Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Kamin deutete. »Seht Ihr denn die Göttin nicht? Wollt Ihr ihre Kinder sterben lassen?«
Die arkischen Anführer senkten betreten die Köpfe. Ihr Entschluss lastete schwer auf ihrem Gewissen, aber sie waren so wenige, und Ith war so weit …
»Eurydis liebt Euch«, fuhr Lana fort und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Wissen, Toleranz, Frieden. War denn alles umsonst? Wird das alles bald in Flammen und Leid untergehen? Ach, ich kann es nicht glauben!«
Der Rothaarige legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter, doch Lana schob ihn sanft fort und stellte sich unter das Gemälde, die Hände zum Gebet gefaltet. »Ich liebe einen Mann«, gestand sie verzweifelt. »Ich liebe einen Mann, o weise Göttin, der sich für seine Freunde und für die Heilige Stadt geopfert hat. Wo er auch sein mag, was er auch tut - ich bitte dich, ihn stets zu beschützen, o Göttin. Ich bitte dich, mach, dass er lebt!«, schloss sie, bevor der Schmerz sie überwältigte.
Léti trat zu der Priesterin und führte sie zu ihren Freunden zurück. Die Anführer der Klans schwiegen und betrachteten tief in Gedanken versunken das Gemälde, das sie plötzlich mit ganz neuen Augen zu sehen schienen.
»Wir sind so wenige …«, murmelte Ingal. »Es wäre Selbstmord … Und was wird aus unseren Familien?«
»Ich gehe nach Crevasse«, sagte Osarok entschlossen. »Ich werde den Falkenklan um Hilfe bitten.«
Seine Landsmänner hatten nur ein herablassendes Lächeln für ihn übrig, als wäre er ein Dummkopf oder Träumer. Da Corenn den jungen Anführer für sehr klug hielt, neigte sie dazu, Letzteres zu glauben. Doch glücklicherweise war Unerfahrenheit heilbar, das wussten die Erben selbst am besten. Würde Osarok die Zeit haben, zu einem Kämpfer heranzureifen, bevor die Wallatten über das Weiße Land herfielen?
Léti, die als Einzige trotz der Enttäuschung dieses Abends nicht den Mut verloren hatte, brachte Lana, Bowbaq und ihre Tante zu ihren Zimmern. Die junge Frau war genauso traurig wie ihre Freunde, doch sie hatte seit dem Beginn ihrer Reise schon so viel Bitteres erlebt, dass der Schmerz ihr nichts mehr anhaben konnte. Léti war endlich Herrin ihres eigenen Schicksals. Sie hörte als Erste die aufgeregten Rufe von draußen, die durch das Stimmengewirr der Anführer kaum zu vernehmen waren. Zunächst war ihr, als hätte sie geträumt, und sie spitzte noch einmal die Ohren, bevor sie ihre Freunde verständigte.
»Ruft man da draußen nicht etwas von einem Löwen?« Bowbaq richtete sich kerzengerade auf und konzentrierte sich für einen kurzen Moment. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, und seine Augen begannen feucht zu schimmern. »Es ist Mir«, sagte er mit zitternder Stimme und deutete auf seine Stirn. »Er hat … Er hat meine Familie mitgebracht.«
Während er Corenn und Lana umarmte, stürzte Léti schon überglücklich nach draußen. Bowbaq wollte ihr gerade folgen, als Corenn ihn sachte am Ärmel zupfte.
»Würdest du für mich auf Léti aufpassen?«, bat sie mit einem schwachen Lächeln. »Morgen bei Tagesanbruch werde ich das Dorf verlassen.«
Der Riese sah sie verständnislos an. Vor Freude und Ungeduld begriff er nicht recht, was sie da sagte. »Ich werde sie und euch beschützen, solange ich lebe«, versicherte er voller Zuneigung. »Aber geh nicht, Corenn. Komm, ich stelle dir Ispen und die Kinder vor.«
Sie nickte traurig und ließ ihn gehen. Eilig hastete der Riese zu seiner Familie. Als Corenn mit Lana allein war, machte sie keinen Hehl mehr aus ihrem Kummer.
»Ihr werdet Saat aufsuchen, nicht wahr?«, fragte die Maz. »Ihr wollt versuchen, mit ihm zu sprechen?«
Corenn seufzte tief, bevor sie antwortete. »Es ist unwahrscheinlich, dass er mich anhört«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Doch mehr kann ich nicht tun.«
»Nehmt mich mit, Corenn«, flehte Lana. »Ich bin sicher, dass Reyan dort ist. Nehmt mich mit … Hier bin ich ohnehin mehr tot als lebendig …«
Die Priesterin brach von Neuem in Tränen aus und lehnte den Kopf an Corenns Schulter, die sich nun selbst dem Kummer hingab, der sich seit ihrem Aufbruch aus Kaul angestaut hatte. Aneinandergeschmiegt weinten sich die beiden Frauen aus, vereint in ihrem Schmerz, während Bowbaq seine Kinder durch die Luft wirbelte.
»He, du. Du trägst eine Waffe. Zeig mir dein Abzeichen.«
Yan drehte sich zu dem Mann um, der ihn angesprochen hatte. Zweifellos war er ein Yussa, denn in Mythr schienen ohnehin nur noch Söldner
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