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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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inmitten von Bäumen und Büschen. Jetzt spürte er das Ding in der Schlucht nicht mehr. Es kam ihm nicht mehr hinterher. Er atmete tief durch, richtete sich auf und verdrängte seine Angst. Alles war in Ordnung. Er war in Sicherheit. Er sah Cinnaminson an, deren Gesicht bleich und abgespannt wirkte und in das sich Falten der Furcht gegraben hatten. Er drückte ihre Hand. »Wir sind drüben. Es kommt uns nicht mehr nach.« Sie verstand und nickte, doch die Anspannung fiel nicht so rasch von ihr ab.
    - Komm Die Aeriaden hatten keine Zeit oder kein Interesse an Furcht, schien es. Pen und Cinnaminson gingen weiter und traten zwischen die Bäume. Die Nacht senkte sich, der Mond und die Sterne kamen hervor, und das Licht veränderte sich. Langsam gewöhnten sich ihre Augen daran, und sie konnten immerhin erkennen, wohin sie ihre Füße setzen mussten. Die Bäume drängten sich um sie, hoch aufragende alte Giganten, von der Zeit gezeichnete Wächter dieses seltsamen Ortes. Pen fühlte fast, wie sie ihn und Cinnaminson beobachteten und abwarteten, was die zwei tun würden. Im Wald herrschte tiefe Stille, und doch lebte er. Pen ging mit leichtem und doch behutsamem Schritt voran, weil er dachte, es könne einen Unterschied ausmachen, wohin er trat. Die Erde war weich und mit Nadeln übersät, sie war feucht und roch nach Mulch und Moder. Pen hörte keine Vögel oder andere Tiere. Er sah keine Bewegung.
    - Komm Die Aeriaden führten sie mit ihren geflüsterten Ermutigungen durch den Wald, zwischen den riesigen alten Bäumen hindurch, durch die Gräben und über Anhöhen, über Felsvorsprünge und an steilen Abhängen vorbei. Der Weg war verschlungen und unkenntlich, ein Faden, den niemand, der ihn nicht schon oft gegangen war, zu finden hätte hoffen mögen. Pen konnte es nicht erklären, doch er hatte das eigenartige Gefühl, es sei vielleicht nicht einmal möglich, den gleichen Weg zweimal zu beschreiten, und dass er beim nächsten Mal vielleicht ganz anders wäre. Obwohl die Welt hier aus Erde und Fels, Bächen und Bäumen bestand - festen, erkennbaren Stoffen also -, fühlte sie sich flüchtig an, als sei sie in stetem Wandel begriffen. Sie hatte etwas Wechselhaftes an sich, eine Unbeständigkeit, die aus Festem Flüssiges machte, aus einem tatsächlich vorhandenen Land eine Traumlandschaft der Seele. Diesen Ort, so glaubte Pen, betrat man nicht, wenn man nicht von seinem Schöpfer eingeladen wurde. Hier, so schoss es ihm durch den Kopf, hätte sich der König vom Silberfluss bestimmt wohl gefühlt.
    Plötzlich hörte er ein leises, doch beharrliches Summen. Zunächst meinte er, der Wind erzeuge es, indem er durch die Zweige wehte und das Laub zittern ließ, doch es gab gar keinen Wind. Dann wurde aus dem Summen Gesang, und obwohl die Worte undeutlich waren, hörte er den Klang klar und unwiderstehlich.
    »Cinnaminson?«, flüsterte er.
    Sie lächelte. »Die Aeriaden singen, Pen.«
    Er lauschte ihnen, lauschte den seltsamen hallenden Stimmen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb seines Kopfes zu ertönen schienen, die in regelmäßiger Kadenz anstiegen und fielen und sich stets wiederholten.
    »Kannst du sie verstehen?«, fragte er, wobei er sich vorbeugte und leise sprach, weil er fürchtete, mit seiner Stimme den Gesang zu stören oder den Zauber zu brechen.
    Cinnaminson schüttelte den Kopf. »Ist es nicht wunderschön? Am liebsten würde ich mitsingen.«
    Sie gingen weiter zwischen die Bäume, tiefer in den Wald hinein, weit fort von der Schlucht und dem Ding, das darin hauste. Die Nacht war angebrochen, die Welt bestand aus winzigen Stücken des sternenklaren Himmels, der durch die Lücken im Baldachin der Blätter sichtbar war. Pen konnte nicht abschätzen, wie weit sie gekommen waren, doch erschien es ihm viel weiter, als er für möglich gehalten hätte. Die Felszinne war groß, jedoch von begrenztem Umfang, gewiss nicht mehr als eine Viertelmeile im Durchmesser. Selbst wenn man die Kletterei durch Gräben und über Hügel und die Umwege um das felsige Gelände einrechnete, hätten sie nicht so lange unterwegs sein können, ohne die andere Seite zu erreichen.
    Aber sie gingen einfach weiter, die Zeit verstrich, die Nacht breitete sich aus, still und leise, die Luft erwärmte sich, das Licht von Mond und Sternen nahm stetig an Helligkeit zu. Nach einer Weile ließ Pen Cinnaminsons Hand los, da er nicht länger Angst um sich oder sie hatte, und entschloss sich zu glauben, sie hätten nun eine Zuflucht vor den

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