Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
verschlagen?«
Grigán warf dem Schauspieler, der Mund und Augen aufsperrte, einen belustigten Blick zu. Rey bemühte sich um ein gleichmütiges Gesicht, doch es war zu spät: Alle hatten das Erstaunen, die Bewunderung und vor allem das Verlangen in seinen Augen gesehen.
»Ich hoffe, Ihr verzeiht mir mein Misstrauen, Maz Lana«, stammelte er.
Von nun an fühlte sich Yan dem Schauspieler noch verbundener. Rey hatte sich verliebt.
Sie hatten viel zu erzählen, doch die Erben beschlossen, sich erst einmal Lanas Geschichte anzuhören. Anschließend würden sie ihr von ihren eigenen Abenteuern berichten. Es war schon spät in der Nacht, als die Maz endete. Die Neuigkeiten, die sie brachte, versetzten die Gefährten in helle Aufregung.
Lana erzählte, wie sie vor einigen Jahren begonnen hatte, sich für ihren Urahnen Maz Achem zu interessieren, und wie sie von der rätselhaften Reise auf die Insel Ji erfahren hatte. Sie berichtete auch, dass Maz Achem nach seiner Rückkehr zu einem Abtrünnigen und fanatischen Verfechter der eurydischen Lehre wurde. »Er forderte eine missionarische Religion, um Ungläubige zu bekehren. Die Verbreitung der göttlichen Moral unter den Völkern schritt seiner Meinung nach zu langsam voran.«
»Aber das ist doch noch kein Grund, ihm seinen Maz abzuerkennen«, warf Corenn ein, der das Schicksal aller Abgesandten bekannt war.
»Achem plante einen Kreuzzug. Einen Krieg in Eurydis’ Namen mit dem Ziel, die dämonistischen Religionen auszulöschen. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ein Maz den Großen Tempel bittet, ein Heer aufzustellen und gegen die Anhänger K’lurs, Prias’ und anderer schwarzer Götter in den Krieg zu ziehen?«
Die Erben wechselten bange Blicke. Ohne es zu ahnen, hatte Lana ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Das Land hinter der Pforte war das Land der Dämonen.
Einen Augenblick lang war Corenn versucht, Lana von der Insel Ji, den Pforten und der anderen Welt zu erzählen. Doch ihr Schwur verpflichtete sie zum Schweigen. Außerdem kannte sie Lana erst seit wenigen Dekanten. Vielleicht würde die Ratsfrau sie später einweihen.
Die Maz spürte ihr Zögern, fuhr aber trotzdem mit ihrer Erzählung fort, denn das Wichtigste kam erst noch. »Irgendwann kam ich mit meinen Nachforschungen nicht mehr weiter. Ich verlor das Interesse an der Sache, weil meine Eltern schwer erkrankten.«
Sie verstummte, um ihrer verstorbenen Eltern zu gedenken und ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen.
»Auf dem Sterbebett nahm mein Vater mir das Versprechen ab, Maz Achems Tagebuch zu verbrennen, sollte es mir jemals in die Hände fallen.«
Die Erben starrten die Priesterin fassungslos an. Diese Neuigkeit weckte so kühne Hoffnungen in ihnen, dass niemand die Frage zu stellen wagte, die ihnen allen auf der Zunge lag
Schließlich fasste sich Séhane ein Herz. »Habt Ihr das Tagebuch gefunden?«
»Nein. Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt noch existiert. Ich hoffte, es in Mestebien zu finden, aber dort war es nicht.«
»Wieso glaubt Ihr, dass es etwas Aufschlussreiches enthält?«, fragte Grigán. »Vielleicht erwähnt Achem die Insel Ji mit keinem Wort.«
»In Ith heißt es, er habe den Emaz aus seinem Tagebuch vorgelesen und deswegen den Tempel verlassen müssen.«
»Vielleicht ging es nur um theologische Spitzfindigkeiten«, wandte der Krieger ein.
»Glaubt Ihr das wirklich?«
Grigán antwortete nicht. Wie seine Gefährten setzte er große Hoffnungen auf das Tagebuch, doch er fürchtete eine weitere Enttäuschung.
Corenn ahnte, dass sie in dem Tagebuch Antwort auf all ihre Fragen finden würden. Maz Achem musste ihm alles anvertraut haben. Bereits vor hundertachtzehn Jahren hatte er den Schwur gebrochen. »Aber Ihr habt bereits eine Idee, wo Ihr noch suchen könntet«, sagte sie.
»In der Tat. Ich weiß, wer mir sagen kann, ob das Tagebuch noch existiert und wo es sich befindet.«
»Wer, wenn kein Toter?«, fragte Rey.
»Ein Gott.«
»Ach so!«, sagte er grinsend. »Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen? Vielleicht kann er uns sogar Eurydis vorstellen. Dann könnten wir alle eine Partie itharische Würfel spielen und gemeinsam ein paar Becher leeren. Die Idee gefällt mir!«
»Ich meine es ernst«, sagte Lana. »Ihr seid offenkundig ein Ungläubiger. Aber die Götter leben in unserer Welt, unter den Menschen. Das ist eine Tatsache.«
»Macht Euch um mich keine Gedanken. Wenn Ihr seine genaue Adresse kennt, bin ich bereit, Euch zu folgen. Mit meinen
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