Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Gärten, ihr betörend buntes Gefängnis. Eingesperrt in dieser Schönheit und außerstande, sie zu genießen, dachte sie an Pen und die Insel und die Druiden, die sie verfolgten, und an die Zeit, die langsam knapp wurde - und bei diesen Gedanken hätte sie am liebsten geschrien. Aber sie konnte im Augenblick nichts tun.
Außer warten.
Also ging sie hinüber zu Kermadec, der sich mit Tagwen unterhielt und Geschichten über die alten Zeiten austauschte, als für Grianne Ohmsford die Stellung der Ard Rhys noch neu gewesen war und sie beide gerade in ihre Dienste getreten waren.
»Meint ihr, es gibt einen anderen Weg nach drüben?«, fragte sie unvermittelt mit drängender Stimme und kniete sich neben sie. »Eine andere Brücke oder eine schmale Stelle, wo man einen Sprung wagen könnte?« Sie seufzte tief. »Ich kann nicht mehr herumsitzen und warten, ohne etwas zu tun.«
Kermadec starrte sie leidenschaftslos an. »Es könnte sein. Wenn du danach suchen möchtest, bitte. Atalan oder Barek können dich begleiten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme allein zurecht. Ich brauche nur etwas zu tun, damit ich nicht die ganze Zeit herumstehe.«
Tagwen runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts.
»Du wirst dich doch nicht verirren, junge Elfin?«, wollte der Maturen wissen. »Ich habe keine Lust, nach dir zu suchen.« »Ich finde mich schon zurecht.«
»Wenn du irgendetwas entdeckst, kommst du zurück und erzählst es uns, ja?«, drängte Tagwen plötzlich.
»Ja, ja!«, fauchte sie. »Ich werde nichts Voreiliges oder Dummes tun!« Einen Augenblick lang übermannte sie der Ärger, und sie holte tief Luft. »Ich möchte lediglich nachschauen, ob sich die Schlucht ganz um die Insel zieht, oder ob es andere Stellen gibt, wo man hinübergelangt. Auf eigene Faust werde ich nichts unternehmen.« Ob sie ihr glaubten oder nicht, konnte sie nicht sagen, doch in letzterem Fall wären sie wohl nicht so vertrauensselig gewesen. Sie jedenfalls beabsichtigte, die Insel zu betreten, falls sich ihr die Möglichkeit bot. Von Anfang an hätte sie mit Pen und Cinnaminson gehen sollen, aber sie hatte sich über ihre Instinkte hinweggesetzt. Also erhob sie sich und lächelte die anderen an. »Lange bin ich bestimmt nicht unterwegs. Vermutlich werde ich nicht weitergehen, als man von hier aus sehen kann, doch ich werde ein besseres Gefühl haben, wenn ich es wenigstens versucht habe.«
Die zwei sahen sie an, als forschten sie nach der Wahrheit hinter ihren Worten, und keiner der beiden antwortete. Sie drehte sich rasch um und brach auf, wobei sie sich für die südliche Richtung entschied, wo die Gärten in einen lichten, hügeligen Wald übergingen. Die Schlucht schlängelte sich vor ihr in die Hügel hinein und verschwand schließlich am Horizont. Eigentlich hegte sie keine große Hoffnung, bei ihrer Suche Erfolg zu haben. Vor allem stand ihr der Sinn nach Ablenkung vom Warten.
Damit war sie so beschäftigt, dass ihr mit ihren sonst zuverlässigen Druidensinnen die schemenhafte Gestalt entging, die direkt vor ihr lauerte. Sie sah auch nicht, wie der Schatten bei ihrem Näher kommen davonschlich und sie in Richtung der Brücke umkreiste. Pen Ohmsford folgte dem tiefen, vibrierenden Summen der Aeriaden, die ihn zwischen den Bäumen hindurch zum dunklen Einschnitt der Schlucht führten. Das Licht warf den Schatten seines Körpers vor ihn, und so konnte er die Richtung, die sie einschlugen, aus dem Winkel der Sonnenstrahlen abschätzen, die durch das dichte Blätterdach fielen. Er versuchte, Cinnaminson aus dem Chor der Aeriadenstimmen herauszuhören, doch schaffte er es nicht, sie voneinander zu unterscheiden. Sie war in ihren Orden aufgenommen worden, und der Gedanke ließ ihn nicht mehr los, dass sie nicht mehr von den anderen zu trennen wäre, wenn er sie nicht bald erreichte, selbst wenn ihr Körper intakt wäre.
Als er an ihren ruhenden Körper unter der Erde in der Wiege der Tanequilwurzeln dachte, fragte er sich, in welchem Zustand sich wohl die Leiber der anderen Aeriaden befanden. Damit die Geister in der Aeriadengestalt überleben konnten, mussten die Leiber erhalten bleiben. Aber wie geschah das? Er war mehr und mehr verunsichert wegen dem, was er vorfinden würde. Und langsam glaubte er sogar, seine Bitte sei ein Fehler gewesen.
Dennoch ging er weiter, ließ sich von dem Summen treiben, von dem Versprechen dahinter, dass er vielleicht doch einen Weg finden würde, Cinnaminson zu sich zurückzuholen. Mit beiden Händen
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