Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
wirst gestärkt - Aber einen Teil von mir werde ich verlieren? - Einen Teil von dir wirst du finden Es gelang ihm nicht, einen Sinn in das zu bringen, was ihm da gesagt wurde. Pen konnte nicht erkennen, ob er eine gute oder eine schlechte Entscheidung treffen würde, da er die Konsequenzen nicht klar zu sehen vermochte.
- Hast du Angst? - Ja
- Für Angst ist kein Platz bei dem, was du tun willst. Deine Angst sollte deiner Tante gelten, wenn du sie retten willst. Ein Dunkelstab wird geboren aus der Furcht um die Sicherheit eines anderen. Ein Dunkelstab reagiert auf selbstlose Bedürfnisse. Möchtest du deine Tante retten? Er schluckte. - Ja - Dann ist kein Opfer zu groß, nicht einmal dein eigenes Leben
- Ist das erforderlich? - Was erforderlich ist, spielt keine Rolle. Möchtest du weitermachen? Er holte tief Luft. Wollte er? Wie groß war das Risiko, welches er einging? Die Sache lief nicht so, wie er es erwartet hatte. Der König vom Silberfluss hatte ihm gesagt, er müsse den Tanequil von seinen guten Absichten überzeugen. Aber der Tanequil wollte sich anscheinend von nichts überzeugen lassen. Offenbar hatte er längst eine Entscheidung getroffen, und nun ging es nur noch darum, inwieweit sich Pen darauf einlassen würde.
Er fühlte sich, als sei er ohne Licht in einer Höhle gefangen, wo er seinen Weg in der Dunkelheit finden musste. Möglicherweise lagen Gruben vor ihm, in die er stürzen konnte, und er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden.
- Möchtest du, dass ich dir gebe, weswegen du gekommen bist, Penderrin? - Ja - Er schloss die Augen.
- Dann steh auf und komm zu mir. Tritt näher und leg deine Hände auf meinen Körper Also schlug er die Augen auf und sah, dass die winzigen Wurzeln sich abermals zurückgezogen hatten, dann erhob er sich und ging zu dem Baum. Sachte drückte er die Hände auf den massiven, rauen Stamm.
- Klettere hinauf an mir Er fand Halt in der Rinde und stieg hinauf. Es fiel ihm leichter, als er gedacht hätte. Die Rinde war kräftig und brach nicht. Zwar musste er sich anstrengen, doch schließlich erreichte er die untersten Äste, und von hier an war es, als klettere er eine Leiter hoch. Er war nicht sicher, wie weit er hinaufsteigen sollte, und deshalb hielt er Ausschau nach einem Zeichen. Doch erst weit oben im Blätterdach, wo das Laub einen dichten Baldachin über ihm bildete, sprach der Tanequil wieder zu ihm.
- Halt Er hörte auf zu klettern und schaute sich um. Hier befand er sich an einer Verzweigung von Ästen, wo tiefe Spalten den Baumstamm durchzogen und Kuhlen bildeten, in denen Vögel oder kleinere Tiere sich ein Nest oder einen Bau hätten anlegen können. Die Risse waren alt, die Wunden waren verheilt, und die Rinde war wieder über das Holz gewachsen.
- Sieh hoch Das tat er und wandte den Blick gen Himmel in das Meer aus Zweigen und Blättern, die sich über ihm ausbreiteten.
- Greif nach oben Auch das tat er, und seine Hand berührte einen Ast, der etwa zwei Schritte weit aus dem Stamm herauswuchs und weder Zweige noch Laub hatte. Von diesem Ast strahlte Hitze aus, und überrascht wich Pen zurück.
- Halte ihn fest Pen umfasste den Ast zögernd und spürte, wie die Hitze durch seine Finger in seinen Arm zog. Der Ast vibrierte und erzeugte dabei ein Summen, einen eigenartig traurigen Laut.
Dann begann sich der gesamte Baum zu schütteln, und der Stamm spaltete sich an der Stelle, wo der Ast spross, und mit einem scharfen Knacken sprühten Holzsplitter und Rindenstücke in alle Richtungen. Pen zog den Kopf ein und schloss die Augen, hielt dabei jedoch den Ast fest und schaukelte unsicher mit dem Tanequil hin und her. Ein tiefes Stöhnen düsteren Protests ertönte, und plötzlich hatte Pen den Ast in der Hand. Der Junge hielt sich am Stamm fest und starrte den Baum schockiert an. An der Stelle, wo sich der Ast gelöst hatte, war der Stamm aufgebrochen, und der Saft rann in stetem Strom heraus. Der Saft war rot und dickflüssig wie Blut. In dicken Rinnsalen lief er am Baum hinunter. Von dem Ast tropfte er auf Pens Arm.
Er betrachtete die Bruchstelle, suchte mit der linken Hand Halt am Baum und griff in eine der älteren Spalten, als der Baum erneut stöhnte, tief und bedrohlich diesmal, und der Spalt schloss sich über seinen Fingern. Pen schrie vor Schmerz auf und zog die Hand zurück, wobei er spürte, wie Fleisch und Knochen abrissen. Er hatte sofort reagiert, dennoch war er zu langsam gewesen. Als er seine Hand anstarrte, sah er, dass die beiden
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