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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ein, was wichtiger sein konnte als die Entdeckung, dass es Drachen gab.
    »Im Jal’dara sieht es vermutlich ganz anders aus, wenn keine Menschen zu Besuch sind: Drachen am Himmel, Zwerge in Erdlöchern, Feen unter den Bäumen«, sagte Rey. »Ich frage mich, welche Wesen wohl in den Bächen hausen«, ergänzte er und zwinkerte Lana zu.
    Sie warf ihm einen strafenden Blick zu. Rey war so klug, den Mund zu halten.
    Mittlerweile dämmerte es. Da sie immer noch keinen Hunger oder Durst verspürten, ließen sie das Abendessen abermals ausfallen. Sie hofften nur, dass der Verzicht auf Nahrung später keine schlimmen Folgen haben würde.
    Alle brannten darauf, den Zwerg zu befragen. Aber Nols Warnung war deutlich gewesen: Sie konnten Lloïols Worten erst trauen, wenn er sich ihnen zeigte. Also sahen sie zu, wie die Sonne allmählich unterging.
    Als die letzten Strahlen hinter den Bergen verschwunden waren, gesellte sich Nol wieder zu ihnen. Die Gefährten freuten sich über sein Kommen, auch wenn sie die Zurückhaltung Gottes verwirrte, weil sie ihnen das Leben schwer machte. Doch er hatte sich ihnen gegenüber immer freundlich und vor allem geduldig gezeigt. Wenn er das Jal’karu ebenso gut gekannt hätte wie das Jal’dara, wäre ihr Leben um einiges leichter gewesen. Immerhin konnte er zwischen ihnen und dem Zwerg vermitteln.
    Während sich der Himmel verdunkelte, drangen immer wieder Harfenklänge aus dem Loch. Corenn fürchtete, der Zwerg könnte sein Versprechen brechen, und forderte ihn mehrmals auf, heraufzukommen. Es fiel ihr schwer, Lloïols Absichten zu durchschauen.
    »Es ist noch zu hell«, sagte die näselnde Stimme. »Meine Augen sind empfindlich. Wollt Ihr etwa, dass sie Schaden nehmen?«
    »Aber nein, Meister Lloïol«, versicherte Corenn. »Wir werden uns in Geduld fassen. Aber lasst uns nicht zu lange warten.«
    »Endlich hat er sich dazu durchgerungen, normal zu sprechen«, raunte Grigán Rey zu. »Wehe, Ihr ermutigt ihn, wieder mit dem Dichten anzufangen.«
    »Der Wicht mag meine Reime nicht,
    So sei es denn, ich üb Verzicht.«
    »Sehr witzig«, brummte Grigán und wandte sich zu Nol um.
    »Er hat Angst«, erklärte der Wächter. »Das ist ein gutes Zeichen. Ich glaube, jetzt dauert es nicht mehr lang, bis er zum Vorschein kommt.«
    Ermutigt von diesen Worten warteten die Erben schweigend, während über ihnen die ersten Sterne aufleuchteten. Auf der Wiese herrschte tiefer Frieden, und sie konnten kaum glauben, dass sie bald eine Geschichte hören würden, in der es um Leid und Tod ging.
    »Ich komme mir vor wie auf der Stehschläferjagd«, witzelte Rey.
    »Pst!«, machten drei oder vier Stimmen gleichzeitig.
    Endlich regte sich etwas in dem Loch. Die Harfe gab einen schrillen Ton von sich, als eine Saite an einem Felsvorsprung hängen blieb. Wer gute Ohren hatte, konnte leise Schritte hören. Dann erschien ein unförmiges Gesicht im Dämmerlicht.
    »Wenige seid Ihr ja nicht, wie ich sehe«, bemerkte die Kreatur erfreut. »So viele Leute wollen den Zwerg sehen, über den Ihr so schlecht gesprochen habt!«
    »Kommt zu uns, Meister Lloïol«, bat Corenn. »Dann können wir uns besser unterhalten.«
    »Das habe ich auch vor. Aber zuerst muss ich Euch etwas über das Temperament von Zwergen erzählen. Wir sind äußerst empfindlich, was unser Aussehen angeht. Wenn einer von Euch so unhöflich ist, eine abfällige Bemerkung zu machen, werde ich Euch auf der Stelle verlassen. Sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!«
    »In Ordnung«, sagte Corenn. »Wenn Ihr Euch nun zu uns gesellen wollt, Meister.«
    »Das fängt ja gut an«, brummte Grigán halblaut. »Er hat also Angst, ja?«
    Nol blieb keine Zeit für eine Erwiderung, denn Lloïol kam jetzt ganz und gar zum Vorschein. Nun war den Erben klar, warum er sie gewarnt hatte.
    Der Zwerg hatte die Größe eines achtjährigen Kindes, allerdings war sein Körper gekrümmter und hagerer. Die Beine waren spindeldürr und wirkten nicht so, als könnten sie sein Gewicht tragen. Der Kopf hingegen war riesig: Er machte ein Viertel seiner Größe aus. Das Gesicht erinnerte an eine itharische Maske, die von einem betrunkenen Handwerker gefertigt worden war: Die Nase, der Schnurrbart und die Ohren waren besonders schief geraten.
    Der Zwerg trug ein knielanges Gewand, das im vergangenen Jahrtausend grün gewesen sein mochte. Nun war es wie Gesicht und Hände mit dunklem, zähem Lehm verschmiert, der stellenweise eingetrocknet und rissig war. Die Kapuze, die er über den

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