Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
vorbei. Er würde damit leben müssen, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie.
»Hat es dir wehgetan?«, fragte er leise. »Die Verwandlung? Hast du Schmerzen gelitten?«
- Nein, Pen »Aber was ist aus deinem Körper geworden? Ist er einfach… ?« Diesen Gedanken vermochte er nicht zu Ende zu bringen, er war nicht in der Lage, sich dieses Bild vorzustellen - das Bild von ihr, wie sie sich in Staub auflöste.
Sanftes, tröstendes Lachen war die Reaktion auf seinen Irrtum. - Liegt sicher verwahrt und unverändert in ihren Armen, ich schlafe bei der Mutter Tanequil, Pen, unten in der Erde, in der Dunkelheit und der Stille, wo sie ihre Wurzeln treibt. Sie nährt mich, damit ich leben kann. Sollte ich sterben, würde ich auch aufhören zu existieren, sogar als Aeriade
Sie ist unten in der Schlucht,
dachte er plötzlich. Langsam begann er zu verstehen. Der Tanequil war männlich und weiblich zugleich, Mutter und Vater der Aeriaden, ein Stamm mit Ästen auf der einen und das Wurzelwerk auf der anderen Seite. Cinnaminson befand sich in der Obhut der Letzteren, unten in den schattigen Tiefen, die sie überquert hatten, als sie über die Brücke gegangen waren. Dort unten, wo etwas Riesiges bei ihrem Übergang erwacht war. Doch noch immer war sie ganz, sagte sie ihm. Ihr menschlicher Körper lebte noch.
»Cinnaminson«, sagte er, als ihm eine Idee kam, ein Plan, der rasch Form annahm. »Ich muss dich ein letztes Mal sehen, bevor ich gehe. Ich muss mich von dir verabschieden. Es genügt nicht, nur deine Stimme zu hören. Das erscheint mir so unwirklich. Kannst du mich nicht zu dem Ort führen, an dem du schläfst?«
Eine lange Pause entspann sich. - Du kannst mich nicht zurückbekommen, Pen. Mutter Tanequil wird mich nicht gehen lassen. Nicht einmal, wenn du sie anflehst Sie erkannte seine Absichten zu gut, doch hatte er sich längst entschieden. Der Gedanke an das, was er vorfinden würde, erschreckte ihn, denn halb war er sicher, dass sie sich bereits in Knochen und Staub verwandelt hatte, dass ihre Vision, noch über einen lebenden Körper zu verfügen, nur eine List war, die der Baum einsetzte. Aber er konnte sie nicht verlassen, ohne die Wahrheit zu wissen, gleichgültig, wie entsetzlich diese sein mochte. Wenn es einen Weg gab, sie zu befreien, sie mitzunehmen …
»Ich möchte mich nur vergewissern, dass du in Sicherheit bist«, log er. »Ich muss dich einfach ein letztes Mal sehen.«
- Das ist ein Fehler - trillerte sie, und ihre Stimme hob sich scharf und zurückweisend aus denen ihrer Schwestern hervor. -Du solltest mich nicht darum bitten Er holte tief Luft. »Aber ich bitte dich.« Er wartete einen Moment ab. »Bitte, Cinnaminson.«
Die Stimmen der Aeriaden summten einen langen schwebenden Akkord, einem Wind ähnlich, der in den Blättern eines Baumes wispert, leise und beharrlich. Er zwang sich zu schweigen, nichts mehr zu sagen, zu warten.
- Ich habe Angst um dich, Pen - sagte sie schließlich. »Ich habe selbst Angst um mich«, gestand er ein. Eine Pause folgte, und das Summen erstarb.
- Dann komm mit mir, wenn du musst. Falls du meine Warnung nicht vergisst -
Er atmete leise aus. Die würde er ganz bestimmt nicht vergessen. Auf der anderen Seite der Schlucht stand Khyber Elessedil am Fuß der Steinbrücke und lauschte dem leisen Stöhnen des Windes. Schon seit fast einer Stunde stand sie hier und suchte mit ihren zugegebenermaßen erst mäßig ausgebildeten Druidensinnen den Wald nach einem Zeichen von Pen und Cinnaminson ab. Das tat sie nicht zum ersten Mal, doch kam sie stets zu dem gleichen Ergebnis. Genauso gut hätte sie auch die Blaue Spalte nach einem verschollenen Schiffbrüchigen absuchen können.
Mit einer Hand umklammerte sie die Elfensteine. Sie hielt sie fest, weil sie der Theorie anhing, sie könnten sich bei ihrer Suche als nützlich erweisen. Allerdings halfen sie ihr ebenso wenig wie ihre Druidenfähigkeiten.
Entmutigt wandte sie sich ab. Es war ihr zuwider, sich so hilflos zu fühlen. Seit die Sicherheitsleinen, die Pen und Cinnaminson angelegt hatten, sich gelöst hatten wie von einem unsichtbaren Messer durchtrennt, wusste sie, dass sie das Schicksal ihrer Freunde nicht mehr in der Hand hatte. Mehr als einmal hatte sie versucht, die Brücke selbst zu überqueren - und sie hatte keine Angst, es zu versuchen, trotz der Warnung auf dem Stein -, nur wollte sie nichts unternehmen, das Pens Bemühungen, den Dunkelstab zu erlangen, gefährden könnte.
Sie blickte zurück in die
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