Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
haben Euch schon erwartet.«
     
     
     
    Grigán trat einen Schritt vor und schob die Tür mit der Spitze seines Krummschwerts auf. Mit einem schaurigen Quietschen schwang sie auf und gab den Blick auf den Thronsaal des hohen Dyarchen frei. Der Raum war mit Teppichen, Wandbehängen und unzähligen goldenen Kelchen und edelsteinbesetzten Schalen geschmückt, doch die Erben sahen nur eines: das Gesicht ihres Feindes.
    Saat hatte seine Sturmhaube abgenommen. Er saß auf einem gewaltigen Thron, der auf einem Marmorpodest stand, und starrte seinen Besuchern mit hasserfülltem Blick entgegen. Sein fahles, von tiefen Falten zerfurchtes Antlitz zeigte keinen einzigen Streifen glatter Haut mehr. Faulige Zahnstummel ragten zwischen den dünnen Lippen hervor, was seine Miene zu einer schaurigen Grimasse verzerrte. Die wenigen verbliebenen Haare klebten ihm als dünne, schmutzstarrende Strähnen auf dem Schädel, und vom Kopf abwärts war er ebenso abstoßend anzusehen.
    »Ich weiß, ich weiß«, spottete der hohe Dyarch. »Mein Teint ist schon lange nicht mehr besonders gesund.«
    »Ungeheuer!«, brüllte Rey und wollte sich auf ihn stürzen. »Was hast du Lana angetan?«
    Grigán packte ihn an den Kleidern und hielt ihn zurück. Die dreiste Überheblichkeit des Hexers war ihm unheimlich.
    »Lana? Ach so, die Priesterin«, sagte Saat aufreizend gleichgültig. »Ich muss zugeben, dass ich ihr gegenüber etwas unaufmerksam war. Es ist ihr gelungen zu fliehen. Und das verdankt sie noch dazu meiner eigenen Hohepriesterin. Am liebsten hätte ich ihr die gleiche Strafe zuteil werden lassen wie den anderen Konkubinen, aber die Verräterin hat einen Eurer Steine eingesteckt. Ich hoffe, sie wird in irgendeinem Loch verrecken!«, setzte er in einem jähen Ausbruch des Hasses hinzu.
    Als sie von Lanas Flucht hörten, fiel ihnen ein Stein vom Herzen, doch noch bevor sie sich über die Nachricht freuen konnten, sprach Saat weiter.
    »Allerdings versteht es sich von selbst, dass es mir nicht schwerfiel, Eure Freundin wiederzufinden. Ihr werdet froh sein zu hören, dass sie hier bei uns ist und mit rührender Inbrunst zu den Göttern betet. Gors, würdest du Ihre Exzellenz hereinführen?«
    Entsetzt sahen die Erben, wie hinter Saats Thron ein Wandteppich zur Seite geschoben wurde und zwei Gestalten in den Saal traten. Die eine war ein wallattischer Riese, noch größer und stärker als Bowbaq, was sie niemals für möglich gehalten hätten. Er war schweißgebadet, schmutzig und blutete aus mehreren Wunden. Sein Haar war rußgeschwärzt und zerzaust. Er trug eine gewaltige Axt, die er mit beiden Händen umklammert hielt, und warf den Erben einen hasserfüllten Blick zu.
    Die zweite Gestalt war Lana selbst. Die nackte Angst in den Augen der Priesterin erschütterte ihre Freunde. Ihr tränenüberströmtes Gesicht schien in einem Ausdruck hilflosen Entsetzens erstarrt zu sein. Und ihre Hand … Ihre Hand umschloss einen Dolch, den sie gegen die eigene Kehle richtete.
    »Jetzt sind wir ja alle wieder beisammen«, höhnte Saat. »Wie Ihr seht, habe ich die Dame völlig in meiner Gewalt. Sobald ich meinen Willen entfessele, stößt sie sich die Klinge in den Leib. Das wäre doch schade, nicht wahr? Eine so schöne Frau. Gewiss wäre sie noch für andere Spiele zu gebrauchen.«
    »Ich bringe dich um«, stieß Rey zwischen den Zähnen hervor und hob seinen Hati. »Ich weiß nicht, wie und wann, aber ich schwöre dir, dass ich dich umbringe.«
    »Elender Narr! Du hast es schon einmal versucht, weißt du noch? Ihr könnt mich nicht töten. Ich bin unsterblich! Glaubt Ihr etwa, dass Ihr Ith retten könnt, indem Ihr eine Armee in die Flucht schlagt? Ich brauche keine zehn Jahre, um ein neues Heer aufzustellen. Und ich habe die ganze Ewigkeit vor mir!«
    »Saat, kommt doch zur Vernunft«, flehte Corenn. »Ihr könnt den Gott, der Euch gehorcht, dazu bringen, Gutes zu tun.«
    »Gut und Böse sind nur zwei Seiten ein- und derselben Medaille«, sagte er grinsend. »Erinnert Ihr Euch? Das Jal’karu, das Jal’dara … Das alles ist belangloses Geschwätz. Auf welcher Seite man steht, ist unwesentlich: Nur der Sieg zählt. Und der ist mir endgültig sicher, wenn ich Euch vernichtet habe!«
    Die Anspannung im Raum stieg ins Unerträgliche. Rey, Grigán und Léti hätten sich schon längst auf den Thron gestürzt, wenn der Anblick von Lana, die in ihrem eigenen Körper gefangen war, sie nicht zurückgehalten hätte.
    »Ihr wisst die Lage richtig einzuschätzen,

Weitere Kostenlose Bücher