Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Crevasse zusammen!«
»Lasst sie doch wenigstens ausreden!«, schimpfte Léti.
»Ihr wisst ja noch gar nicht, was sie sagen will!«
»Die Arkarier können die Oberen Königreiche retten«, fuhr Corenn fort, bestürzt über den schärfer werdenden Ton. »Dazu braucht es keine zwanzigtausend Mann starke Armee, ja nicht einmal halb so viele Kämpfer. Einige Tausend oder sogar Hundert müssten reichen.«
Ihre Worte hatten die erwünschte Wirkung: Sie hatte die Aufmerksamkeit der Versammlung zurückgewonnen.
»Erkläre das genauer, Corenn«, bat Ingal.
»Ich habe Euch noch nicht das ganze Geheimnis anvertraut. Habt Ihr Euch nicht gefragt, wie die Wallatten das Tal der Krieger umgehen können? Sie werden unter dem Rideau hindurchkommen. Sie haben einen Tunnel gegraben, der in der Stadt Ith endet.«
Kaum hatte sie es ausgesprochen, wurde Corenn klar, dass sie diese Auskunft von Lana hatte, die es von Rey wusste, der es wiederum bei der Berührung der Undinen gesehen haben wollte. Noch nie hatte sie ihre Argumente auf so ungewisse Beweise gestützt. Sie wäre jedoch auch die Erste, die sich freuen würde, wenn sich das Ganze als böser Traum entpuppte.
Die Arkarier schienen sich nicht einig zu sein. Da die Anspannung wuchs, äußerten mehrere Anwesende das Bedürfnis, aufzustehen und sich die Beine zu vertreten. So bildeten sich rasch kleine Grüppchen, in denen heftig debattiert und bald auch laut gestritten wurde, als sich die Gemüter immer mehr erhitzten. Corenn hatte schon genügend Versammlungen erlebt, um zu ahnen, was jetzt folgen würde: Sobald ein Streit ausbrach, würde man verhindern wollen, dass er noch heftiger wurde, und die Entscheidung auf später vertagen. Doch sie hatten keine Zeit zu verlieren.
»Wenn eintausend Arkarier der Heiligen Stadt zu Hilfe eilen, so werden sie die gesamten Oberen Königreiche retten«, sagte sie eindringlich. »Jeder Tag, den wir tatenlos verstreichen lassen, spielt den Wallatten in die Hände. Wenn ihr Heer erst einmal den Tunnel durchschritten hat, ist es zu spät.«
Während die Streitgespräche von Neuem begannen, traten Corenn, Léti und Lana zusammen, und Bowbaq und Osarok schlossen sich ihnen an.
»Du kannst auf mich und die Männer meines Klans zählen, Freundin Corenn«, sagte der junge Anführer. »Wir werden nicht zulassen, dass die Wallatten die Köpfe aus ihrem Loch stecken!«
»Wie viele Leute hast du?«, fragte Léti sofort.
»Wir müssten fünfzehn oder sechzehn sein, wenn ich es schaffe, die Männer zu überzeugen. Ich kann niemanden zwingen, seine Familie zu verlassen.«
Einen Augenblick lang dachte Léti, er wolle sie auf den Arm nehmen, doch Bowbaqs Bundbruder meinte es vollkommen ernst. Mit einem Mal fühlte sie sich sehr erwachsen. Im Gegensatz zu dem jungen Arkarier hatte sie Erfahrung im Kampf und war längst nicht mehr so blauäugig wie er.
Allmählich kehrte wieder Ruhe ein. Die Mitglieder des Konzils teilten Ingal ihre Entscheidung mit und zogen sich dann an die Stirnseite des Raums zurück. Schließlich verkündete der Anführer des Rentierklans Corenn ihre Antwort.
»Es ist dir gelungen, das Konzil zu überzeugen, Freundin Corenn«, sagte er mit gesenktem Blick. »Niemand bezweifelt, dass du die Wahrheit sprichst, und wir werden dein Geheimnis wahren. Doch nach Ith ist es viel zu weit, und wir können unsere Familien nicht im Stich lassen. Wir werden uns noch einmal versammeln, um unsere Verteidigung zu besprechen, aber wir werden Work nicht verlassen. Es tut mir leid.«
»Ich verstehe«, sagte Corenn tonlos. »Ich verstehe Euch gut.«
Doch die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ohne es zu wissen, hatte Ingal Corenn zu einem sicheren Tod verurteilt. Von diesem Augenblick an gab sie jede Hoffnung auf, die Arkarier zu überzeugen, und dachte bereits über die Einzelheiten ihres zweiten Plans nach.
Lana erkannte an ihrem Blick, dass sich die Ratsfrau mit der Entscheidung abgefunden hatte. Die Priesterin versuchte, an Bowbaq und Léti zu appellieren, doch der Riese sorgte sich zu sehr um seine Familie, um sich über den Untergang der Oberen Königreiche Gedanken zu machen, während die junge Frau mit unerschütterlichem Vertrauen auf den Einspruch ihrer Tante wartete. Lana dachte an Rey und fühlte sich mit einem Mal ganz allein auf der Welt. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie trat schluchzend vor die Mitglieder der Versammlung. »Eurydis! Eurydis!«, rief sie flehend, während sie auf das Gemälde über dem
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