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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Gefühlsduselei und deinen törichten Ehrgeiz, was den Druidenrat betrifft. Werde zu der, die du sein solltest, Ilse-Hexe. Deine Magie kann dich mächtig machen, selbst hier. Mit deinen Fähigkeiten kannst du zur Herrschaft gelangen. Nutze beides aus. Schwinge beides als Waffen und zerstöre jeden, der dich herausfordert. Wenn nicht, wirst du selbst zerstört -
    »Ich bin nicht die Ilse-Hexe«, entgegnete sie. »Dann bin ich nicht der Dämonenlord. Ich habe dich beobachtet, während du groß geworden bist. Einst hast du große Macht besessen. Du hast diese Macht aus törichten Gründen aufgegeben. Wärest du stark geblieben, hätte man dich nicht einfach herschicken können. Aber du bist schwach geworden. Der Tod hat seine kalte Hand auf dich gelegt. Deine Zeit wird knapp -
    Der Schatten streckte eine Hand aus, und ein Wind heulte über den See, der an seiner Robe zerrte und Grianne auf die Knie warf. Erneut zerstreuten sich die niederen Schatten und verschwanden in der Dunkelheit. Der See brodelte wieder auf, zischte und fauchte wie ein Kessel der Unzufriedenheit, und der Dämonenlord begann, sich in die Mitte zurückzuziehen. Noch lag der Blick seiner brennenden Augen auf ihr. Sie wollte sich erheben, doch der Wind drückte sie nach unten, und so blieb ihr nur, dem fürchterlichen Blick aus ihrer knienden Haltung standzuhalten. So viel Hass loderte in diesen gesichtslosen Punkten - nicht nur auf sie, sondern auf alles Leben. Noch im Tod und aus der Unterwelt strebte er nach Erlösung.
    »Ich bin Ard Rhys!«, schrie sie ihm niedergeschlagen hinterher.
    Der Schatten erwiderte nichts. Er erreichte die Mitte des Sees und versank. Die schwarze Gestalt verschwand mit der Geschwindigkeit eines Schattens, der dem Licht ausgesetzt wird, und zurück blieben nur der See und das Klagen.
    Wasserhosen erhoben sich in die Nacht, und auf Knien wich Grianne zurück, bedrängt von der erbarmungslosen Macht des Windes. Während sie sich zurückzog, fiel sie, zerriss sich die Kleidung und zerkratzte sich das Knie an den Steinen. Schatten, die von Gegenständen geworfen wurden, welche sie nicht sehen konnte, fielen auf sie. Sie senkte den Kopf, schloss die Augen und zog die Kapuze um die Ohren fest.
    Ich bin Ard Rhys!
    Dann, abrupt, wurde es still. Der Wind erstarb, das Klagen verstummte, und der See beruhigte sich. Sie hielt den Kopf noch einen Moment lang gesenkt, dann hob sie ihn vorsichtig. Nichts bewegte sich mehr, kein Laut war zu hören, nur aus den Tiefen des Sees leuchtete ein flackerndes grünliches Licht und spiegelte sich an den zermahlenen Steinen.
    Über ihr war der Himmel noch immer schwarz und sternenlos. Von den Rändern des Tales drängte der Nebel heran.
    Sie erhob sich, an Leib und Seele geschunden, bar jeglicher Kraft und jeglichen Mutes, und ging fort vom See.

Zweiundzwanzig
    Penderrin Ohmsford hatte gedacht, er würde in der nächsten und der darauf folgenden Nacht wieder davonschleichen können, falls der
Rochen
noch im Hafen lag. Das erste Treffen war so aufregend und schön gewesen, dass er das nächste kaum erwarten konnte. Er wusste, eigentlich war es falsch, Cinnaminson so viel Aufmerksamkeit zu widmen, während er seine vermisste Tante suchen sollte. Aber Letztere war weit entfernt, Erstere hingegen sehr nah. Er konnte einfach nicht anders, in diesem Kampf der Gefühle unterlag sein Sinn für Verantwortung deutlich seiner Leidenschaft. Es war ihm nur wichtig, mit Cinnaminson zusammen zu sein. Den ganzen Tag dachte er kaum etwas anderes, und in der Nacht gelang es ihm erneut, fortzuschleichen, doch waren ihr Vater und die beiden anderen Fahrenden an Bord. Er stand im Dunkeln, schaute ihnen zu, wie sie an Deck rauchten, und lauschte ihren Stimmen. Lange Zeit wartete er darauf, dass sie aufbrachen, nachdem sich allerdings abzeichnete, dass dies nicht der Fall sein würde, gab er auf und kehrte zu dem Gasthaus zurück. Die nächste Nacht war noch deprimierender. Ein neuer Sturm zog auf, und vierundzwanzig Stunden lang prasselte der Regen auf Anatcherae nieder und brachte den gesamten Verkehr zum Erliegen. Man konnte fast nicht mehr die Hand vor Augen sehen. Bei diesem Wetter, so wusste Pen, würde sich niemand vor die Tür wagen, auch die Fahrenden an Bord des
Rochens
nicht. Es war zwecklos, sich Gedanken über ein Treffen mit Cinnaminson zu machen.
    Dementsprechend musste er sich mit Tagträumen begnügen, die zwar kein Ersatz für die Wirklichkeit waren, ihm jedoch wenigstens die Möglichkeit gaben, seiner

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