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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dunklen, von Erde gespeisten Fasern, deren Enden die nackte Haut berührten, wo die Kleidung verrottet und abgefallen war. Die Augen und Münder waren geschlossen, und die Mädchen schienen tief zu schlafen, in Träumen verschlossen zu sein, die er sich kaum vorstellen konnte. Sie lebten augenscheinlich, doch war er zu weit entfernt, um sicher zu sein. Dann entdeckte er Cinnaminson. Sie befand sich an der Seite in einem Bereich, wo die Wurzeln nicht so dicht waren, und von ihrem Körper war am meisten zu sehen. Sie schlief wie die anderen, und vermutlich träumte sie das Gleiche. Eindeutig war ihr Platz neuer, da sie erst jüngst dazugestoßen war.
    Er überlegte nicht lange, was er tun sollte, sondern lief auf sie zu, entschlossen, nahe genug zu ihr vorzudringen, um sie zu berühren und sie so zu wecken und schließlich zu befreien. Er wusste nicht, ob ihm das gelingen würde, selbst wenn er es zu ihr schaffte. Aber er musste es unbedingt versuchen.
    - Pen, nein - rief Cinnaminson, und plötzlich war ihre Stimme klar von den anderen Aeriaden zu unterscheiden.
    Augenblicklich bewegten sich die Wurzeln des Tanequils, und das Knirschen und Scharren der Fasern auf Erde und Stein klang so bedrohlich, dass Pen mitten im Schritt erstarrte und den Dunkelstab wie einen Schild hob. Die Mauer hatte sich vor ihm neu gebildet und verhinderte, dass er näher kam, teilte ihm eindeutig mit, dass er die äußerste Grenze erreicht hatte. Wurzelranken strichen über die nackte Haut seiner Hände. In Gedanken hörte er eine gezischte Warnung, ein Geräusch so leise wie das Knistern von Sand, der über altes Holz rutscht.
    - Komm nicht näher - Es klang wie eine Schlangenzunge, die aus einem schuppigen Maul fährt. - Geh zurück dorthin, wo du herkamst -
    - Bitte, Pen - hörte er Cinnaminson flüstern. - Bitte, geh jetzt. Lass mich, wo ich bin -
    Er wollte die Warnung ignorieren, wollte einfach zu ihr gehen und das berühren, was noch real und körperlich vorhanden war, um sie von diesem Albtraum zu befreien. Der Tanequil hatte ihr die grenzenlose Welt eines freien Geistes geschenkt, hatte sie zu einer Aeriade gemacht, doch er ernährte sich auch von ihr. Das wusste er vom bloßen Zusehen. Hatte sie das begriffen? Verstand sie, was eigentlich mit ihr passierte?
    Dennoch spürte er, gleichgültig, ob er diese Frage stellte, es war nicht wichtig, was Cinnaminson wusste oder wie sie auf dieses Wissen reagierte. Wichtig war, dass sie zufrieden war. Sie befand sich in Gefangenschaft des Baumes, war eine Sklavin der Wurzeln, die dessen weibliche Hälfte bildeten und die sie nicht gehen lassen würden, egal, aus welchem Grund. Wenn er versuchte, sie mitzunehmen, würde das seinen Tod bedeuten. Dann würde nie jemand erfahren, was Cinnaminson zugestoßen war, und niemand würde je kommen, um sie zu befreien.
    Er schloss die Augen, um die Gedanken zu verdrängen, um seine Niedergeschlagenheit und Hilflosigkeit zu überwinden. Er sollte etwas tun, doch gab es nichts, was er im Augenblick hätte unternehmen können. Wieder hatte er sie verloren.
    - Auf Wiedersehen, Penderrin - hörte er sie sagen.
    Ihre Stimme hob und senkte sich mit den Stimmen der anderen Aeriaden, ehe sie schließlich ganz in ihnen aufging. Dann verstummten die Stimmen, und sie war verschwunden.
    Cinnaminson.
    Sich der plötzlichen Stille bewusst werdend, starrte er ins Leere. Sogar die Baumwurzeln waren still geworden. Schlaff und reglos lag das Gewirr vor ihm, eine Mauer, die er durchbrechen musste. Aber ihm fehlte es an den richtigen Mitteln. Er betrachtete den Dunkelstab und fragte sich erneut, ob der ihm mit der Magie aushelfen könnte, die er brauchte. Doch der Zweck des Talismans bestand darin, zu Grianne Ohmsford zu gelangen, nicht zu Cinnaminson. Der Dunkelstab konnte die Mauer der Verfemung brechen, aber nicht die Mauer aus den Wurzeln des Tanequils. Darauf deutete jedenfalls nichts hin. Keine Magie hatte sich bemerkbar gemacht, als ihm der Durchgang durch die Wurzeln verweigert worden war. Keine Magie war ihm zu Hilfe gekommen.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er begriff, dass er nichts mehr tun konnte. Er musste seine Hoffnungen begraben, Cinnaminson zu befreien. Also musste er sie hier lassen, wo sie war. Mit dem Dunkelstab hingegen musste er nach Paranor reisen. Dort würde er versuchen, in die Verfemung einzudringen und die Ard Rhys zu retten. Cinnaminson hatte sich dem Tanequil geopfert, damit er diese Aufgabe erfüllen konnte. Welchen Sinn ergab ihr

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