armstumpf zurückzuhalten.
    Léti wurde schwarz vor Augen, und sie fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.
     
     
    Yan überkam tiefe Verzweiflung. Die Sonne war längst untergegangen, und es war anscheinend doch keine so gute Idee gewesen, eine Abkürzung durch das Buschland im Süden Kauls zu nehmen.
    Er hatte sich verschätzt. Der Mond war nicht hell genug, sein Licht drang nicht durch das dichte Blätterdach. Yans Arme, Beine und sein Gesicht waren zerkratzt und zerschrammt, da er sich immer wieder durch Brombeergestrüpp und andere Dornensträucher kämpfen musste und noch dazu mehrmals hingefallen war. Obwohl er seit kaum zwei Dekanten unterwegs war, blutete er bereits am ganzen Körper. Gesicht und Hände waren dreckverschmiert, die Kleider zerrissen und die Haare verfilzt.
    Außerdem kamen ihm allmählich leise Zweifel. Lief er überhaupt in die richtige Richtung, oder hatte er sich bereits hoffnungslos verirrt?
    Schon zwei Mal hatte er das Gefühl gehabt, an derselben Stelle vorbeizukommen. Sich nach den Sternen zu richten, war schön und gut, wenn man sie denn sehen konnte!
    Nicht nur die Blätter schränkten seine Sicht ein, zu allem Überfluss stieg auch noch feiner Dunst auf, ein Vorbote dichten Nebels.
    Sein Fuß verfing sich in einer Wurzel, und fast wäre er wieder gestürzt, wenn er sich nicht gerade noch rechtzeitig an einem niedrigen Ast festgehalten hätte. Diesmal hatte er Glück im Unglück: keine Dornen.
    Ein paar Schritte vor ihm nahm eine Margolin-Familie Reißaus. Es war das sechste Mal. Dass sie ihn nicht kommen hörten! Die Viecher mussten stocktaub sein. Seltsam, sonst gingen sie ihm fast nie in die Falle.
    Yan verwünschte sich, weil er vergessen hatte, Utensilien zum Feuermachen mitzunehmen. Daran hätte er bei seinem überstürzten Aufbruch als Erstes denken müssen, nicht an die Früchte oder die Angelschnur. Die anderen hatten recht: Er war ein Tagträumer und Taugenichts.
    Fehlte nur noch, dass er über einen Bär oder Wolf stolperte. Mit seinem Fischermesser und der verrosteten Harpune würde er ganz schön dumm dastehen!
    Besser wäre es gewesen, erst ins Nachbardorf zu gehen und das Pferd zu holen. Besser wäre es gewesen, sich eine richtige Waffe zu besorgen. Besser wäre es gewesen, erst in Ruhe über alles nachzudenken, wie er es anderen immer riet.
    Aber dann wäre Léti längst fort gewesen. Vielleicht sogar schon tot.
    Zornig schlug er mit der Harpune nach ein paar Sedaranken, die ihm den Weg versperrten. Mit lautem Sirren flog ein Schwarm fetter Silberfliegen auf. Eine Fledermaus stürzte sich flatternd auf das unverhoffte Festmahl. Yan verjagte das Tier, indem er herumbrüllte und wie verrückt mit den Armen wedelte. Sie konnte zwar nichts dafür, aber sie hatte ihm einen gehörigen Schreck eingejagt.
    Er legte eine kurze Rast ein. Trotz seiner ausweglosen Lage kam ihm ein heiterer Gedanke: Vielleicht war Léti längst ins Dorf zurückgekehrt und machte sich jetzt Sorgen um ihn. Dann wäre er wirklich der größte Trottel aller Zeiten. Sehr schlimm fände er das nicht, denn es wäre zumindest eine Rückkehr in die Normalität.
    Für den Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als immer weiterzulaufen. Er musste versuchen, den Weg wiederzufinden.
    Nach zwei Dezimen stieß er hinter einem Wäldchen auf den Pfad. Erleichtert starrte er in beide Richtungen und hoffte, durch Dunkelheit und Nebel die Silhouette von zwei Reiterinnen auszumachen. Vergebens.
    Jetzt galt es, eine Entscheidung zu treffen. Sollte er zum Dorf zurückgehen und beten, dass sie noch nicht an dieser Stelle vorbeigekommen waren, oder sich gen Osten wenden und hoffen, dass sie irgendwo ein Nachtlager aufgeschlagen hatten? Wenn sie vom Weg abbogen, bevor er sie einholte, würde er sie vermutlich nie wiedersehen.
    Diese Vorstellung jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ohne nachzudenken lief er los, in Richtung lorelische Grenze. Die Erschöpfung von dem Marsch durch das Buschland machte sich bemerkbar, doch er ignorierte seine müden Knochen. Außerdem kam er jetzt sehr viel besser voran, da er nicht mehr ständig über Wurzeln stolperte oder sich durch Dornengestrüpp kämpfen musste.
    Die einzige Schwierigkeit war, den Weg nicht zu verlieren.
    Der Pfad wurde nur wenig genutzt, und er

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