Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Gras über den Berg zurück und den Hang hinunter, bis sie außer Sicht waren. Dort erhoben sie sich und gingen los. Keiner der beiden sprach, beide horchten konzentriert auf die Geräusche von der anderen Seite des Hügels.
Nachdem sie weit genug entfernt waren und auch von Katzenohren nicht mehr gehört werden konnten, wandte sich Weka Dart zu ihr. »Glücklicherweise haben sie den Oger erwischt und nicht uns«, sagte er mit bösem Grinsen.
Sie nickte zustimmend, fühlte sich jedoch nicht wohl dabei.
Auch die folgende Nacht verbrachten sie auf einem Baum, und diesmal hatte Grianne keine Einwände. Sie hatte verstanden, wie verletzlich sie gegenüber den Geschöpfen waren, die im Schutz der Dunkelheit durch den Pashanon streiften. Die meisten hatte sie noch nicht gesehen, doch allein der Anblick der Furien hatte ihr gereicht. Die Bäume boten zwar auch nur wenig Sicherheit, vermutete sie, aber sie würde nehmen, was sie bekam.
In ihren Träumen sah sie den Oger abermals sterben; die Szene wiederholte sich in verschiedenen Gestalten. Manchmal war sie nur Zuschauer und passiver Beobachter. Dann wiederum wurde sie zum Opfer und spürte die Zähne und Krallen der Katzen in ihrem Fleisch, versuchte hilflos, sich gegen den Angriff zu wehren, und erwachte um sich schlagend und in kaltem Schweiß gebadet. Schließlich nahm sie selbst an dem Gemetzel teil, war eine der Furien, die von Blutgier und Hass getrieben über ein unglückliches Wesen herfiel. Derartige Gefühle hatte sie doch eigentlich mit der Ilse-Hexe hinter sich gelassen.
Müde und verstimmt erwachte sie, behielt die Träume jedoch auf ihrem weiteren Marsch durch das Grasland für sich. Es wurde wieder ein düsterer und bedrückender Tag. Sie folgten dem Ufer eines Flusses, der in ihrer Welt der Mermidon sein musste, hier jedoch diesem nicht im Geringsten ähnelte. Grianne machte sich nicht die Mühe, Weka Dart nach dem Namen zu fragen, da sie zufrieden war, ihre Ruhe zu haben, während er in seinem eigenen Tempo hin und her lief. An diesem Tag regnete es, und trotz des großen Mantels war sie bald durchnässt. Von den Bewohnern des Landes oder von den Furien sahen sie wenig, und dafür war sie dankbar.
Am Nachmittag des dritten Tages erreichten sie eine Unterbrechung in der Drachenkette, in der sie den Pass erkannte, der zum Hadeshorn und zum Tal von Shale führte. Die dunkle Schlucht wand sich aufwärts zwischen die Felswände und verlor sich im Nebel.
»Kennst du diesen Ort?«, fragte sie Weka Dart. Der Regen tropfte ihr von der Kapuze ins Gesicht, und sie wischte sich das Wasser aus den Augen. »Warst du hier schon einmal?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Dann blickte er hinauf zu dem düsteren Felsmassiv. »Und der Ort sieht auch nicht gerade sehr einladend aus.«
»Ich werde dort hingehen«, sagte sie. »Du musst nicht mitkommen. Möchtest du hier auf mich warten?« Rasch schüttelte er den Kopf. »Es ist besser, wenn ich bei dir bleibe. Falls du mich brauchst.« Sie begannen mit dem Aufstieg und suchten sich den mühsamen Weg durch Geröllhalden, bis sie den Fuß der Berge erreichten. Dort wurde der Pfad steiler und heimtückischer, ganz anders als jener, den sie in ihrer Welt so häufig beschritten hatte. Es gab keine Anzeichen anderer Wanderer, keine Markierungen an den Felsen oder Spuren auf der Erde. Der Pfad, den sie kannte, war für das bloße Auge nicht sichtbar, und daher musste sie ihn sich selbst suchen. Vielleicht war hier noch nie jemand gegangen. Weka Dart folgte ihr mit weit weniger Begeisterung als im Flachland und knurrte die ganze Zeit. Sie ignorierte ihn. Er hatte sich selbst entschieden, sie zu begleiten. Ihr gefiel es auch nicht, sich den Weg suchen zu müssen.
Es dauerte nicht lange, da hörten sie das Klagen. Das Geräusch war unverkennbar, ein tiefes Stöhnen, das der Wind hätte sein können oder ein leidendes Lebewesen. Es stieg in stetem Rhythmus an und fiel wieder ab, verklang manchmal vollkommen, um dann im nächsten Moment wieder zu ertönen. Sie versuchte es zu ignorieren, doch das war unmöglich. Die Schwankungen in der Tonhöhe setzten ihr zu. Das Geräusch hallte über die Felsen des Passes hinweg und verlor sich tief in den Schluchten. Weka Dart zischte erschrocken und niedergeschlagen und hielt sich die Ohren zu. Als sie zu ihm zurückschaute, hatte er die Zähne gefletscht.
Kurz darauf erschienen die Schatten. Sie schlüpften aus den Nischen in den Wänden und hinter Steinen hervor. Sie verhielten sich
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