Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Wahnsinn, an dessen Rand sie so oft zu stehen schien.
»Iridia!«, rief Shadea scharf.
Die Angesprochene fuhr herum. »Hast du es gehört?«
Shadea ging zu ihr hinüber. »Terek hat es mir erzählt. Irrtum ausgeschlossen?«
Das feine Gesicht wurde hart. »Wofür hältst du mich? Solche Irrtümer kommen bei mir nicht vor. Es war Elfensteinmagie, und aus diesem Grund könnte er es sein. Ich möchte ganz sichergehen, Shadea. Außerdem musst du sowieso jemanden hinschicken. Am besten mich.«
Shadea schüttelte den Kopf. »Dich am besten nicht. Was geschieht, wenn du auf ihn stößt, er dich anschaut und du nicht fähig bist zu handeln? Rede mir nicht ein, das werde nicht geschehen, denn du weißt es besser. Ich war da, Iridia, als du ihn verloren hast. Wochenlang warst du todunglücklich. Er war derjenige, den du wolltest - und den du ewig wollen wirst.«
»Das leugne ich ja gar nicht!«, fauchte sie. »Aber diese Episode meines Lebens ist vorüber. Ich habe mich nun unserem Vorhaben verschrieben. Wenn er uns im Weg steht, wenn er
sie
unterstützt, will ich seinen Tod! Ich habe das Recht, ihn sterben zu sehen. Um mehr bitte ich gar nicht. Wenn er schon sterben muss, dann will ich dabei sein und es mir anschauen. Mein Gesicht soll das Letzte sein, was er in seinem Leben zu sehen bekommt!« Shadea seufzte. »Das redest du dir nur ein. Eigentlich möchtest du ihn zurück, er soll dir sagen, dass er dich trotz allem liebt. Falls er das tun würde, würdest du unser gemeinsames Ziel im gleichen Augenblick aufgeben. Nein, warte, Iridia - belüg dich nicht selbst. Du würdest es tun, und das weißt du ganz genau. Warum auch nicht? Ich mache dir das nicht zum Vorwurf. An deiner Stelle würde ich genauso handeln.«
»Du würdest so etwas niemals tun!«, schnaubte Iridia. »Außer dich selbst hast du noch niemanden geliebt! Tu nicht so, als würdest du mich verstehen! Ich weiß, die Liebe beeinflusst mich, doch auf eine ganz andere Art und Weise, als du denkst! Die Liebe bringt mich nicht dazu, ihn zu umarmen, sondern dazu, dass ich ihn leiden sehen möchte!«
»Ja, aber nicht von deinen Händen.« Shadea trat zur Seite und schaute zum Turmfenster hinaus auf die Dunkelheit und die dahinjagenden Sturmwolken. Draußen heulte der Wind, und der Regen prasselte gegen die Steinmauern.
»Besser von meinen Händen, denn da dürfen wir uns des Resultats sicher sein, anders als bei Terek Molt, der uns schon einmal enttäuscht hat!«
»Am besten nimmt die Sache jemand ganz anderes in die Hände. Ich schicke Aphasia Wye mit, damit die Angelegenheit auf jeden Fall zufrieden stellend erledigt wird.«
Aus den Augenwinkeln suchte sie Iridias Gesicht ab und fand eine Bestätigung für das, was sie längst über die Gefühle der Zauberin für Ähren Elessedil vermutet hatte.
»Iridia«, sagte sie leise. »Halte dich von dieser Sache fern. Über-lass es anderen, das zu tun, was notwendig ist. Du hast schon genug wegen dieses Elfenprinzen gelitten. Er hat dich einmal betrogen, und er wird es wieder tun. Seine Treue gilt ihr, nicht dir. Daran wird sich nichts ändern. Dich in eine Situation zu begeben, in der du deine Entschlossenheit auf die Probe stellen musst, ist nicht nur dumm, sondern sogar gefährlich. Du überschätzt dich.«
Die Zauberin nahm eine starre Haltung an, presste die Lippen zu einer schmalen, harten Linie zusammen, und ihr perfektes Gesicht wirkte wie aus Eisen geschmiedet. »Und du unterschätzt mich. Ich bin nicht dumm, Shadea. Dir reiche ich ganz bestimmt das Wasser, und in mancher Hinsicht bin ich besser als du. So habe ich Erfahrungen, die dir fehlen; behandle mich also nicht wie ein liebeskrankes Kind.«
»Das würde ich niemals tun.«
»Du würdest nicht nur, du tust es sogar gerade!« Iridias Blick hätte Eisen schmelzen können. »Falls Ähren Elessedil tatsächlich die Elfensteine eingesetzt hat, um dieser Frau zu helfen, so will ich seinen Tod ebenso sehr wie du. Nur möchte ich es mit eigenen Augen bezeugen. Ich will zuschauen, wie er stirbt!«
»Wirklich?« Shadea a'Ru zögerte. »Ich habe angenommen, du hättest von solchen Schauspielen genug. Wie viele von denen, die du angeblich nicht liebst und es im Geheimen doch tust, willst du noch sterben sehen, ehe du zufrieden bist?«
Iridia erbleichte. »Wovon sprichst du?« In ihren Worten schwang unverkennbar eine Warnung mit. Shadea ignorierte dies und sah sie mit kaltem, leerem Blick an. »Das Baby, Iridia. Hast du das Baby vergessen? Das hast du auch
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