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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Kleinen Palast, doch die Marmorwände, die ausladenden Treppen und die üppigen Deckengemälde waren ihm bereits so vertraut, dass er sie kaum noch beachtete.
    Corenn erging es anders. Ihr scharfer Verstand interessierte sich für alles, selbst für Dinge, die sie schon tausendmal gesehen hatte. Und bei einem der prachtvollsten Gebäude der lorelischen Hauptstadt war ihre Neugier unersättlich.
    Bowbaq wiederum starrte mit offenem Mund auf das riesige Gebäude und konnte kaum glauben, dass es von Menschenhand errichtet worden war. Kurz fragte er sich, ob es nicht unhöflich war, den makellosen Boden der Vorhalle mit Füßen zu treten. Doch da Grigán und Corenn keinen Moment zögerten, folgte er ihnen, obgleich er versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Die Mühe hätte er sich sparen können: Mit seinem Körperumfang zog er die Aufmerksamkeit aller Jelenis auf sich und auch die ihrer Hunde.
    Dass die Lorelier Tiere in ein so prächtiges Gebäude hineinließen, kam Bowbaq ebenfalls wie ein Verstoß gegen die Höflichkeit vor. Obwohl er große Achtung vor Tieren hatte, würde er beispielsweise Mir nie erlauben, seine Hütte zu betreten. Ganz zu schweigen von einem Palast!
    Der Schreiber am Empfang schien sie wiederzuerkennen, denn die Anmeldung ging dieses Mal erstaunlich schnell vonstatten. Sie hielten ihre Passierscheine in der Hand, noch bevor die Jelenis ihnen die Waffen abgenommen hatten. Wie beim ersten Mal überreichte Grigán den Wachen das Schwert, das er am Gürtel trug.
    »Warum behaltet ihr die Scheide?«, fragte ein Lorelier misstrauisch.
    »Sie ist ein Sammlerstück und hat mich ein Vermögen gekostet. Ich möchte nicht, dass jemand sie ›versehentlich‹ mitnimmt.«
    Der Wachsoldat nickte und ließ sie passieren. Viele Marktbesucher liebten es, ihre Reichtümer öffentlich zur Schau zu stellen.
    »Da wären wir«, sagte Corenn, als sie in den Innenhof traten.
    Die Ratsfrau machte sich gleich auf die Suche nach den Züu, während Grigán erneut die Bogenschützen und Jelenis musterte, die den Platz bewachten. Mit gemischten Gefühlen betrachtete Bowbaq die akkuraten Anpflanzungen des Parks. Hier war die Natur eine Sklavin. Gewiss war das Ergebnis wunderschön; Bowbaq konnte sich nur nicht entscheiden, ob es unhöflich war oder nicht.
    Ein dicklicher Mann mit unstetem Blick kam vorsichtig auf sie zu. Corenn rechnete damit, dass er ihnen ein Geschäft vorschlagen wollte, aber es ging um etwas anderes.
    »Die Priester erwarten Euch«, sagte er ohne ein Wort der Begrüßung. »Dort drüben, hinter den Sträuchern.«
    Der Mann ging zum Ausgang, ohne sie aus den Augen zu lassen, und Grigán starrte ihm seinerseits nach, bis er aus dem Innenhof verschwunden war. Wer der Mann auch war, er hatte Angst vor den Erben oder wollte nicht in das hineingezogen werden, was ihnen bevorstand.
    Corenn ging in die Richtung, in die der Mann gezeigt hatte, und Bowbaq folgte ihr. Sein Herz pochte so heftig, dass er glaubte, jeder könne es hören.
    Grigán holte sie ein, setzte sich an die Spitze und legte aus lebenslanger Gewohnheit eine Hand auf die Schwertscheide. Die Züu hatten den Ort nicht ohne Grund ausgewählt, dachte er, während sie sich ihrem Ziel näherten. Büsche schirmten den Ort zu einer Seite hin ab. Zudem lag er in der Nähe des Eingangs und war unbewacht, wenn die Jelenis ihre Runde drehten.
    Grigán ging mit festen Schritten um die Sträucher herum, um seine Entschlossenheit und seinen Mut zu demonstrieren. Er hatte keine Angst. Wenn überhaupt, hatte er nur Angst vor dem, was die Züu seinen Freunden antun konnten.
    »Wie ich sehe, habt Ihr Verstärkung mitgebracht«, sagte der älteste Zü. Er saß auf einem Steinblock, der als Bank diente.
    Sein Blick ruhte auf Bowbaq. Die Bemerkung sollte wohl scherzhaft klingen.
    »Ihr doch auch«, antwortete Grigán mit einem Kopfnicken zu den beiden Begleitern des Zü.
    Der eine war der Mann, mit dem sie in der vergangenen Dekade gesprochen hatten. Er gab kein Zeichen des Wiedererkennens, sondern stierte nur reglos geradeaus, die Kiefer zusammengebissen und die Hände auf dem Rücken verschränkt, genau wie sein Komplize.
    Grigán fragte sich, was sie in ihren Händen verbargen. Dass sie nicht saßen, sondern hinter ihrem Meister standen, weckte sein Misstrauen.
    »Ihr seid Corenn aus Kaul, richtig?«, fragte der Zü. »Und Grigán Derkel aus Griteh, und natürlich Bowbaq vom Vogelklan. Wo sind die anderen?«
    »Ihr werdet sicher verstehen, dass wir Euch

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