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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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konnte Rey seine Hoffnung, sich unbemerkt an Saat heranzuschleichen, gleich begraben.
    Zu seiner Erleichterung fand er den zweiten Angreifer schließlich doch noch. Er lehnte in einiger Entfernung an einem Baum, zu dem er sich mit letzter Kraft geschleppt hatte. Als er das blau verfärbte Gesicht des Toten sah, das selbst im Mondlicht noch gut zu erkennen war, wurde Rey leicht übel. Sein Fußtritt war heftiger gewesen, als er gedacht hatte.
    Die beiden Männer waren groß und beleibt, hatten lange dunkle Haare und trugen struppige Bärte. Ihr einziges Kleidungsstück war ein grobes, zwischen den Beinen hindurchgeführtes Tuch, das an den Schultern verknotet war und von einem Gürtel zusammengehalten wurde, an dem verschiedene Waffen und Beutel baumelten. Wallatten.
    Rey nahm das Tuch des einen und den Gürtel des anderen an sich, verschob es aber auf später, sich seine »Kriegsbeute«, wie man es wohl nennen musste, genauer anzusehen. Er sammelte seine im Kampf verstreuten Habseligkeiten zusammen und vergaß dabei auch nicht, den Stein aus dem Dara, der ihm schon jetzt das Leben gerettet hatte, wieder in sein Bündel zu packen. Dann lief er davon, um sich von den ersten Spuren, die er im Feindesland hinterlassen hatte, möglichst weit zu entfernen.
    Noch war kein Dekant verstrichen, seit die Gefährten auseinandergegangen waren, doch Rey sank bereits der Mut. Er musste erst wieder lernen, auf sich allein gestellt zu sein und nicht auf die Hilfe seiner Freunde zählen zu können. Er wusste ja nicht einmal, ob sie überhaupt von seinem Schicksal erfahren würden, falls sein Abenteuer schlecht ausging.
    Während er immer tiefer in den wallattischen Wald vordrang, ständig auf der Hut vor weiteren gefährlichen Begegnungen, versuchte sich Rey mit dem Gedanken zu trösten, dass es den anderen nur besser ergehen konnte. Doch selbst das war ungewiss.
     
     
     
    Léti kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie die Jagdhütte betrat, zu der sie das Wegzeichen geführt hatte. Obwohl Bowbaq ihr versicherte, dass der Unterschlupf eher bescheiden ausfiel, war sie entzückt über die behagliche Einrichtung. Mit der schäbigen Herberge in Semilia war das nicht zu vergleichen!
    Zwar bot die Hütte nur wenig Platz, aber sie war solide gebaut und gut abgedichtet. Kaum eine Dezime, nachdem Bowbaq den Kamin angefeuert hatte, wurden sie von einer wohligen Wärme eingehüllt, die ihre steif gefrorenen Glieder auftaute.
    Über einer Falltür in der Decke fand Bowbaq mehrere warme Decken und einige zerschlissene Mäntel, Fäustlinge und Mützen. Außerdem gab es große Betten, verschiedenes Kochgeschirr und allerlei nützliches Zubehör wie Lampenöl, Lederbänder und Zunder.
    Während Léti ihr Rapier in Reichweite ablegte und sich warme Kleider überzog, dachte sie daran, dass die arkische Gastfreundschaft ihrem legendären Ruf in den Oberen Königreichen mehr als gerecht wurde. Kein Lorelier, Goroner, Rominer, ja nicht einmal ein Kaulaner würde sein Hab und Gut so großzügig jedem Fremden überlassen, der des Weges kam. In dieser Hinsicht waren selbst die rückständigsten Klans des Weißen Landes klüger als die Bewohner der Küstenstädte am Mittenmeer.
    »Kennst du denn jemanden aus dem Rentierklan?«, fiel ihr plötzlich ein.
    »Nicht näher«, antwortete Bowbaq und kratzte sich am Kopf. »Einige habe ich bei der Großen Jagd kennengelernt, aber an ihre Namen erinnere ich mich nicht mehr.«
    »Es kommt mir irgendwie seltsam vor, dass wir uns hier einnisten, ohne um Erlaubnis zu fragen. Bist du sicher, dass nicht doch jemand kommt und uns vor die Tür setzt?«
    »Aber nein! Der Vogelklan ist mit dem Rentierklan verbündet. Und mit dem Klan des Schneeigels, des Hermelins, des Anators und einigen anderen aus dem Norden.«
    »Verbündet?«, fragte Léti. »Gegen wen denn? Gegen andere Klans? Führt ihr untereinander Krieg?«
    »Das kommt schon manchmal vor«, seufzte Bowbaq. »Mein Vater hat zwei Kriege erlebt. Der Hermelinklan und der Büffelklan bekämpfen sich eigentlich ständig. Aber dabei geht es vor allem um ihr Jagdgebiet. Sie streiten sich um das Wild und die Flüsse, mehr aber auch nicht. Westlich von Crevasse werden viel heftigere Kämpfe ausgetragen.«
    Léti nickte. Sie wusste fast nichts über die Bewohner und die Geschichte des größten Königreichs auf dem Kontinent. Wie konnte es sein, dass sie in den drei Monden ihrer gemeinsamen Reise nicht mehr über das Land ihres nordischen Freundes gelernt hatte? Die

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