Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
in Roben und Kapuzen gehüllt hatten, saß der Straken-Lord. Nachdem der rollende Käfig stehen geblieben war, erhob sich der Dämon und ging hinunter, um Hobstull zu begrüßen. Die Goblin -Wächter traten zurück und verneigten sich tief. Nur Hobstull zeigte keine Geste der Unterwerfung, sein steifer Körper blieb ungebeugt, das ausdruckslose ovale Gesicht hielt er wachsam erhoben. Der Straken-Lord unterhielt sich leise mit ihm, dann deutete er mit dem Kopf auf Grianne.
Sie holte tief Luft, als der Fänger sich ihr mit den Schlüsseln in der Hand näherte. Wenn sie einen weiteren Fluchtversuch wagen wollte, dann jetzt.
Aber sie unterdrückte diesen Impuls, mahnte sich, abzuwarten und sich in Geduld zu üben. Ein falscher Zug würde ihr Ende bedeuten. Sie blieb ruhig, während Hobstull die Käfigtür öffnete, hereinstieg und die Ketten an ihren Handgelenken löste. Daraufhin trat er zurück und winkte sie nach draußen. Sie tat, wozu er sie aufforderte, erhob sich vorsichtig und verließ den Käfig. Schließlich stand sie auf dem Boden der Arena und sah den Straken-Lord an.
»Verneige dich vor mir«, befahl er leise.
Langsam verbeugte sie sich tief. Das kostete sie nichts. Sie empfand keinen Respekt für dieses Wesen, sie spürte nur diesen tief sitzenden Argwohn. Bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde sie tun, was man von ihr verlangte. Warten zu können gehörte zu ihren besten Eigenschaften.
»Bist du gewaschen und ausgeruht?«, erkundigte sich der Dämon. »Ja, Herr.«
»Die Zeit deiner Prüfung ist gekommen. Bist du bereit?« »Ja, Herr.«
»Die Jarka Ruus, die meine Untertanen sind, haben sich zum Zuschauen versammelt. Wenn du sie enttäuschst, indem du Furcht oder Feigheit zeigst, werde ich dich ihnen überlassen, damit sie dich töten können. Wenn du zu fliehen versuchst, werde ich dich eigenhändig töten. Du hast nur eine Wahl. Bestehe die Prüfung erfolgreich. Zeige mir, dass du es wert bist, am Leben gelassen zu werden.«
Sie wartete. Natürlich durfte sie nicht ohne Erlaubnis sprechen und schon gar keine Fragen stellen. Aufrecht stand sie da, massierte mit den Fingern die Handgelenke, die von den Handschellen taub geworden waren.
Der Straken-Lord gab ein Zeichen, und der Rollkäfig wurde fortgezogen. Damit verschwanden auch die Goblin-Wächter und die Dämonenwölfe. Nur Hobstull blieb und fixierte sie mit den hellen Augen. Seinem Sammelstück stand nun die Prüfung bevor. Grianne blickte ihn nicht an. Diese Befriedigung würde sie ihm nicht geben. »Geh in die Mitte der Arena«, befahl der Straken-Lord. Die blauen Augen glitzerten vor Aufregung. »Dort wirst du deinen Gegner finden. Gegen ihn darfst du jegliche Magie einsetzen. Benutze alles, was dir zur Verfügung steht, um dich zu verteidigen. Solange du keinen Fluchtversuch unternimmst, wird das Zauberband nicht gegen dich eingesetzt. Während deiner Anwesenheit hier in der Arena hast du nur eine Aufgabe zu erfüllen: dich selbst zu retten. Deine Pflicht besteht darin zu überleben. Wenn dir das gelingt, einstige Ard Rhys, ist deine Zukunft gesichert. Du wirst keine Strafen mehr erdulden müssen. Du erhältst einen Platz unter uns, den ich für dich auswähle, und es wird sich um einen Ehrenplatz handeln. Jetzt geh.«
Sie ging sofort los und wagte nicht, ihn länger anzusehen, weil sie fürchtete, ihre Skepsis und ihre Abscheu würden sich offenbaren, obgleich sie die Gefühle zu verbergen suchte. Wovon sprach der Dämon? Wie konnte in dieser Welt, diesem öden Gefängnis, irgendetwas ehrenhaft sein? Sie lebte nur für eines, für ihre Flucht. Der Straken-Lord setzte zu hohe Erwartungen in sie, wenn er glaubte, sie würde ihre Meinung ändern, und sie hatte keine Ahnung, worauf diese Ansicht gründete.
Sie starrte in die Arena, während sie ging, und hielt Ausschau. Nichts war zu sehen, kein Zeichen von Bewegung zu erkennen, kein Hinweis auf Leben. Welchen Gegner hatte der Dämon für sie ausgewählt, dass sich die ganze Stadt hier versammelte? Welche Art von Wesen sollte sie in einem Kampf bezwingen und auf diese Weise demonstrieren, dass sie verdiente, am Leben gelassen zu werden?
Kurz blickte sie zum Himmel, zum Horizont, weil sie dachte, der Angriff könnte von außerhalb der Arena erfolgen. Nichts. Die Bewohner des Kraal-Reichs waren verstummt. Sie warteten. Gespräche fanden nur mehr in einem kaum hörbaren Flüsterton statt. Kaum jemand bewegte sich. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Als das leise tiefe Wimmern
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