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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Niedergeschlagenheit Luft zu machen. Stundenlang saß er in »Fischers Schlupfwinkel« herum, manchmal mit Khyber, manchmal mit Ähren und Tagwen, doch meistens allein, und verbrachte seine Zeit damit, darüber nachzudenken, auf welche Weise er sie von ihrem Vater trennen und sie bei seiner Rückkehr mit nach Hause nehmen könnte, um mit ihr ein gemeinsames Leben aufzubauen. Das alles war solche Fantasterei, dass er sich gar nicht allzu intensiv damit befassen wollte. Er war ein Junge und sie ein Mädchen, und weder er noch sie hatten Erfahrung in der Liebe. Dennoch kümmerte Pen das alles nicht. Er kannte seine Gefühle, das genügte ihm.
    Khyber leistete ihm häufig Gesellschaft, doch verbrachte sie auch viele Stunden allein auf ihrem Zimmer und beschäftigte sich mit ihren Druidenübungen, lernte Gesten und Sprüche und widmete sich ihren Studien. Ähren arbeitete jeden Tag mit ihr, aber er war häufig draußen unterwegs, um die neuesten Nachrichten über ihre Verfolger aufzuschnappen oder zu schauen, wie es an Bord des
Rockens
voranging. Tagwen tauchte dann und wann auf, blieb jedoch meist in seinem Zimmer. Er war längst nicht mehr so umgänglich wie zu der Zeit, als Pen und er zu zweit gewesen waren, und Pen dachte, er fühle sich wahrscheinlich außerhalb von Paranor nicht sehr wohl. Schließlich war der Zwerg es gewöhnt, in der klaustrophobischen Atmosphäre der Druiden seine Pflichten der Ard Rhys gegenüber auszuüben, und bei diesem Warten im Gasthaus fehlte ihm die Ordnung. Was er machte, wenn er allein war, blieb ein Geheimnis, obwohl Pen ihn zweimal dabei überraschte, wie er in ein Buch schrieb, und der Zwerg gestand, ein Tagebuch ihrer Reise zu verfassen, um sich die Zeit zu vertreiben. Das interessierte Pen nicht allzu sehr, da er wegen Cinnaminson Trübsal blies, also überließ er den Zwerg sich selbst. Khyber hingegen schimpfte beide unbarmherzig aus. Da sie disziplinierter war als die anderen, regte sie sich über ihre sinnlosen Beschäftigungen auf und nahm jede Gelegenheit wahr, ihnen vorzuschlagen, ihre Zeit besser zu nutzen. Tagwen wurde zornig, Pen allerdings ignorierte sie einfach. Er betrachtete sie mittlerweile wie die große Schwester, die er sich immer gewünscht, aber nie gehabt hatte. Sie war aufdringlich und beharrlich, und sie glaubte, alle müssten die Welt aus dem gleichen Blickwinkel sehen wie sie. Pen begriff zwar ihre Gründe, denn er hatte mit ihr über das Leben gesprochen, das sie führte. Stets hatte sie um alles kämpfen müssen, sie, die junge Elfenprinzessin, deren Leben von der Familie vorausgeplant worden war, ohne ihre Wünsche dabei zu berücksichtigen. Nach dem Tod ihres Vaters und der Thronbesteigung ihres Bruders war es noch schlimmer geworden. Allein um Ähren zu besuchen, brauchte sie schon jede Menge Durchsetzungsvermögen. Pen wollte sich gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn ihr Bruder von dieser Reise mit ihnen erfuhr. Jedenfalls wuchs am dritten Tag bei allen die Ungeduld. Pen und seine Gefährten saßen in dem Gasthaus, und Gar Hatch hatte Ähren keine Nachricht zukommen lassen, wann sie weiterfliegen würden. Der Regen war abgeflaut, doch wegen der steigenden Temperaturen hing eine dichte Nebelwand über dem Lazareen und dem Ufer, somit auch über dem Hafen von Anatcherae. Die Sicht verhinderte das Fliegen, und an den Anlegern herrschte Ruhe.
    Am frühen Nachmittag, nach dem Essen und mit der düsteren Aussicht, einen weiteren Tag im Hafen zu verbringen, verkündete Ähren, er würde zum Wasser gehen und Hatch sagen, dass sie in der Dämmerung starten würden, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Der Fahrende hatte den Ruf, bei jedem Wetter fliegen zu können, und den sollte er jetzt unter Beweis stellen. Der Druide war ungehalten, seine Geduld mit dem Kapitän aufgebraucht. Pen wechselte einen Blick mit Khyber, als Ähren ihnen auftrug, die Sachen zu packen und sich zum Aufbruch bereitzuhalten, wenn er zurückkehrte. Der Junge glaubte nicht, dass Gar Hatch nochmals die Chance bekäme, sich herauszureden. Dennoch hätte er Ähren Elessedil gern gesagt, was Cinnaminson ihm erzählt hatte - dass ihr Vater wusste, wer sie waren, ihre Absichten kannte und möglicherweise seine eigenen Pläne schmiedete. Das konnte er nicht erwähnen, ohne gleichzeitig zu verraten, dass er gegen das Verbot des Druiden verstoßen hatte. Er rechtfertigte seine Entscheidung, indem er sich einredete, Ähren habe den Kapitän sowieso unter Verdacht, die Wahrheit zu kennen.

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