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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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einer Waule. Er stand eine Weile reglos da, die Hand um den Dolch gekrampft, doch niemand kam den Flur entlang. Die Männer unterhielten sich immer noch und schienen ihn nicht gehört zu haben.
    »Nein, nein«, rief jemand laut. »Ich will fünfzig Silberterzen, und keinen Tick weniger. Im Voraus.«
    »Fünfzig, das ist viel Geld«, antwortete ein anderer Mann ruhig. »Glaubst du wirklich, dass dein Wissen so viel wert ist? Dass wir dir für ein halben Tag zwei Goldterzen zahlen?«
    »Dann nehmt doch jemand anders. Aber ihr braucht mich, denn ihr werdet den Kerl mit dem Spiegel ohne mich nie finden. Dazu muss man nämlich die Zeichen lesen, und das könnt ihr nicht. Dabei hilft euch eure Religion nicht. Und deshalb will ich fünfzig Silberterzen. Das ist mein letztes Wort.«
    »Schon mal was von der Göttin Zuïa gehört?«, fragte der andere honigsüß.
    Der Angesprochene schwieg.
    »Zuïa ist die Rachegöttin. Dir ist bestimmt aufgefallen, dass ich nicht eine, sondern die Rachegöttin sage. Die anderen Götter sind schwach. Sie richten die Menschen erst nach deren Tod. Zuïa ist die Einzige, die hier und jetzt straft. Kein Gott hat so viel Macht wie sie. Sie ist die einzig wahre Göttin.«
    Wieder schwieg der Angesprochene. Yan konnte förmlich vor sich sehen, wie der Mann mit der lauten Stimme an Selbstbewusstsein verlor.
    »Ich und meine Brüder, wir sind die Boten Zuïas. Wenn du uns deine Hilfe verweigerst, bist du verdammt, und Zuïa wird dich richten.«
    Das war wenigstens deutlich, dachte Yan.
    »Also«, fragte die sanfte Stimme, »wirst du uns nun führen?«
    Der Mann mit der lauten Stimme erging sich in Entschuldigungen. Er habe nicht gewusst, dass es sich um eine heilige Mission handele. Natürlich sei er bereit, ihnen zu helfen, und auf die Bezahlung würde er selbstverständlich verzichten!
    Die sanfte Stimme sagte: »Gut«, und beendete damit das Gespräch. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag zum dritten Dekant auf dem Marktplatz. Dann hörte Yan Schritte auf der Treppe.
    Er wartete, bis Stille eingekehrt war. Dann presste er eine Decke auf das Scharnier, um das Quietschen wenigstens etwas zu dämpfen, und schloss behutsam die Tür.
    Fieberhaft dachte er nach. Was nun? Was sollte er tun?
    Was würde Grigán an seiner Stelle machen?
    Unternahm er nichts, würde der Mann mit dem Spiegel am Morgen sterben. Schlich er sich aus der Herberge, würde auch er den Tod finden. Es sei denn, es gelang ihm, ungesehen aus Berce zu fliehen. Aber wie?
    Warnen konnte er den Unbekannten nicht. Den Ort in den Hügeln, an dem er die Lichtzeichen gesehen hatte, würde er zwar finden können, allerdings nur bei Tageslicht. Im Dunkeln war es unmöglich.
    Ganz zu schweigen davon, dass er irgendwelche ›Zeichen‹ würde lesen müssen.
    Was würde Grigán an seiner Stelle tun?
    Er musste ihn fragen.
    Sei’s drum, er würde es wagen. Er musste aus Berce verschwinden, die Nacht durchreiten und zu seinen Freunden zurückkehren. Vielleicht hatte der Krieger eine Idee.
    Der Entschluss war gefasst, und Yan machte sich bereit. Er schob die Dachluke auf und warf einen Blick nach draußen. Über das Dach konnte er nicht fliehen, da es viel zu steil war und zudem auf eine breite Straße führte. Die Gefahr, jemandem zu begegnen, war zu groß.
    Also blieb nur die Tür. Vielleicht war es das Beste, einfach den Flur entlangzugehen, als habe er nichts zu verbergen.
    Er würde ohnehin noch eine Weile warten müssen. Es wäre viel zu verdächtig, gleich nach dem Gespräch aufzubrechen, das er belauscht hatte.
    Er rieb sich die Schläfen. Plötzlich musste er wie ein Flüchtling, ein Gesetzloser, ein Verbrecher denken, und dabei war er unschuldig!
    Seine Sachen musste er zurücklassen. Falls die Züu Wache hielten und ihn mit seinem Gepäck an ihrer Tür vorbeigehen sahen, würden sie Verdacht schöpfen.
    Rasch suchte er zusammen, was er unbedingt mitnehmen wollte. Nur Létis weißer Umhang hatte in seinen Augen einen gewissen Wert, da er nicht ihm gehörte. Er fand sich mit dem Gedanken ab, die anderen Sachen nie wiederzusehen.
    Als genug Zeit verstrichen war, verließ er das Zimmer mit der Kerze in der Hand. Die Tür schloss er nicht ab.
    Er bemühte sich absichtlich nicht, besonders leise zu sein, da er überzeugt war, dass die Züu ihn ohnehin beobachteten. Er ging den Flur entlang, an den Zimmern der Mörder vorbei und stieg die Treppe hinunter, ohne dass sich ihm jemand in den Weg stellte.
    Im Erdgeschoss stieß er auf einen

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