Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
er. Das freute ihn offensichtlich. »Du wirst auf mich aufpassen?« Er riss sich zusammen. »Nun, du bist einverstanden, dass wir gegenseitig aufeinander aufpassen?«
    »Gehen wir erst einmal los«, sagte sie und drehte sich um.
    Sie waren den ganzen Tag unterwegs und wanderten nach Osten, immer unterhalb der Drachenkette und über das Grasland und die Hügel von Pashanon. Der Wetter blieb grau und neblig, die Sonne zeigte sich lediglich als hellerer Fleck weit über ihnen, die Welt, durch die sie reisten, setzte sich aus Dunst und Schatten zusammen. Die feuchte, kalte Luft war unangenehm, und Grianne war dankbar für die Kleidung und die Stiefel, die Weka Dart ihr mitgebracht hatte. Das Grasland und die Hügel waren mit Nässe überzogen, die niemals ganz verdunstete, und dennoch erschien das Land öde und leblos. Das Fehlen kleiner Vögel und Tiere zermürbte, die Insekten hingegen gehörten überwiegend zur brummenden, stechenden Sorte. Das dicke, zähe Gras wuchs spitzen Speeren gleich in die Höhe und hatte eine verwaschen grüne und gesprenkelt gräuliche Farbe. Die Bäume unterhalb der Drachenkette waren verkümmert und knorrig, viele bestanden nur noch aus Astskeletten. In Teichen und Bächen stand algenüberzogenes Wasser. Überall erweckte die Welt einen kranken, sterbenden Eindruck.
    Nichtsdestoweniger existierte das Jarka Ruus seit Tausenden von Jahren. Grianne versuchte, sich ein Leben in einer solchen Welt vorzustellen, was ihr nicht gelang. Der Gedanke, hier auf lange Sicht in der Falle zu sitzen, flößte ihr Furcht ein. Hätte sie nicht daran geglaubt, einen Ausweg zu finden, wäre sie verzweifelt. Aber sie schwankte nie in ihrer Zuversicht. Diejenigen, die für ihr Hier sein verantwortlich waren, hatten einen schweren Fehler begangen, indem sie sie am Leben ließen. Die mochten glauben, sie los zu sein, aber Grianne würde ihnen das Gegenteil beweisen.
    Lange kreisten ihre Gedanken um die Verantwortlichen für ihre missliche Lage. Zwar konnte sie nicht genau sagen, wer sie hierher verbannt hatte, doch ließ sich die eine oder andere begründete Vermutung anstellen. Es verblüffte sie vor allem, dass man sie nicht einmal getötet und damit das Problem aus der Welt geschafft hatte. Das hätte sie jedenfalls mit ihren Widersachern gemacht, als sie noch die Ilse-Hexe gewesen war. Stets barg es große Risiken, einen gefährlichen Feind am Leben zu lassen, gleichgültig, wie schwierig es war, ihn zu töten, denn er würde irgendwann zurückkommen. Weshalb hatte man sie nicht umgebracht? Es konnte nicht schwieriger sein, als sie in die Verfemung zu schicken. Demnach musste etwas anderes vor sich gehen, es gab also einen Grund, weshalb ihre Feinde sie hier einsperrten. Außerdem brachte es sie wieder auf die Quelle der Macht, die man brauchte, um dieses Vorhaben zu verwirklichen. Selbst der mächtigste Druide verfügte nicht darüber. In ihrer Welt existierte nichts dergleichen.
    Diese Macht, so glaubte sie mittlerweile, habe ihren Ursprung womöglich in der Verfemung. Diese Grübeleien beschäftigten sie während des größten Teils der Reise. Weka Dart huschte weiter hin und her, lief seitwärts und kletterte gelegentlich einen Baum oder einen Felsen hinauf, blieb jedoch immer in Bewegung. Da er offensichtlich ständig nach Dingen Ausschau hielt, denen sie besser aus dem Weg gehen sollten, sprach er nicht viel, und dafür war sie dankbar.
    Es gab eine große Anzahl von Wesen, vor denen sie sich hüten mussten, und vielen von ihnen begegneten sie unterwegs. Oger und Riesen stapften durch das Grasland, hirnlose Kolosse mit schlechtem Sehvermögen und schwachem Verstand, buckligen Schultern und langen Armen. Harpyien flogen über sie hinweg, zänkische Flügelwesen, die einander und alles am Boden mit Gift bespuckten. Einige vereinzelte Drachen kamen und gingen, die meisten klein und den Drachas überhaupt nicht ähnlich. Außerdem sahen sie verschiedenste Wesen aus der Feenwelt, insbesondere Kobolde, die in dieser Gegend in großer Zahl zu leben schienen. Einmal sahen sie in der Ferne eine Siedlung von Gormies, Hütten aus Lehm und Gras, die wie Höhlen an einem Hügel klebten. Das Dorf war von einer Mauer umgeben, und aus der Erde ragten drohend Spieße auf. Die Gormies selbst mit ihren Frettchenaugen und drahtigem Fell krochen innerhalb ihrer Festung herum wie Schatten.
    »Was kann ein ganzes Dorf solcher Ungeheuer derartig erschrecken?«, fragte sie Weka Dart. Er lachte und knurrte tief in der Kehle.

Weitere Kostenlose Bücher