Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
und ihr Wissen darüber, wer sie war, wiederkehrte. »Ja, Herr«, flüsterte sie.
Der Straken-Lord nickte. »Du hast deine Prüfung bestanden und deinen Wert unter Beweis gestellt. Ich bin zufrieden.«
Der Dämon hob sie auf, als hätte sie kein Gewicht, und trug sie aus der Arena in das donnernde Gebrüll der Versammelten, in den Jubel, das Grunzen und das Stampfen der Füße, in den Beifall. Dennoch kam keine Euphorie in ihr auf; sie fühlte lediglich Abscheu und eine entsetzliche Wut über das, wozu man sie gezwungen hatte. Wie beabsichtigt hatte sie überlebt, doch den Preis konnte sie kaum abschätzen. Es hatte sie mehr gekostet, als sie wahrhaben wollte, ihre emotionale Gesundheit war gestört, ihre sorgfältig konstruierte Einheit zerschlagen. Sie war als Ard Rhys in die Arena gegangen und als etwas anderes herausgekommen. Hier hatte sie sich in das Ungeheuer zurückverwandelt, das sie einst gewesen war. In der Arena war sie wieder zur Ilse-Hexe geworden, in jeglicher Hinsicht, außer in ihrem Herzen, und diese Tatsache konnte sie nicht einfach beiseite schieben. Durch und durch schwarz war sie durch die Verwandlung geworden, die sie in ihrem Inneren bewirkt hatte, durch die Annahme der Furienpersönlichkeit.
Sie hatte diese große Übelkeit in sich selbst ausgelöst, und obwohl sie bei dieser Erkenntnis innerlich weinen wollte, glaubte sie nicht, dass es ihr jemals wieder besser gehen würde.
Achtzehn
Hauptmann, er ruft nach Euch.«
Pied Sanderling, Hauptmann der Elfen-Leibgarde, sah von den Karten auf, die er seit dem frühen Morgen studierte, und starrte wortlos zur Zeltklappe. Er hatte es erwartet, doch hatte er gehofft, es irgendwie vermeiden zu können. Ihm blieb es unverständlich, wieso der König bei einer so offensichtlichen Angelegenheit einem solch tief greifenden Irrtum verfallen könnte. Aber der König betrachtete die Dinge aus einem anderen Blickwinkel, und vielleicht war er deshalb König, obwohl Pied geneigt war anzunehmen, dass der König seinen Rang durch den Zufall der Geburt erhalten hatte. Wobei er keineswegs das Recht hatte, über diesen Umstand die Nase zu rümpfen. Er war Cousin ersten Grades des Königs, und das hatte eine wichtige Rolle bei seinem Aufstieg in der Garde und der Ernennung zum Hauptmann gespielt. Seit Elfengedenken standen die Sanderlings den Elessedil-Königen zur Seite. Ein Sanderling hatte neben Wren Elessedil im Tal von Rhenn gekämpft und die Föderation mitsamt den Verbündeten vor hundertfünfzig Jahren tief ins Südland zurückgetrieben.
»Pied, seid Ihr da?«, drängte Drumundoon.
Sanderling konnte sich das gespannte Gesicht seines jungen Adjutanten mit dem schwarzen Bart, der hohen Stirn, dem zurückgekämmten Haar und den Elfenzügen vorstellen. Drum ging bereits vom Schlimmsten aus und malte sich aus, wie es wäre, wenn es ihm überlassen bliebe, dem König allein gegenüberzutreten und nicht erklären zu können, was aus dem Cousin geworden war, dem so großes Vertrauen entgegengebracht wurde. Aber das war eben Drumundoon, der den Kelch immer als halb leer betrachtete und stets den Silberstreif am Horizont übersah. Wenn er nicht so gut organisieren könnte und so zuverlässig gewesen wäre, und dazu so unglaublich loyal…
Aber er war es nun einmal.
»Einen Moment«, rief er seinem Adjutanten zu und linderte so die Pein seines Untergebenen.
Er erhob sich, reckte sich, um die verspannten Muskeln zu lockern, und warf den Karten einen letzten Blick zu. Die Gesamtheit der prekkendorranischen Anhöhe enthüllte sich hier vor ihm in kartographischer Wiedergabe, die Position aller Armeen der Freien und der Föderation, und zwar gewissenhaft aufgezeichnet. Da musste jemand sehr viel Zeit aufgewendet haben, dachte er. Allerdings war es eine einmalige Aufgabe, da keine der beiden Armeen sich seit über zwei Jahren viel bewegt hatte.
Bis jetzt, vielleicht.
Er langte nach seinen Waffen und schnallte sie um. Ein Paar langer Messer um die Taille, ein Kurzschwert über die Schulter. Er nahm auch seinen Langbogen, eine ungewöhnliche Waffe für ein Mitglied der Leibgarde. Deren wichtigste Aufgabe war die Verteidigung des Königs, was in der Regel auf Nahkampf hinauslief. Aber Pied bevorzugte den Langbogen, eine vielseitige und verlässliche Waffe. Wie die meisten Mitglieder der Elfenarmee hatte er seine Dienstzeit auf der prekkendorranischen Anhöhe abgeleistet, sechs Monate als einfacher Bogenschütze und dann als Anführer einer Kundschaftereinheit
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