Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Stiefel konnte sie nicht mehr weit wandern. Ihre Füße waren längst zerkratzt und blutig, und der Anstieg zum Hadeshorn über die Felsen hatte noch nicht einmal begonnen.
Wenn ich herausbekomme, wer mir das angetan hat…
Sie wollte gerade aufbrechen, da bemerkte sie eine Bewegung in den Bäumen, und Weka Dart mit seinen Borstenhaaren und spindeldürren Gliedern kam hervor und trug ein in Stoff gewickeltes Bündel in den Armen. Er sah sie, blieb stehen und zeigte lächelnd seine scharfen Zähne.
»Ach, Grianne aus den Bäumen. Hast du gut geschlafen? Dafür, dass du die Nacht oberhalb des Bodens verbracht hast, siehst du gar nicht so schlecht aus. All die Spuren bemerkt?« Er deutete darauf. »Jetzt verstehst du, was ich dir sagen wollte.«
Ohne eine Antwort zu geben starrte sie ihn an und konnte sich nicht entscheiden, ob sie glücklich war, ihn zurückzuhaben.
Er verzog enttäuscht das verschlagene Gesicht. »Schau mich nicht so an. Du solltest dich freuen. Wie weit würdest du ohne mich kommen? In diesem Teil der Welt kennst du dich nicht aus, das ist offensichtlich. Du brauchst mich als Führer.«
»Ich dachte, du hättest genug von mir«, sagte sie.
Daraufhin zuckte er mit den Schultern. »Habe es mir anders überlegt und mich entschlossen, dir zu verzeihen. Schließlich hast du ja ein Recht, über mich Bescheid zu wissen, und deshalb hast du getan, was Straken eben tun, du hast deine Magie benutzt, um es herauszufinden. Jeder andere Gewohnheitsmensch würde das genauso machen. Hier, ich habe dir was zum Anziehen mitgebracht.«
Er warf ihr das Bündel vor die Füße. Sie bückte sich, hob es auf und fand Lederstiefel, ein weites Baumwollhemd, eine Hose, einen Gürtel mit Messer und einen großen Mantel, in den die Sachen gewickelt gewesen waren. Alles befand sich in gutem Zustand und passte ihr einigermaßen bequem. Sie hatte keine Ahnung, wo er sie besorgt hatte, und sie wollte auch nicht danach fragen.
»Zieh sie an«, drängte er.
»Dreh dich um«, erwiderte sie.
Das war einfältig, denn ein Ulk Bog würde niemals Interesse dieser Art an ihr hegen, aber sie wollte ihre Autorität untermauern, ehe er auf falsche Gedanken kam, wer das Sagen hätte. Wenn er entschlossen war, sie auf dem Rest ihrer Reise zu begleiten, wie es schien, sollte sie ihm besser sofort klar machen, welcher Natur ihre Beziehung war.
Sie zog das Nachthemd aus, schlüpfte in die neuen Sachen und beobachtete ihn nervös, während er in die Bäume starrte. »Ich möchte wissen, weshalb du unbedingt mitkommen möchtest«, sagte sie. »Und erzähl mir nicht, weil du einer Fremden helfen möchtest, den Weg zu finden.«
Er riss die Arme hoch. »Kann man dir denn nicht einfach etwas Gutes tun, ohne gleich in Frage gestellt zu werden?«
»In deinem Falle nicht. Du scheinst mir der Typ zu sein, der vor allem etwas Gutes tut, wenn es gut für ihn ist. Seien wir also ehrlich zueinander. Was willst du von mir? Vielleicht würde ich es dir ja geben, wenn es bedeutet, dass ich an mein Ziel komme.« Sie hatte den letzten Knopf zugemacht. »Du kannst dich umdrehen.« Das tat er mit säuerlichem Gesicht. »Ich dachte, ihr Straken wüsstet, was normale Menschen denken. Warum benutzt du nicht einfach deine Magie, um herauszufinden, was ich will.«
Sie gab sich keine Mühe, darauf zu antworten, sondern wartete geduldig. Er schmollte. »Du kennst den Grund schon. Du hast nur nicht aufgepasst, als ich ihn dir gesagt habe. Vermutlich warst du zu sehr mit dir selbst beschäftigt.«
»Wiederhole ihn.«
Er schmollte heftiger. »Ich hatte Schwierigkeiten bei meinem Stamm. Deshalb musste ich um mein Leben laufen. Möglicherweise jagen sie mich immer noch. Allein habe ich keine großen Aussichten gegen viele der Wesen vom Jarka Ruus. Immerhin weiß ich, wie ich den meisten von ihnen aus dem Weg gehen kann. Daher dachte ich, wir könnten uns gegenseitig helfen.« Trotzig verschränkte er die Arme. »Und, nun zufrieden, Grianne mit der großen Neugier und den unendlichen Fragen?«
Das war unverschämt, doch ließ sie es ihm durchgehen. »Ja. Im Moment. Aber in Zukunft wirst du mir die Wahrheit über deine Beweggründe und Pläne immer gleich mitteilen, du kleine Ratte, sonst verfüttere ich dich an die großen Wesen, denen du aus dem Weg gehen möchtest. Überraschungen gefallen mir nicht. Ich will wissen, was du denkst-. Keine geheimen Pläne, oder unsere Vereinbarung ist hinfällig.«
»Dann bist du einverstanden, wenn wir zusammen reisen?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher