Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
noch jemand außer mir die Stimme erheben würde, könnten wir ihn vielleicht zur Vernunft bringen.«
»Außer Euch gibt es niemanden.« Sein Adjutant lächelte fröhlich. »Seine Berater, Minister und all die Übrigen sind alle in Arborion, in Sicherheit vor jeglicher Gefahr. Das wisst Ihr. Sie wollen sich an dieser Dummheit nicht beteiligen. Die Hälfte von ihnen wollte nicht einmal diesen Krieg. Es war stets eher ein Krieg der Elessedils als ein Krieg des Elfenvolks. Zuerst war es der Vater des Königs, nach dem Tod des Großvaters, und jetzt ist es der König. Alle haben die Sache auf gleiche Weise betrachtet - als Chance, den Einfluss der Elfen auf andere Gebiete auszudehnen und die Kontrolle der Elfen über den Rest der Vier Länder wiederherzustellen, um das Elfenvolk an die erste Stelle zu führen.«
Pied Sanderling grunzte. »Für solchen Ehrgeiz haben wir Druiden. Sollen die doch ihren Einfluss ausdehnen.«
»Seite an Seite mit der Föderation. Die haben keine Zeit für die Freien. Nicht, seit die Ard Rhys verschwunden ist; obwohl das keinen Unterschied macht, solange Kellen Elessedil König ist. Er hasst die Ard Rhys und ihre Druiden. Ihnen schiebt er die Schuld an allem Übel zu, das den Elfen widerfahren ist. Vernünftig kann man mit ihm über dieses Thema nicht reden. Unsere Zukunft sieht er in der Führerschaft der Freien, und damit hat es sich.«
Pied blickte ihn an. »Ich muss doch immer wieder über dich staunen. Dein politischer Verstand ist so scharf wie …« Er zögerte. »Wie Euer eigener, Hauptmann«, unterbrach ihn sein Adjutant rasch. »Das braucht Ihr nicht zu leugnen.«
Nun, gleichgültig, wie viel politischen Verstand wir haben, aus unserer gegenwärtigen Lage wird er uns nicht herausbringen,
dachte Pied.
Wir können die Situation so lange analysieren, wie wir wollen, und trotzdem stehen wir hilflos da.
Vor ihnen erhob sich das Zelt des Königs aus denen seines Gefolges. Kellen Elessedil reiste stets mit großem Aufwand, und sein Gepäck umfasste immer mehr als nur die Kleidung, die er am Leibe trug. Bei dieser Gelegenheit hatte er seine Söhne mitgenommen, was Sanderling besonders gefährlich erschien. Der König wollte ihnen die Wirklichkeit seines Amtes zeigen - so wie sie sich seiner Auffassung nach gestaltete. Deshalb mussten sie mit auf die prekkendorranische Anhöhe kommen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie der Krieg gegen die Föderation wirklich war - wenn man diese unendliche Pattsituation einen Krieg nennen wollte. Mit fünfzehn und dreizehn Jahren seien sie alt genug, um dies zu verstehen, hatte der König beharrt, als seine Gemahlin und Pied ihn gebeten hatten, darauf zu verzichten. Überraschend an dem Ganzen war vermutlich eher die Tatsache, dass er nicht darauf bestanden hatte, Arling und die kleinen Mädchen auch noch mitzunehmen. Manchmal, in seinen dunkleren Augenblicken, dachte Pied, die Elfen hätten leider den falschen Elessedil als König. Einer der anderen hätte diese Aufgabe vielleicht besser erledigt - zum Beispiel Khyber, die jüngere Schwester des Königs. Halsstarrig und unabhängig, wie sie war, besuchte sie hinter dem Rücken des Königs immer wieder ihren verbannten Onkel, was eine ständige Quelle von Streitigkeiten war. Doch stand sie fest zu ihren Ansichten, vor allem dazu, dass Ähren Elessedil der Beste dieses ganzen Haufens war und dass man ihm niemals die Schuld an dem hätte zuschreiben dürfen, was nach der Rückkehr der
Jerle Shannara
geschehen war.
Kellen war da anderer Meinung, so wie schon sein Vater. Vernünftig reden hatte man mit dem Älteren nicht können und konnte man nun auch nicht mit dem Jüngeren. In ihren Herzen war kein Platz für den empfundenen Verrat, mochte dieses Urteil noch so falsch sein.
»Was kann ich ihm sagen, Drum?«, fragte er leise, als ihr Ziel direkt vor ihnen lag.
Drumundoon schüttelte hilflos den Kopf. Auf diese Frage wusste er keine Antwort. Pied sammelte seinen Mut und seine Entschlossenheit, salutierte den Wachen am Zelteingang, bedeutete Drum mit dem Kopf, er möge warten, und trat ein.
Kellen Elessedil hatte ebenfalls gerade die Karten konsultiert und schaute nun auf, als der Hauptmann seiner Leibgarde im Eingang erschien. Sein Gesicht war voll Tatendrang und Ungeduld. Pied kannte diesen Blick. Der König hatte eine Entscheidung getroffen und wollte möglichst rasch handeln. Man musste nicht lange überlegen, um zu wissen, was als Nächstes folgen würde. »Gut, Ihr seid da.« Die Ungeduld
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