Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
dass wir den Unterschied merken würden.«
»Er sagt, er habe ein Zelt angezündet«, sagte Yan.
Die anderen sahen sich an.
»Richtig«, sagte Corenn. »Bei einer der Zusammenkünfte ließ er sich zu diesem dummen Streich hinreißen.«
»Daran erinnere ich mich noch gut«, sagte Grigán mit einem hämischen Grinsen. »Und an die Tracht Prügel, die Zatelle ihm anschließend verpasste. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich es, der ihn aus seinem Versteck zerrte. Alle anderen glaubten, er sei nach dem Brand fortgelaufen.«
»Mir tut er leid«, sagte Léti. »Er muss die Erben hassen.«
Grigán ignorierte sie.
»Glaubt Ihr, er ist es?«, fragte Yan Corenn.
»Warum nicht? Zatelle erzählte mir, er sei Schauspieler geworden. Da würde es zu ihm passen, sich als Bettler zu verkleiden.«
Yan nickte. Mit seinem Sarkasmus und dem Sinn für Dramatik musste der Bettler entweder ein Künstler oder ein skrupelloser Verbrecher sein. »Eins noch: Ich soll Euch sagen, dass die Große Gilde ihre Finger im Spiel hat. Was ist die Große Gilde?«
Grigán erstarrte. »Bist du sicher?«
»Das waren seine Worte. Was ist denn?«
Grigán und Corenn wechselten einen finsteren Blick, den die anderen nicht zu deuten wussten.
»Die Große Gilde«, erklärte Corenn, »ist ein mehr oder minder loser Zusammenschluss mehrerer Räuberbanden. Im Grunde heißt das, dass die Züu ein ganzes Heer zu ihrer Verfügung haben. Hunderte Männer, wenn nicht gar Tausende.«
Nun begriff Yan. Zum Glück war Grigán auf dem Weg nach Berce so vorsichtig gewesen. Sämtliche Straßen, Dörfer und Städte wurden vermutlich von ähnlichen Widerlingen bewacht wie Berce.
»Woher weiß er das?«, fragte Grigán und strich sich über den Schnurrbart.
»Keine Ahnung. Das hat er nicht gesagt.«
Die Nachricht machte Grigán und Corenn ziemlich zu schaffen. Ihnen war keine Atempause vergönnt.
»Wir müssen diesen Rey treffen«, sagte Grigán schließlich. »Er ist vielleicht einer der Unseren. Yan?«
Er zuckte zusammen. Ihm war nicht klar gewesen, dass er Grigán abermals würde helfen müssen. Natürlich konnte nur er seinen Retter aus Berce wiedererkennen. Schade, er hätte gern etwas Zeit mit Léti verbracht. Er hatte die Hoffnung, sich noch vor Sonnenuntergang mit ihr zu versöhnen. Schließlich endete dann der Tag der …
Léti! Hoffentlich bestand sie nicht darauf, sie zu begleiten. Natürlich würde er sie wieder daran hindern, aber ihm stand nicht der Sinn nach einem neuen Streit.
Grigán verabredete sich mit den anderen in dem verfallenen Haus, in dem sie zwei Nächte zuvor übernachtet hatten. Léti erhob keinen Widerspruch. Verblüfft stellte Yan fest, dass auch Bowbaq keine Anstalten machte, ihn und Grigán zu begleiten.
Er sah seinen drei Gefährten nach, die in ein Gespräch vertieft waren. Bowbaqs Anwesenheit war vermutlich der Grund für Létis Fügsamkeit, aber dennoch … Ein Mann von seiner Kraft wäre ihnen eine große Hilfe!
Grigán stieg auf sein Pferd, und Yan tat es ihm gleich.
»Warum kommt Bowbaq nicht mit?«, fragte er.
»Er kämpft nicht gern. Auf geht’s.«
»Ich auch nicht! Und er ist viel stärker als ich.«
»Er hat geschworen, nie einen Menschen zu töten.«
»Was? Warum denn das?« Yan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So etwas hatte er noch nie gehört.
»Ich habe ihn nicht gefragt, und er hat es mir nicht gesagt«, antwortete Grigán unwirsch. »Los jetzt, oder wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig!«
Rey hatte schreckliches Lampenfieber. Er spürte nicht nur dieses leichte Kribbeln im Bauch wie vor jeder Vorstellung, sondern eine tiefe Unruhe, wie sie ihn nur selten überkam. An solchen Tagen hatte er Angst, seinen Text zu vergessen, auf der Bühne zu stolpern oder dem Publikum nicht zu gefallen.
Und das war die Frage: Würde er dem Publikum gefallen?
Nicht, dass er es unbedingt nötig hatte, von den Erben gemocht zu werden. Im Grunde war es ihm sogar so egal wie der pelzige Hintern eines Margolins. Für diese Traditionalisten und ihre verstaubten Geschichten hatte er nichts als Spott übrig, doch er war auf ihre Hilfe und ihr Wissen angewiesen.
Er hatte die Züu beobachtet, und er hatte ihre Schergen von der Großen Gilde beobachtet. Nach langem Nachdenken war er zu dem Schluss gelangt, dass sein Heil nicht in der Flucht, sondern im Angriff lag.
Die Erben, die noch am Leben waren, mussten sich zusammenschließen und herausfinden, wer ihnen die Züu auf den Hals hetzte. Dann würden sie
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