Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
große Unterstützung. Die Sache wird rasch entschieden sein. Ich grüße Euch, zukünftige Ard Rhys.«
Sie ignorierte sein gönnerhaftes Benehmen und fragte sich, auf welche Weise sie herausfinden könnte, wer ihm den Trank gegeben hatte. Denn sie wollte es unbedingt erfahren, hatte sie entschieden. So stand sie kurz davor, ihn auf der Stelle zu foltern, doch war noch nicht die rechte Zeit. Sie musste sich in Geduld üben, und darin war sie inzwischen recht gut.
»Eins nach dem anderen, Premierminister.« Sie trank ihr Glas leer und stellte es ab. »Was werdet Ihr tun, wenn es vollbracht ist? Bleibt Ihr oder reist Ihr ab?«
»Ich werde Paranor sofort verlassen, so wie man es von einem Staatsoberhaupt erwartet, wenn eine so wichtige Person wie die Ard Rhys verschwindet. Dadurch gebe ich Euch die Chance, Eure Macht zu festigen, ehe wir uns treffen, um ein Bündnis zu arrangieren. Vielleicht werdet Ihr bis dahin Beweise für die Beteiligung der Freien an dem Komplott entdeckt haben, was uns wiederum als Vorwand dienen wird, den Krieg vehementer zu führen.«
»Was Ihr so oder so plant«, stellte sie fest.
Er lächelte. »Das Kriegsglück ist den Freien und ihren Verbündeten nicht mehr sehr zugetan, Shadea. Mit Eurer Unterstützung wird es sich noch rascher wenden.«
Sie nickte. Das Zimmer mit seinen starken Gerüchen und der opulenten Ausstattung wurde ihr langsam zu viel. Ebenso wie dieser Narr. »Wir sind uns also einig, Premierminister. Also brauchen wir nicht noch einmal darüber zu sprechen. Überhaupt brauchen wir heute Nacht gar nichts mehr zu besprechen. Ja?«
Er erhob sich und ging zum Bücherregal an der hinteren Wand des Raums, schob einige Bände zur Seite und holte ein fest verschlossenes Glasfläschchen hervor. Der Inhalt war so schwarz wie eine mondlose Nacht. Weder die Oberfläche des Glases noch die Flüssigkeit selbst reflektierten das Licht des Raumes.
»Flüssige Nacht«, verkündete er und reichte ihr das Fläschchen.
Vorsichtig nahm sie es entgegen und betrachtete es einen Augenblick lang. Die flüssige Nacht besaß eine poröse Struktur, die sie an Kreide oder schwarze Erde erinnerte. Dabei beschlich sie ein unbehagliches Gefühl. Erneut schaute sie ihn an. »Mehr gibt es nicht davon?«
»Man benötigt nur sehr wenig. Trotzdem solltet Ihr alles verwenden. Macht es, während sie schläft. Seid vorsichtig, nicht ein einziger Tropfen darf Eure Haut berühren. Danach müsst Ihr das Fläschchen vernichten, damit es keine Spur davon gibt, was vorgefallen ist. Keinen Hinweis. Aber die Ard Rhys wird verschwunden sein. Als hätte sie niemals existiert.«
»Aus Eurem Mund klingt das so einfach«, sagte Shadea und warf ihm einen wachsamen Blick zu. »Es wird einfach sein, wenn Ihr es nur richtig anstellt.« Er starrte zurück. »Ihr seid doch in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen, Shadea?«
»Falls mit dieser Gabe irgendeine Heimtücke verbunden sein sollte, Premierminister«, sagte sie vorsichtig, »werdet Ihr nicht ungeschoren davonkommen.«
Er langte nach einigen Notizen, die er niedergelegt hatte, und blätterte sie durch. »Ein Wort der Warnung. Die Ard Rhys hat einen Bruder, der die gleiche Begabung besitzt wie sie. Seine Magie soll angeblich so mächtig sein wie ihre. Vielleicht überlegt Ihr schon einmal, was er tun wird, wenn er vom Verschwinden seiner Schwester erfährt. Ich habe gehört, er hat eine Menge durchgemacht, um sie auf diese Luftschiff reise nach Westen zu retten, vor zwanzig Jahren, als er von ihrer Verwandtschaft erfahren hat. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre sie noch immer die Ilse-Hexe. Daher wird er sie sicherlich nicht leicht aufgeben.«
»In letzter Zeit hat er nur wenig Kontakt mit ihr«, erwiderte sie gereizt. »Eigentlich hat er gar nichts mehr mit ihr zu tun.«
Der Premierminister zuckte mit den Schultern. »Manchmal braucht es lediglich einen kleinen Anlass, um die Familienbande zu festigen. Brüder und Schwestern sind in dieser Hinsicht eigenwillig. Ihr solltet das schließlich selbst am besten verstehen.« Er lächelte milde. »Bestimmt möchtet Ihr für alle potenziellen Probleme frühzeitig eine Lösung finden.«
Kurz betrachtete er sie erneut, dann senkte er den Blick auf seine Notizen. »Gute Nacht, Shadea. Und viel Glück.«
Sie verharrte einen Moment und dachte daran, wie leicht es wäre, ihn zu töten. Dann steckte sie das Fläschchen in die dunkle Robe, drehte sich ohne ein Wort um, löste den Mechanismus der verborgenen Tür aus und ging
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