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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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festgestellt; er wusste, das stimmte. Also gab es auch einen Weg, mit dem Tanequil in Verbindung zu treten. Es bestand eine Möglichkeit, ihn zu verstehen und sich ihm verständlich zu machen.
    Wie nehmen Bäume untereinander Kontakt auf?
    Er hatte keine Ahnung. Bis heute hatte er darüber nichts gehört. Außer der Legende vom Ellcrys, der mit den Auserwählten des Elfenvolkes sprach. Aber der Ellcrys bestand aus einem Menschen, der sich bereit erklärte, sich in einen Baum verwandeln zu lassen. Tief im Innern des Ellcrys gab es demzufolge einen menschlichen Anteil. Ob das auf den Tanequil ebenfalls zutraf, wusste er nicht. Er kannte sich in der Geschichte des Baumes nicht aus und konnte nicht sagen, wie er entstanden war. Deshalb durfte er nicht voraussetzen, dass er etwas Menschliches an sich hatte.
    Er musste einen anderen Weg finden. Es war ein Baum, und als solcher eine Pflanze. Was wusste er über Pflanzen und ihre Beziehung zur Welt? Sie lebten und zogen ihre Nährstoffe aus der Erde. Manche, wie der Tanequil, waren sehr alt, und weil sie sich nicht fortbewegen konnten, mussten sie sehr geduldig sein. Sie hatten unendlich viel Zeit zum Nachdenken zur Verfügung, und sie vermochten zu grübeln, wie es Menschen nicht gegeben war, denn die blieben nie lange genug an einem Ort.
    Seufzend starrte er zu den Ästen hinauf. Er schrieb dem Baum menschliche Eigenschaften zu. Sollte er das? Dachte der Tanequil überhaupt? Dachte er logisch? Konnte er Begriffe wie Geduld verstehen? Oder wurzelte er nur und wuchs, während die Zeitalter verstrichen und sich die Welt um ihn herum veränderte? Pen dachte eine Weile lang darüber nach, wie er andere Lebewesen verstand. Vögel und Tiere verstand er anhand ihrer Rufe und Schreie, aus ihren Bewegungen oder ihrem Stillhalten heraus. Insekten äußerten sich ähnlich, doch ohne Gedanken. Gräser und Blumen verfügten nur über eingeschränkte Möglichkeiten des Mitteilens, die vor allem aus Reaktionen auf Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit bestanden. Vor einigen Tagen hatte er im KluGebirge durch Berührung verstanden, wie Flechten auf die Sonne reagierten …
    Er hielt inne. Würde Berührung auch hier funktionieren? Er hatte versucht, seine Hände auf den Tanequil zu legen, doch die Rinde war für den Baum wie eine Rüstung, die ihn vor den Elementen schützte. Der Tanequil nahm mithilfe der Rinde keine Nährstoffe auf und reagierte auch nicht mit ihr auf seine Umwelt.
    Das geschah alles in den Wurzeln.
    Er starrte den Baum an. Trat man so mit ihm in Verbindung -durch die Wurzeln? Wie in aller Welt sollte das gehen, vor allem, da diese Wurzeln Dutzende - vielleicht hunderte - Fuß unter die Erde reichten? Die Aussicht, danach graben zu müssen, erschien ihm lächerlich. Gewiss wurde das nicht von ihm erwartet, um mit dem Baum zu kommunizieren.
    Wenn Cinnaminson hier gewesen wäre, hätte sie die Angelegenheit wohl aus einer anderen Perspektive betrachtet. In ihrer Blindheit sah sie manches klarer als er. Noch immer wusste er nicht, warum ihr befohlen worden war, ihn allein zu lassen, obwohl die Aeriaden darauf beharrt hatten, dass sie ihn hierher begleitete. Wut und Niedergeschlagenheit rangen miteinander, während er darüber nachdachte.
    Plötzlich fühlte er sich erschöpft. Er wollte nicht mehr nachdenken. Er wollte nur noch ausruhen. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal geschlafen hatte?
    Er legte sich auf den Boden unter die Äste des uralten Baumes und schloss die Augen. Nur ein paar Minuten wollte er ruhen, nur gerade lange genug, um seinen Kopf klar zu bekommen, dann würde er sich wieder an die Arbeit machen.
    Über ihm bildeten die Äste des Tanequils im Mondlicht einen silbergrünen Baldachin, das eigenartige Netz der orangefarbenen Linien schimmerte sanft. Er hatte das leise Gefühl, dass die Zeit langsamer verstrich, dass sein eigener Atem zu ihrem Maß geworden war. Die Anspannung und die Niedergeschlagenheit ließen nach, bis lediglich die bleierne Müdigkeit seines Körpers blieb.
    Er schloss die Augen und schlief.
    Während er schlief, träumte er. Er träumte von zu Hause und von seinen Eltern. Wieder in Patch Run erzählte ihm seine Mutter, dass Magie nicht wichtig und manchmal sogar eine Bürde sei. Sein Vater stand in der Nähe und brachte mit dem Wunschlied die Knospen von Blumen zum Erblühen. Um sie herum war der Himmel grün und trüb, und die Luft roch nach regennasser Erde und Laub. Am Horizont zeichnete sich die Silhouette eines

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