Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
scharf an. »Meinst du, ihm ist etwas zugestoßen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Davon hätten wir bestimmt gehört. Die Nachricht hätte sich längst verbreitet.«
»Wo ist er dann?«
Pen trank einen großen Schluck Bier. »Vielleicht hat er sich überlegt, wir könnten schneller aufbrechen, wenn er dort bleibt und Hatch bei den notwendigen Vorbereitungen unterstützt. Ich denke, er glaubte, der Kapitän habe das alles allein nicht ordentlich gemacht.«
Tagwen grunzte, nahm ein großes Stück Brot von seinem Teller und schob es sich auf einmal in den Mund. »Vimmpf sommppff nmmmff.«
Der Junge legte den Kopf schief. »Wie bitte?« Khyber schüttelte empört den Kopf.
Der Zwerg schluckte. »Ich sagte, vielleicht sollte einer von uns nachsehen.«
»Das müsstest schon du machen«, schnappte Khyber gereizt zurück, »denn Pen und mir hat er verboten, diese schauderhafte Unterkunft zu verlassen. "Willst du sofort losgehen?«
Sie aßen schweigend weiter und wandten ihre Aufmerksamkeit nun dem dampfenden Fisch zu, der ihnen serviert wurde. Tagwen rieb sich begeistert die Nase und schob alle Pläne, zum Ufer zu gehen, vorläufig beiseite. Während sie aßen, ging das Bier zur Neige, und ungeduldig erhob sich Khyber und ging zum Tresen, um den Krug füllen zu lassen.
Sie wartete dort auf Bedienung, als die Tür aufgestoßen wurde und Terek Molt in Begleitung eines halben Dutzends Gnomenjäger eintrat.
Alle Köpfe wandten sich ihnen zu, und die Gespräche verstummten. Pen legte Messer und Gabel auf den Tisch und sah rasch Tagwen an. Der Zwerg hatte ihre Feinde noch nicht bemerkt, doch jetzt fiel ihm der Blick des Jungen auf, und er drehte sich um. »Oh, nein«, flüsterte er.
Sie saßen in der Falle. Die Gnomenjäger verteilten sich in dem bevölkerten Raum wie Gespenster. Zwei blieben an der einzigen Tür, die auf die Straße führte. Pen dachte daran, durch die Küche zu fliehen, doch wusste er nicht, ob sie einen Ausgang hatte. Seine Gedanken rasten, hektisch suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit. Vielleicht wusste Molt nichts von ihrer Anwesenheit hier. So schien es allerdings nicht. Er stand mitten im Raum und suchte mit hartem Blick die Tische ab, während das Regenwasser von seinem Mantel tropfte. Hier hinten war es düster. Vielleicht würde er sie nicht sehen.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Als der Blick des Druiden schließlich auf ihm liegen blieb, wurde Pen kalt. Es gab keinen Zweifel an dem, was in diesen Augen zu sehen war. Er fragte sich, wie der Druide ihn gefunden hatte, wie er nach Anatcherae gelangt war, obwohl sie so sehr darauf geachtet hatten, keine Spuren zu hinterlassen. Rasch blickte er zum Tresen; dort machte sich Khyber gerade bereit, zum Tisch zurückzukehren. Sie kannte Molt nicht, hatte ihn nicht kennen gelernt, und deshalb verstand sie nicht, in welcher Gefahr sie sich befand. Er musste sie warnen, doch gab es dazu keine Möglichkeit, ohne sie gleichzeitig zu verraten.
Im Übrigen war es sowieso zu spät. Terek Molt stapfte zu ihrem Tisch herüber und blieb ein Stück davon entfernt stehen. »Ihr habt mich ganz schön herumgehetzt«, sagte er leise. »Aber damit hat es jetzt ein Ende. Erhebt euch und kommt mit. Wenn ihr mir Ärger macht, wird alles nur noch schlimmer für euch. Mir ist es gleichgültig, auf welche Weise ich euch nach Paranor bringe.«
Tagwen schüttelte stur den Kopf. »Wir kommen nicht mit. Weder der Junge noch ich. Wir verzichten auf euren Schutz.«
Der Druide lächelte gehässig. »Ich biete euch keinen Schutz an, Tagwen, sondern nur die Chance, euer Leben zu retten. Mehr nicht. Ihr solltet euch darüber im Klaren sein, worum es geht. Wo ist Ähren Elessedil?« Weder Pen noch Tagwen antworteten. Wenn Terek Molt es nicht wusste, befand sich der Elf offensichtlich noch in Freiheit. Und das wiederum bedeutete, sie hatten eine Chance.
»Erhebt euch«, wiederholte der Druide.
»Wir wissen, was ihr der Ard Rhys angetan habt«, verkündete Tagwen und hob die Stimme, damit die anderen Anwesenden ihn hören konnten. »Wir wissen auch, was ihr mit uns machen werdet. Wir kommen nicht mit.« Im Schankraum erhob sich Gemurmel, und Terek Molts harter Blick verriet wachsenden Zorn. »Genug, ihr kleinen Männer. Auf jetzt und los, oder ich schleife euch raus.«
Ein Troll, der ungefähr die Größe einer Scheune hatte, trat vom Tresen einen Schritt vor. Mit zusammengepressten Lippen stemmte er eine Hand auf eine riesige Keule, die an seinem Gürtel hing. »Lass den
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