Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Doch die arkische Sprache war ihr völlig unbekannt, und so musste sie sich damit abfinden, schweigend zu warten, bis die Anführer zu einem Entschluss gekommen waren.
»Was ist denn nun das Geheimnis, Freundin Corenn?«, rief plötzlich ein Mann mit roten Zöpfen. »Sprich. Vor Worten fürchte ich mich nicht.«
Corenn nickte ihm dankbar zu, blickte jedoch erst prüfend in die Runde, bevor sie aufzuatmen wagte. Vielleicht hatte sich das gesamte Konzil spontan der Entscheidung dieses Mannes angeschlossen. Vielleicht waren die Anführer auch schon vorher seiner Meinung gewesen, oder sie befürchteten, nach den Worten ihres Landsmanns als Feiglinge dazustehen. Jedenfalls waren alle geblieben, und nur darauf kam es an.
»Ich beglückwünsche Euch zu Eurem Mut«, sagte Corenn. »Das ist ein gutes Omen. Ich glaube fest, dass keiner von Euch die Entscheidung bereuen wird - die einzige, die eines Anführers würdig ist.«
Nach diesen Komplimenten konnte sie endlich zum Wesentlichen kommen. Sie und Léti lächelten einander zu, dann legte Corenn mit gebotenem Ernst die Karten auf den Tisch. »Ihr wisst sicher, dass sich das Große Kaiserreich zu einem weiteren Krieg gegen die Länder des Ostens rüstet. Einige Eurer Väter haben an den Küsten des Ozeans oder vor Crek gegen die Thalitten gekämpft. Ihr wisst, wie unerbittlich sich dieses Volk in der Schlacht zeigt und wie wild es auf Kriegsbeute ist, dass es das eroberte Land verwüstet und alle Gefangenen niedermetzelt. Nun, jenseits des Rideau lagert das größte Heer, das die Reiche des Ostens je aufgestellt haben. Es umfasst vermutlich mehr als fünfundzwanzigtausend Männer, hauptsächlich Wallatten, die besser ausgerüstet und gefährlicher sind als die Thalitten. Eine große Aufgabe für die Goroner, denkt ihr gewiss. So groß sogar, dass nahezu die gesamte lorelische Armee zu den goronischen Streitkräften gestoßen ist, um den Angriff abzuwehren. Denn das ist die Gefahr: Wenn die Wallatten siegen, werden sie sich nicht damit begnügen, einige Provinzen zu verwüsten, und dann den Rückzug antreten. Sie werden bis nach Goran ziehen und die Hauptstadt niederbrennen, um anschließend in andere Länder vorzustoßen.«
»Die Thalitten sind noch nie mehr als zwanzig Meilen über das Tal der Krieger hinausgekommen«, sagte jemand. »Wir wüssten nicht einmal, wie sie aussehen«, fügte er grinsend hinzu, »wenn es ihnen nicht zufällig gelungen wäre, ein paar Schiffe zu bauen.«
Seine Bemerkung löste vereinzeltes Gelächter aus, und Corenn setzte sofort zu einer Antwort an. Das Konzil durfte die Sache auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen.
»Die Wallatten werden Goran innerhalb der nächsten zwei Monde einnehmen«, sagte sie laut, um das Stimmengewirr zu übertönen. »Sie werden nämlich nicht durch das Tal der Krieger ziehen. Sie kommen von Süden. Das ist mein Geheimnis.«
Schlagartig wurde es wieder still. Alle fragten sich, ob das ein Scherz sein sollte. Corenn verschränkte die Arme und stellte sich den Fragen, die nun unweigerlich auf sie einprasseln würden.
»Woher weißt du das?«, fragte Ingal skeptisch.
»Wir sind gerade aus dem Land Oo zurückgekehrt, wo wir vieles mit eigenen Augen gesehen haben.«
»Und warum habt ihr diese wichtige Nachricht nicht sofort den Goronern überbracht?«, fragte einer der weiter vorne Sitzenden. »Warum schickt ihr ausgerechnet nach uns, den Anführern der Klans von Work, um uns eine Zukunft zu offenbaren, gegen die wir nichts ausrichten können?«
»Weil es im Tal der Krieger von Spionen nur so wimmelt«, antwortete Corenn und dachte an Sombre. »Würde ich einem Goroner dieses Geheimnis anvertrauen, wäre er einen Dekant später tot, genauso wie ich selbst. Wir können nichts für sie tun: So wie es aussieht, haben Goran und Lorelien diesen Krieg bereits verloren.«
Stimmen wurden laut, doch Osarok erhob sich und sorgte für Ruhe.
»Was erwartest du von uns, Freundin Corenn? Du willst uns doch nicht nur vor der Gefahr warnen, oder?«
»Richtig«, erwiderte sie und nickte dem jungen Anführer des Schneeigelklans anerkennend zu. »Von den mächtigen Armeen der Oberen Königreiche können wir uns nichts mehr erhoffen. Doch die Wallatten wissen nicht, dass ihr Geheimnis …«
»Du redest Unsinn, Weib«, polterte ein stämmiger Mann mit derben Manieren. »Wie stellst du dir das vor? Sollen die Klans es mit fünfundzwanzigtausend Kriegern aufnehmen? Das sind mehr Männer als alle Bewohner östlich von
Weitere Kostenlose Bücher