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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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augenblicklich die Kontrolle und wurde von der Unnachgiebigkeit der Magie fortgetragen. Unter Schock schnappte sie nach Luft, duckte sich, da ihr Äußeres sich veränderte und sie die Gestalt wechselte. Die Magie brannte in ihr, erzeugte ein Fieber und entzog ihr das eigene Aussehen und den eigenen Geruch, ihr Denken, ihren Verstand, ihr Bewusstsein. Sie begann zu heulen wie diejenigen, die ihr nachstellten. Wie diejenigen, denen sie entgegentreten musste. Wie eine Furie. Die Verwandlung war in einem Herzschlag geschehen, die Magie erfüllte sie, bis Grianne Ohmsford, die Ard Rhys des Dritten Druidenrates, einfach verschwunden war.
    An ihrer Stelle erschien eine weitere Furie, eine größere und gefährlichere, doch unverkennbar eine Furie.
    Die Verwandlung passierte so überraschend, dass die anderen Furien erschrocken zurückwichen. Einen Moment zuvor hatte ihre Beute noch hilflos vor ihnen gestanden. Im nächsten war sie verschwunden und von etwas anderem ersetzt, einer erkennbaren Präsenz, die irgendwie nicht ganz ihnen glich, doch so sehr ähnelte, dass sie innehielten.
    Rasch bewegte sie sich vor, geschmeidig und herausfordernd wie eine Katze, mit aufgestelltem Fell und drohenden Lauten. Die Augen suchten die kleineren Spiegelbilder, die Zähne und Krallen zeigten sich bedrohlich. Sie zischte und fauchte, während sie in unkontrollierbarer Wut herumfuhr. Wo war ihre Beute? Wo war der Mensch? Sie versenkte sich so tief in die von ihr angenommene Gestalt, dass sie das Blut auf der Zunge schmecken konnte. Ihre menschliche Seite war ihr so fern, dass sie etwas zerfetzen und zerreißen wollte - alles, was in ihre Reichweite geriet. Sie heulte dieses Bedürfnis den Spiegelbildern zu, und diese zischten und fauchten zur Erwiderung.
    Mitten unter ihre Artgenossen schritt sie jetzt, in sich selbst verloren, in einen mörderischen Dämon verwandelt, und von ihrer menschlichen Seite war kein Zeichen mehr zu erkennen. Sie war eine Furie, ein Teil des Rudels, eins mit dem Wahnsinn. Hätte es ein Angriffsziel gegeben, wäre sie darüber hergefallen und hätte es genüsslich zerfetzt und ihre neuen Triebe befriedigt. Die anderen Furien rieben sich an ihr, nahmen sie unter sich auf und gaben ihr einen Platz. Sie umkreisten und beschnüffelten sich, nahmen ihren Geruch auf und setzten Duftmarken wie Katzen. Sie reagierte entsprechend, bewegte sich wie in einem Traum, schwebte dahin und hatte noch nicht recht Wurzeln geschlagen. Ein vages Gefühl verriet ihr, dass etwas nicht stimmte, dass Zeit und Ort nicht richtig waren; sie hatte eine schwache Erinnerung an ein anderes Leben, das mit diesem nicht übereinstimmte. Aber ihr Furien-Ich würde diesem anderen Leben keinen Platz einräumen, würde es nicht eindringen lassen, und so verschwand dieses Andere in immer weitere Ferne. Häufig warf sie Blicke zu dem Wall, auf dem die Wesen - die sie hätte fressen können, wäre sie nur in ihre Reichweite gekommen - tuschelten und flüsterten, mit rauen Stimmen und lockendem Klang. Sie schlich zu ihnen hinüber, aus unerfindlichen Gründen angezogen. Die anderen Furien ignorierten sie und kehrten in ihren Unterschlupf zurück, verschwanden in der Erde wie Schatten im Sonnenlicht. Die Aufregung hatte sich gelegt, die Gelegenheit, Beute zu machen, war vorüber. Eine nach der anderen verkrochen sie sich wieder und hatten die gerade stattgefundenen Ereignisse schon vergessen. Sie ging weiter, von einem Verlangen getrieben, das sie weder verstehen noch leugnen konnte. Zuerst betraf es die Wesen auf dem Wall, dann nur noch eines von ihnen, ein einzigartig großes, düsteres und stacheliges Ding, das von seinem Sitz aufstand. Erwartungsvoll spitzte sie die Ohren. Eine neue Beute. Ein Fressen. Sie schob sich vor, doch dieses Wesen wich nicht aus, sondern ging auf sie zu. Sie fletschte die Zähne und fuhr die Krallen aus. In einem Moment würde sie es haben und dann ihre Geschwister herbeirufen.
    Aber plötzlich machte das stachelige Wesen eine Geste, Schmerz fuhr durch ihren Körper, und gekrümmt ging sie zu Boden. Sie wollte sich erheben, doch der Schmerz dauerte an, stärker und länger jetzt, durchflutete sie mit Klingen und Messern, raubte ihr die letzte Kraft. Keuchend lag sie da, als sich das schwarze Ding über sie stellte und ausdruckslos auf sie herabstarrte.
    »Kennst du mich?«, wollte es wissen, während es sie mit kalten blauen Augen anblitzte.
    Ja. Im gleichen Moment fiel es ihr ein, als ihre geglaubte Identität von ihr abfiel

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