Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
willigte sie ein. »Aber nur einer.« Sie erhob sich, ging zu einem Stapel Kisten mit Geschirr, das in Stroh verpackt war, und zog vier Halme heraus. Davon brach sie drei ab und nahm sie in die Hand, steckte sie auf gleiche Länge zurecht und hielt sie den anderen hin. Terek Molt zog den ersten, kurz. Iridia erwischte ebenfalls einen kurzen.
Die verbliebenen zwei Verschwörer zögerten und schauten sich an. Dann zog Traunt Rowan einen der beiden letzten. Er hatte den langen.
»Das passt ja«, höhnte Shadea, »denn du hattest ja schließlich die Idee. Jetzt schwöre, Traunt. Ich will deinen Eid und dein Wort als Druide, mir zur Seite zu stehen, gleichgültig, was geschieht.«
Gelassen nickte er. »Ich habe stets zu deinen Anhängern gehört, Shadea, von dem Augenblick an, in dem du mir deine Absichten geschildert hast. Ich stehe ebenso hinter dieser Sache wie du selbst.«
Vielleicht, dachte sie. Aber ob das wirklich stimmt, werden wir niemals erfahren, denn wie sollte man eine solche Behauptung überprüfen. Ihr genügte es jedoch, wenn er sie auf ihrem Weg unterstützte, die neue Ard Rhys zu werden, nachdem sie sich Griannes entledigt hatten. Hatte sie dieses Amt erst einmal inne, wurden sie einer wie der andere für sie entbehrlich, ungeachtet dessen, was sie ihnen erzählt hatte, um ihre Unterstützung zu erlangen. Ihre Pläne gingen weit über das hinaus, was sie ihnen anvertraut hatte, und diese Toren spielten darin keine Rolle.
»Dann wären wir uns also einig«, stellte sie fest, sah von einem Gesicht zum anderen und suchte nach Anzeichen von Zögerlichkeit.
»Wir sind uns einig«, stimmte Traunt Rowan zu. »Nun verrate uns, wohin du die Ard Rhys verbannen willst. Von welchem Ort kann sie nicht zurückkommen, um uns heimzusuchen?«
Shadea a'Ru lächelte angesichts ihrer Mienen, als sie es ihnen erzählte.
Vier
Sen Dunsidan war ein vorsichtiger Mann. Schon immer hatte er allen Grund gehabt, gut aufzupassen, doch in letzter Zeit stand für ihn noch viel mehr auf dem Spiel. In seinem Leben hatte er beeindruckende Leistungen vollbracht, allerdings zu einem hohen Preis. Dabei handelte es sich um eine Art Preis, die man nicht in Geld beziffern konnte. Wäre es um Geld gegangen, hätte er nicht solche Vorsicht walten lassen. Nein, es betraf seine Seele und seine geistige Unversehrtheit. Er hatte den Preis auf einer psychologischen und emotionalen Ebene zahlen müssen, was ihn fast vollständig seines Seelenfriedens beraubt hatte.
Nun, davon hatte er sowieso nie viel besessen. Bereits in seinen Tagen als Verteidigungsminister der Föderation, als er unter dem Einfluss der Ilse-Hexe gestanden hatte, ließ er sich auf alle nur vorstellbaren Machenschaften ein, um seine Stellung zu verbessern und seine Macht zu vergrößern. Seelenfrieden durfte man nicht erwarten, wenn man sich über Moral und Anstand hinwegsetzte. Auch damals war er wachsam gewesen, aber längst nicht in dem Ausmaß wie heute. Früher hatte er sich für unbesiegbar gehalten, für zu klug, um überlistet zu werden, für zu mächtig, um sich vor Herausforderungen fürchten zu müssen. So etwas stieß nur Schwächlingen zu, bestimmt nicht ihm. Sogar die Ilse-Hexe in ihrem Hochmut und ihrer Zurückhaltung hütete sich vor ihm. Er wusste, wie sie ihn betrachtete - wie die meisten ihn betrachteten. Als Schlange, die sich lauernd zusammengerollt hatte. An diesem Vergleich stieß er sich nicht. Das Bild gefiel ihm. Schlangen waren nicht vorsichtig. Schlangen betrachtete man ganz im Gegenteil selbst mit Argwohn. Es erwies sich oft als vorteilhaft, wenn er bei jenen, mit denen er zu tun hatte, Unbehagen hervorrief.
Vorsichtig war er erst geworden, nachdem er sich mit der Ilse-Hexe überworfen - oder besser, sie hintergangen - und sich mit dem Morgawr, ihrem Lehrer, eingelassen hatte. Das war ein kluger Zug gewesen. Der Morgawr besaß die größere Macht und würde aus dem Kampf, den die beiden gegeneinander führten, höchstwahrscheinlich als Sieger hervorgehen. Darüber hinaus war sein neuer Verbündeter bereit, Sen Dunsidan das zu geben, was er sich am meisten wünschte - den Posten des Premierministers. Zwei Männer standen ihm dabei im Weg, und der Morgawr beseitigte sie unauffällig - einer starb anscheinend an natürlicher Ursache, der andere erlitt einen Unfall.
Was der Morgawr jedoch als Gegenleistung verlangte, übertraf bei weitem das, was Sen Dunsidan je erwartet hätte. Er wurde gezwungen, dabei zuzuschauen, wie der Hexenmeister Männer
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