Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Heftigkeit und Entschlossenheit angriffen, dass keiner auch nur Zeit hatte, an die Waffen zu denken. Mit an den Körper gepressten Armen wurde Pen vom Floß in die Höhe gerissen. Tagwen flog an ihm vorbei und war ähnlich gefesselt. Der Junge sah auf und entdeckte über sich so viele dieser Ranken, dass er sich fühlte, als würde er in ein Schlangennest gezerrt.
    Dann entdeckte er etwas noch viel Schlimmeres. Innerhalb der Masse von Tentakeln sah er Mäuler, riesige Schnäbel, die klackten und schnappten. Wie Tintenfische, dachte er, die fressen wollen. Die Ranken hatten nur Sekunden gebraucht, um ihn unbeweglich zu machen und zu den wartenden Mäulern zu heben, und das alles ging so schnell vonstatten, dass ihm kaum Zeit blieb, die Ereignisse zu begreifen. Jetzt kämpfte er wild, trat um sich, schrie und wollte sich befreien. Doch die Ranken hielten ihn fest und zerrten ihn langsam und unaufhaltsam auf die offenen Mäuler zu.
    Plötzlich bohrten sich von unten flammende Speere in die Schnäbel und Tentakel, leuchteten in grellem Azur und brannten sich durch Schatten und Dämmerlicht. Die Ranken erschauerten heftig und schüttelten Pen mit solcher Heftigkeit, dass er bald nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Einen Augenblick später wurde er losgelassen und fiel orientierungslos und benommen in den Sumpf. Er schlug mit Wucht auf, und die Luft wurde ihm aus den Lungen getrieben. Er ging unter und bemühte sich instinktiv, wieder nach oben zu kommen. Nach Luft schnappend, tauchte er auf, kämpfte mit Schilf, in dem er sich verfangen hatte, und sah feurige blaue Säbel, die mit weiten Streichen durch das Baumdach fuhren. Er roch den Rauch von Holz und anderen Pflanzen, hörte das Knistern und Knacken, das mit der Zerstörung einherging, und schmeckte Asche auf der Zunge. Über ihm wimmelte es von sich schlängelnden Ranken, manche davon standen in Flammen, andere schlugen wild auf ihre brennenden Nachbarn ein. Ähren Elessedil stand auf dem Floß, hatte beide Arme gen Himmel gereckt. Seine Elementarmagie bildete die Quelle des Feuers, das er aus dem Äther gerufen hatte und aus den Fingern als zackige Pfeile abschoss.
    »Pen!«, rief jemand.
    Khyber war neben dem Floß aufgetaucht und hielt sich an dessen Rand fest, wobei sie versuchte, die wacklige Plattform zu stabilisieren, damit ihr Onkel sie verteidigen konnte. Das Sumpfwasser war jetzt aufgewühlt, und der Druide musste sich anstrengen, um nicht in den See zu fallen. Pen schwamm ihr zu Hilfe und packte das Floß auf der anderen Seite des Elfenmädchens, während die Ranken um sie herumpeitschten.
    Einen Moment später fiel auch Tagwen aus den Bäumen, plumpste mit verwirrter und erschrockener Miene in das trübe Wasser und kam schließlich neben Pen wieder hoch.
    »Schiebt uns hinaus in die Bucht!«, schrie Ähren Elessedil und ging auf ein Knie, da sich das Floß bedenklich neigte.
    Pen und Khyber strampelten kräftig im Wasser und bewegten das Floß auf den offenen See zu, um aus der tödlichen Falle zu gelangen. Tagwen hielt sich hartnäckig fest, und Ähren schickte weiterhin flammende Speere in das Gewirr der Ranken, die nichtsdestoweniger versuchten, ihn zu packen, seine Verteidigung jedoch nicht durchbrechen konnten. In schweren Wolken wallte Rauch heran und vermischte sich mit dem Nebel zu einem undurchsichtigen Vorhang. Irgendwo in der Ferne hörten sie die ängstlichen Rufe von Wasservögeln. Endlich hatten sie ausreichend Entfernung zu den Ranken hinter sich gebracht, um eine Pause einzulegen, und nun krochen Pen und Khyber zu Ähren Elessedil hinauf und zogen auch Tagwen aus dem Wasser. Keuchend ließen sie sich fallen. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort, und sie betrachteten nur die rauchende Masse der Baumranken.
    »Glück gehabt«, meinte Pen schließlich.
    »Red keinen Unfug!«, fauchte Khyber ihn an. »Begreifst du nicht, was passiert ist? Wir haben uns verraten.« Pen starrte sie an und begriff. Sie hatte Recht. Er hatte ganz vergessen, was Ähren Elessedil gesagt hatte: Die Anwendung von Magie würde ihren Aufenthaltsort den Verfolgern enthüllen. Ähren hatte sie zwar gerettet, doch gleichzeitig preisgegeben. Terek Molt würde nun wissen, wo sie sich befanden. Die
Galaphile
würde sie in der Bucht aufspüren.
    »Was können wir denn tun?«, fragte er voller Unbehagen.
    Khyber wandte sich an ihren Onkel. »Wie viel Zeit bleibt uns, Onkel Ähren?«
    Der Druide schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Sie werden uns bald erreichen.« Er

Weitere Kostenlose Bücher