Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
bis nichts mehr übrig war als Unmut und leise Angst.
Was, wenn ihnen etwas zugestoßen war?
»Nein, nein und nochmals nein. Ich halte das für keine gute Idee. Bowbaq, du musst einsehen, wie gefährlich das ist!«
»Ich weiß«, sagte der Riese verlegen. »Aber es ist nicht richtig, nutzlose Zeichen zurückzulassen. Man muss immer versuchen, sie zu entfernen.«
»Es ist nicht richtig? Aber seinen Feinden geradewegs in die Arme zu laufen und sich von ihrem Dolch durchbohren zu lassen, das ist richtig? Du hättest das Zeichen ja datieren können, wenn es dir so wichtig ist!«
»Ich habe nicht genug Tierzähne gefunden. Außerdem ist das nicht dasselbe. Man muss sich immer auf ein Zeichen verlassen können. Deshalb ist es nicht richtig …«
»Komm schon, tu mir den Gefallen und vergiss es. Wenn du willst, kehre ich in den nächsten Tagen zu der Etulie zurück und entferne das Zeichen. Ich verspreche es dir.«
»Danke, mein Freund«, sagte der Riese und schlug dem Krieger auf den Rücken.
Grigán war Bowbaq gegenüber sehr viel geduldiger und offener. Vermutlich, weil er ihn schon lange kannte. Es gab also noch Hoffnung für Yan …
Nach einem langen Marsch durch den lorelischen Wald stießen sie auf Léti und Corenn. Die Sorgen der beiden waren im Nu verflogen.
Léti rannte dem Riesen entgegen und fiel ihm um den Hals. Yan war enttäuscht, da er sich insgeheim eine ähnliche Begrüßung erhofft hatte.
Bowbaq begrüßte Léti und Corenn auf ebenso akrobatische Weise wie zuvor Grigán. Die junge Kaulanerin wehrte sich nicht gegen die stürmische Umarmung, sondern schien sogar Gefallen daran zu finden.
Als Léti wieder auf dem Boden stand, nahm Yan allen Mut zusammen. »Ist alles gut gegangen?«, fragte er mit seiner versöhnlichsten Stimme.
»Natürlich! Was sollte schon groß passieren?«, fuhr sie ihn an.
Als sie ihn ansah, hörte sie jäh auf zu lächeln. Das verletzte ihn mehr als ihre scharfen Worte. Verflixt, verflixt, verflixt! Es würde Dekaden dauern, bis Léti ihm verzieh.
Einen Moment lang hatte er Lust, sich mit ihr zu streiten, doch gleich darauf schob er den Gedanken beiseite. Einmal am Tag war genug. Er hatte auch so schon genug Schaden angerichtet.
Die Wiedersehensfreude war groß. Bowbaq machte Léti Komplimente über ihre Schönheit und neckte sie, weil sie so schnell gewachsen war. Corenn erkundigte sich nach der Familie des Nordländers und freute sich zu hören, dass es seiner Frau und den Kindern gut ging.
Grigán wartete geduldig, bis sich die Aufregung etwas gelegt hatte, bevor er sie alle zum Aufbruch antrieb. Sie gingen zu Fuß, da Bowbaq kein Pferd besaß. Wahrscheinlich wäre es ohnehin einfacher gewesen, wenn der Riese das Pferd getragen hätte als umgekehrt.
Auf dem Weg erzählte Bowbaq von seiner Wanderung durch die Eiswüste Arkariens und den lorelischen Wald. Dort hatte er seit einigen Tagen auf ein Lebenszeichen anderer Erben gewartet. »Irgendjemand hat aus Berce auf meinen Zyklopen geantwortet. Wart ihr das?«
»Das war ich«, antwortete Yan stolz.
»Nur du?«
»Aber ja doch, nur ich. Sehe ich etwa so untüchtig aus?«, fragte er grinsend.
»Nein, ich meine: Mir haben zwei Personen geantwortet, von zwei verschiedenen Stellen.«
Alle überlegten. Dann sagte Grigán: »Vielleicht waren das die Züu, die dich in eine Falle locken wollten.«
»Die wer?«
»Die Züu. Unsere Verfolger! Wir haben dir ganz schön viel zu erzählen.«
»Vielleicht war es aber auch Yans Bettler«, warf Léti ein.
Yan schlug sich vor die Stirn und sah nach dem Stand der Sonne. Der Streit mit Léti hatte ihn alles andere vergessen lassen. »Wir sollen ihn gegen Mit-Tag treffen. Heute.«
Jetzt sahen alle zum Himmel.
»Das ist bald«, sagte Grigán. »Wo ist er?«
»Wir haben uns an dem Strand verabredet, an dem die Zusammenkünfte der Erben stattfinden. Das ist der Strand hinter Berce, oder?«
»Ja. Dorthin ist es nicht weit. Wie kam es dazu?«
Yan erzählte ihnen von dem Vorfall im Stall, seiner Begegnung mit Rey und der Flucht aus der Stadt, bei der ihm der junge Mann geholfen hatte.
Grigán wusste nicht, was er davon halten sollte. »Diesen Kercyan kenne ich nicht. Zatelle schon, und ihren Enkel Mess. Aber keinen Rey.«
»Doch, doch«, mischte sich Corenn ein. »Zatelle hatte noch einen Enkel, den sie ein- oder zweimal mitbrachte.«
»Das stimmt, ich erinnere mich«, sagte Bowbaq.
»Aber niemand kennt ihn als Erwachsenen. Jeder könnte sich für ihn ausgeben, ohne
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