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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sich über ihn lustig machen, ihm die Freundschaft aufkünden, vielleicht für immer?
    Vertieft in seine düsteren Gedanken, merkte er erst nach zehn Schritten, dass Grigán hinter ihm stehen geblieben war. Verdrossen schlurfte er zurück. Der Krieger musterte eine Anordnung aus Steinen, Blättern und Zweigen. Das musste ein weiteres Zeichen Bowbaqs sein.
    »Anscheinend hattet Ihr recht«, sagte Yan matt.
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Um ehrlich zu sein, kann ich mir auf dieses Zeichen keinen Reim machen.«
    Er schwieg und schien nachzudenken. »Wenn ich es wörtlich übersetze, sagt es: ›Lagerplatz mit einem Menschen in null Schritt Entfernung‹. Aber es gibt ein weit weniger kompliziertes Zeichen, um auf einen Lagerplatz hinzuweisen, deshalb muss es etwas anderes bedeuten. Vielleicht fehlt ein Teil des Zeichens.«
    Yan wollte gerade antworten, als im Baum über ihm ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
    Yan wirbelte herum und tastete fieberhaft nach einem Pfeil. Obwohl er zu Tode erschrocken war, verfluchte er sich, weil er nicht eher daran gedacht hatte, einen Pfeil in die Sehne zu spannen.
    Grigán war schneller und zielte bereits auf den Neuankömmling, schoss aber nicht.
    Als Yan Grigán zum ersten Mal gesehen hatte, war er beeindruckt gewesen. Damals war er ihm stark, furchteinflößend, unbeugsam und kämpferisch vorgekommen - ein Eindruck, der sich bestätigt hatte.
    Aber dieser Mann beeindruckte ihn noch mehr.
    Der Mann war ein Riese.
    Er war mindestens zwei Köpfe größer als Yan, allerdings hatte er auch in Kaul schon große Menschen gesehen. Nein, das Ungewöhnlichste war sein Körperumfang.
    In die Weste, die seinen Brustkorb umspannte, hätten leicht zwei ausgewachsene Männer gepasst. Die Arme waren kräftiger als die eines Bären, und die Beine dicker als Baumstämme. Seine Hände schienen ein Eigenleben zu führen. Solche Pranken konnten einfach nicht zu einem einzigen Menschen gehören.
    Er trug riesige Schnürstiefel, die ihm bis unter die Knie reichten, mehrere Felle und Pelze, einen breiten Armreif aus Metall und ein gewaltiges Bündel, das er in einer einzigen Hand hielt. Beim Wandern band er es sich vermutlich auf den Rücken. Der Sack war bis zum Rand vollgestopft und mit Metallbeschlägen verstärkt. Yan wäre nicht in der Lage gewesen, ihn auch nur hochzuheben.
    Das Gesicht, das hinter einer dichten schwarzen Mähne, einem langen Bart und einer Wollmütze verschwand, zeigte keine Regung. Ist dieser Riese etwa Bowbaq?, fragte sich Yan.
    Der Mann ließ das Bündel zu Boden plumpsen und stürzte sich mit lautem Gebrüll auf Grigán, der schicksalsergeben den Bogen sinken ließ. Bowbaq warf die Arme um ihn, zerquetschte ihm beinahe den Brustkorb, hob ihn von den Füßen und wirbelte ihn durch die Luft.
    Yan betrachtete die Szene stirnrunzelnd. Neben Bowbaq wirkte Grigán so klein und zerbrechlich. Der Riese müsste nur etwas fester zudrücken, und der Krieger würde ersticken.
    Glücklicherweise schien das nicht Bowbaqs Absicht zu sein. Lachend gab er sein Opfer frei. »Mein Freund! Mein Freund!«, stieß er zwischen zwei Lachsalven hervor und konnte kaum die Augen von Grigán wenden. Dann zog er ihn abermals in eine Umarmung und drehte sich mit ihm im Kreis.
    Halbherzig versuchte Grigán, sich aus der Umklammerung zu befreien - vergebens. Er teilte die Freude des Riesen, auch wenn er etwas zurückhaltender war - sehr viel zurückhaltender.
    »Wenn du wüsstest! Wenn du wüsstest! Seit über einem Mond habe ich mit niemandem mehr gesprochen! Mein Freund, mein Freund!«
    Geduldig wartete Yan, bis Grigán wieder auf dem Boden stand und die beiden sich ihm zuwandten.
    »Äh … Ich freue mich auch, Bowbaq. Sehr sogar.«
    »Und wer ist dieser junge Mann?«
    »Das ist Yan, Létis Versprochener.«
    Das Gesicht des Riesen hellte sich noch etwas mehr auf, während Yan wie gelähmt dastand. Für Grigán war er also Létis Versprochener. Seit wann? Warum? Und wie kam der Krieger überhaupt darauf?
    Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Bowbaq stürzte sich auf ihn, um auch ihn in den Genuss einer Karussellfahrt kommen zu lassen. Verdammt, was war der Kerl stark! Er hatte ihn hochgehoben, als sei er eine Feder!
    »Mein Freund! Létis Versprochener«, rief Bowbaq und wirbelte den armen Kaulaner lachend durch die Luft.
    Seine gute Laune war ansteckend. Yan mochte den sanftmütigen und gutherzigen Riesen auf Anhieb. Vielleicht würde er die anderen

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