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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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noch nicht von vornherein verloren.
    Der zweite Grund hatte mit der Vision zu tun, die ihm die Undinen offenbart hatten: Kurz, aber mehr als deutlich hatte er darin die gewaltige wallattische Armee in ihrem Lager am Fuße der Berge gesehen. Er hatte einen Tunnel erblickt, an dem mehrere Tausend Sklaven arbeiteten und der geradewegs zur Heiligen Stadt führte. Und ihm kamen noch einmal die unzähligen Schandtaten in den Sinn, die der heimtückische Goroner schon begangen hatte.
    Wenn es ihm gelänge, den Feind zu Fall zu bringen, könnte er zugleich die Oberen Königreiche retten. Und das war immerhin einen Versuch wert.
    Er verscheuchte die Gedanken, hob sein Bündel auf und schritt gemächlich den Hügel hinab, auf dem die Pforte stand. Er hatte sie keines Blickes gewürdigt. Die Erben hatten schon oft genug mit übersinnlichen Erscheinungen zu tun gehabt, und so wandte er dem magischen Tor mit einer geradezu diebischen Genugtuung den Rücken zu.
    Kaum hatte er einige Schritte in den Wald hinein getan, legte sich plötzlich ein Arm um seine Kehle und riss ihm den Kopf nach hinten. Gleichzeitig zog ihn ein weiterer Angreifer so heftig an den Waden, dass Rey das Gleichgewicht verlor und unversehens drei Fuß über der Erde hing. Er versuchte wie wild, sich freizustrampeln - vergeblich. Die beiden Männer, die er nur schemenhaft erkennen konnte, waren stärker als er.
    Der Mann, der seine Beine umklammert hielt, löste den Gurt, an dem sein Rapier hing. Als er die Waffe zu Boden gleiten spürte, schwand Reys letzte Hoffnung. Seine Hände waren gerade kräftig genug, um zu verhindern, dass der Arm um seine Kehle ihn erdrosselte. Mit einem unbedachten Ruck würde er sich selbst das Genick brechen.
    Genau darauf hatten es seine Angreifer abgesehen. Sie warteten noch einen Augenblick, bis sie sicher waren, dass sie ihr Opfer vollkommen in ihrer Gewalt hatten. Dann wechselten sie einige Worte in einer kehligen Sprache und drehten Rey langsam um.
    Er begriff, dass sie ihn mit dem Gesicht nach unten auf die Erde drücken wollten, wohl um ihn in aller Ruhe auszuplündern. Doch dazu ließ er ihnen keine Zeit mehr. Er gab sich erst wehrlos und erschlaffte in ihrem Griff, spannte dann jäh den Körper und riss das rechte Bein so heftig an sich, dass er den Fuß freibekam. Sein Angreifer hielt nur noch seinen Stiefel umklammert. Sofort trat er dem Mann ins Gesicht, erwischte zuerst dessen Kinn und dann die Kehle, die sein Feind bei dem Versuch, ihn wieder zu packen, nicht rechtzeitig geschützt hatte.
    Der Tritt hatte gesessen. Schadenfroh hörte Rey den Mann röchelnd nach Luft schnappen. Der Griff um sein linkes Bein wurde lockerer und löste sich schließlich ganz, sodass er wieder mit beiden Füßen auf dem Boden stand.
    Aber so leicht kam er nicht davon. Der Angreifer, der seinen Kopf im Würgegriff hielt, hatte nicht losgelassen und wirkte stark genug, um ihn allein in Schach zu halten. Rey zerrte mit aller Kraft an dem Arm und hämmerte gleichzeitig mit dem Hinterkopf gegen die Brust seines Gegeners. Doch der Mann blieb unbeeindruckt und presste sein Opfer so unerbittlich zu Boden, dass sich Rey nicht mehr rühren konnte.
    Sein Messer und das Rapier lagen nur fünf Schritte von ihm entfernt - in unerreichbarer Ferne. Selbst an den Dolch, der noch näher lag, war nicht zu denken. Während er schwitzend und keuchend um sich schlug, griff er in die Taschen seiner Kleidung und bekam den Stein zu fassen, den er wie seine Gefährten aus dem Jal’dara mitgenommen hatte. Damit hieb er auf den Arm an seiner Kehle ein, so fest er konnte.
    Der Mann stöhnte auf und versuchte mit seiner freien Hand, ihm die unerwartete Waffe zu entreißen. Rey ließ den Stein fallen, packte den Arm, der sich ihm bot, und biss so heftig zu, dass sein Gegner loslassen musste. Blitzschnell rollte Rey zur Seite und sprang drei Schritte weiter auf die Füße. Er fand gerade noch Zeit, in seinen Stiefel zu greifen und den Dolch daraus hervorzuziehen, bevor sich der Angreifer auf ihn stürzte - und damit geradewegs in die offene Klinge rannte. Im Eifer des Gefechts hatte er sich den blanken Stahl selbst ins Herz gebohrt.
    Noch bevor der Getötete zu Boden ging, sah sich Rey nach dem zweiten Mann um. Aber außer seinem eigenen Keuchen war nichts zu hören; selbst der Wald schien sich in tiefes Schweigen zu hüllen. Das verhieß nichts Gutes. Sein Gegner lag womöglich ganz in der Nähe auf der Lauer oder hatte die Flucht ergriffen, um Alarm zu schlagen. Dann

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