Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Waldes erreichte, der sie vor den Blicken ihrer Verfolgerin schützen würde. Sie wartete eine ganze Weile, doch Chebree kam nicht aus der Lagerhalle. Mit klopfendem Herzen kehrte sie wieder zu dem Gebäude zurück und spitzte die Ohren.
Die Wallattenkönigin weinte. Sie schluchzte so laut, dass Lana es selbst aus dieser Entfernung hörte. Die Maz war erschüttert. Wer Seelenqualen litt, so lehrte es Eurydis, der war auch zu Reue fähig. Sie trat vorsichtig durch die Tür und versuchte zu erkennen, wo ihre Verfolgerin steckte.
»Hier bin ich«, sagte eine tränenerstickte Stimme. »Bring es schnell zu Ende, mehr verlange ich nicht.«
»Ich werde Euch nichts tun«, beruhigte sie Lana und trat näher. »Seid Ihr verletzt?«
»Mein Bein ist eingeklemmt«, antwortete die Königin giftig. »Das siehst du doch ganz genau.«
»Warum verfolgt Ihr mich?«, fragte Lana. »Warum hasst Ihr mich so sehr?«
»Weil du eine dieser verfluchten Erbinnen bist!«, rief die Wallattin. »Und weil Saat versuchen wird, ein Kind mit dir zu zeugen!«
Lana packte lähmendes Entsetzen. Plötzlich kam ihr die Prophezeiung der Undinen in den Sinn. Wollte Saat etwa der Vater des Erzfeinds sein? »Liebt Ihr ihn?«
»Er widert mich an«, gestand Chebree unter Tränen. »Aber nur so kann ich mir einen Platz unter den Siegern sichern. Einen Sohn wünscht sich Saat mehr als alles andere auf der Welt, und ich will diejenige sein, die ihm diesen Wunsch erfüllt.«
Lana zögerte einen Augenblick, bevor sie die nächste Frage stellte. »Erwartet Ihr bereits ein Kind?«
Sie sah die Königin im Dunkeln nicken, ohne zu wissen, ob sie die Frage tatsächlich bejahte.
»Von mir habt Ihr nichts zu befürchten«, sagte Lana. »Das Kind, das Ihr gebären werdet, wird vielleicht eines Tages die Menschheit retten. Flieht von hier und haltet es von Männern wie Saat fern. Möge Euch die Lehre der Weisen leiten!«
»Sombre soll dich holen!«, rief ihr die Königin hasserfüllt hinterher, während Lana davoneilte.
Sie atmete die klare Nachtluft ein und seufzte. Mit einem Blick auf ihre schmerzenden Füße wandte sie sich wieder nach Süden, zurück zur Gefahr, zum hohen Dyarchen - und zu Rey.
Im Lager der Wallatten herrschte heilloses Chaos. Tausende Sklaven waren nach der Befreiung durch Rey und Corenn nicht sofort geflohen, sondern hatten sich auf ihre Unterdrücker gestürzt, die aus dem Tunnel strömten. An den Hängen des Rideau brach eine blutige Schlacht aus, und wer zu fliehen versuchte, der wurde ein Stück weiter eingefangen und zum Kampf gezwungen.
Als das arkische Heer den Tunnelausgang erreichte, trieb es die letzten fliehenden Barbaren vor sich her. Nun konnten die einstigen Sklaven sicher sein, dass ihnen von dort keine Gefahr mehr drohte, und nahmen mit mörderischer Wut die Verfolgung ihrer Peiniger auf. Bald lag das verwüstete, mit unzähligen Leichen übersäte Lager verlassen da.
Yan seufzte erleichtert, als er wieder im Freien stand. Saats Tunnel rief die Erinnerung an die finsteren, unheimlichen Gänge des Jal’karu in ihm wach. Die brennenden Karren der Arkarier hatten diesen Eindruck noch verstärkt, weshalb er sich zeitweise an die Ufer des Flüstersees kurz vor einer Offenbarung der Undinen zurückversetzt gefühlt hatte. Aus den Blicken, die er und Léti sich zuwarfen, schloss er, dass es ihr nicht anders ging.
Grigán, Bowbaq und die beiden Kaulaner betrachteten das feindliche Lager, das sich vor ihnen ausbreitete. Es gab Bauwerke, die so groß waren, dass sie sich mit den Palästen goronischer Prinzen messen konnten, darunter eine Art Kampfarena und eine gewaltige Pyramide, die Sombre geweiht sein musste. Dahinter, am Fuß der nächsten Hügelkette, erhoben sich rund zwanzig Schutthaufen, die noch von den Grabungsarbeiten zeugten. Verfolgt von den einstigen Sklaven, die ihnen zahlenmäßig weit überlegen waren, versuchten sich die letzten wallattischen Krieger auf diese Geröllberge zu retten. Auch von Norden, wo ebenfalls erbittert gekämpft wurde, drang wildes Gebrüll heran. Bald würde die gesamte Gegend in ein einziges Schlachtfeld verwandelt sein und dem Erdboden gleichgemacht werden, so wie es Saat mit der Heiligen Stadt vorgehabt hatte.
Yans Blick kehrte zum Fuß des Berghangs zurück. Mehrere Dutzend Baracken brannten lichterloh, die Flammen erhellten die Nacht. Eine Menschenmenge von zwei- oder dreihundert ehemaligen Gefangenen drängte die Züu, ihre verhassten Kerkermeister, in das Feuer. Die
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