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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Krieg erklärt. Doch nichts von alldem wurde sonderlich ernst genommen, zumal die meisten Anführer noch nie von einem derart mächtigen Nachbarland gehört hatten. So wurde die Ansprache der Kaulanerin mit Ungeduld erwartet, und als Ingal, Osarok, Léti, Bowbaq, Lana und schließlich Corenn zu der Versammlung stießen, wurden sie mit lautstarken Beifallsrufen begrüßt.
    Die Ratsfrau blieb in der Mitte des Raums stehen und wartete ab, bis sich ihre Freunde zwischen die Arkarier gesetzt hatten. Bowbaq, der sich neben seinem Bundbruder niedergelassen hatte, starrte missmutiger denn je auf seine immer noch bloßen Füße. Wenn seine Familie Saat zum Opfer fiel, hätten die Erben endgültig verloren. Wenn es Corenn nicht gelang, sich Gehör zu verschaffen, blieb ihr nur noch eine einzige Möglichkeit, den Untergang der Oberen Königreiche abzuwenden. Und dieser Plan war lebensgefährlich.
    Ingal wartete, bis Ruhe eingekehrt war, und stellte dann die Rednerin vor, wie es der Brauch verlangte. Der Anführer des Rentierklans war mindestens ebenso angespannt wie sie. Als ihr Gastgeber stand auch seine eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, und für alles, was sie sagte, war er mitverantwortlich. Da er nicht die geringste Ahnung hatte, worum es ging, setzte ihm die Anspannung enorm zu. Nachdem er seine Pflicht getan hatte, verzog er sich schleunigst auf eine Bank.
    »Anführer der Klans von Work, ich danke Euch für Euer Kommen«, begann Corenn feierlich. »Ich weiß, dass viele von Euch glücklich sind, einander so unerwartet wiederzusehen, und ich bin froh, dies ermöglicht zu haben. Leider geht es um etwas Ernstes, und so steht zu befürchten, dass diese Versammlung Euch mehr Kummer als Freude bereiten wird. Hochverehrte Anführer, zu meinem größten Bedauern überbringe ich Euch eine schlechte Nachricht.« Corenn machte eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass sie ihre Zuhörer gefesselt hatte. Doch es war geglückt: Die Anwesenden hingen ihr an den Lippen. Hier und da war ein Flüstern zu vernehmen, wenn jemand einem Anführer, der nur wenig Itharisch verstand, ihre Worte mehr oder weniger getreu übersetzte.
    »Ehe ich fortfahre, muss ich Euch warnen. Das Geheimnis, das ich Euch preisgeben werde, birgt große Gefahren. Viele Menschen mussten ihr Leben lassen, weil sie davon erfuhren. Ihr werdet nicht mehr in Frieden leben. Ihr werdet nirgendwo Zuflucht finden, weder in Euren Häusern noch in den abgelegensten Winkeln des Weißes Landes. Denn sollten unsere Feinde erfahren, dass Ihr eingeweiht seid, werden sie Euch jagen und erbarmungslos töten.«
    Wieder herrschte Schweigen. Corenn schöpfte Hoffnung. Insgeheim hatte sie befürchtet, einem Haufen unaufmerksamer Schwätzer gegenüberzutreten, doch die arkischen Anführer schienen sich ihrer Pflichten und ihrer Verantwortung bewusst zu sein. Ob das tatsächlich der Fall war, würde sich gleich herausstellen.
    »Es steht mir nicht zu, Euch diese Qualen gegen Euren Willen aufzuerlegen. Wenn Ihr erst einmal eingeweiht seid, müsst Ihr das Geheimnis für Euch behalten. Weder kann noch will ich irgendjemanden zwingen, mich anzuhören. All jenen, die sich zu alt, zu jung oder ihren Familien zu sehr verpflichtet fühlen, steht es frei, diese Versammlung ohne Scham oder Reue zu verlassen. Bevor Ihr eine Entscheidung trefft, will ich jedoch noch zweierlei erwähnen. Zum einen wird das, worüber ich sprechen werde, über kurz oder lang Unheil über die ganze bekannte Welt bringen, also auch über Arkarien. Und zum anderen - wenn Ihr mein Geheimnis erfahren habt, könnt Ihr nicht untätig bleiben. Was auch geschehen mag, es wird kein Zurück geben. Ihr werdet Entscheidungen treffen und entschlossen handeln müssen.«
    »Ist das Ganze wirklich so ernst, Freundin Corenn?«, fragte einer der Ältesten der Runde.
    »Ohne jeden Zweifel, Freund Quval. Ich wäre froh, wenn es anders wäre. Aber das ist nicht der Fall.«
    »Sind die Feinde, von denen du sprichst, tatsächlich so mächtig, dass sie uns bis ins Land Work verfolgen können?«
    Diesmal nickte sie. Das Unbehagen der Anwesenden verhieß nichts Gutes. Ihr konnte nichts Schlimmeres passieren, als dass alle Anführer aufstanden und das Konzil verließen. Es reichte schon, wenn zwei oder drei beschlossen, dass sie mit dieser Sache nichts zu tun haben wollten - dann würden ihnen die anderen folgen. Mit klopfendem Herzen beobachtete Corenn die Gesten der Anführer und lauschte den Gesprächsfetzen, die an ihr Ohr drangen.

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