Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
dort in Blockschrift.
VERTRAUT IHNEN NICHT.
Das war alles. Bek betrachtete den Zettel noch einen Moment lang, sah Rue an, dann schob er ihn wieder in die Tasche. Sobald er Gelegenheit hätte, würde er ihn vernichten. Aber er musste dabei mit äußerster Vorsicht vorgehen. Druiden konnten Nachrichten sogar aus Asche rekonstruieren.
»Offensichtlich sind nicht alle damit einverstanden, was mit meiner Schwester passiert ist«, sagte er. »Jedenfalls der junge Druide nicht.« »Andere vielleicht auch.«
Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Wir dürfen niemandem vertrauen.«
Sie nickte und suchte seinen Blick. »Was sollen wir jetzt tun?« Lächelnd sagte er: »Ich hatte gehofft, du würdest mir das sagen.« Daraufhin beugte er sich vor und küsste sie sanft auf die Stirn. »Hatte ich wirklich gehofft.«
Nachts lagen sie im Bett, hielten sich in den Armen und fanden Trost in der Dunkelheit und Stille.
»Glaubst du, sie lauschen immer noch?« In ihrer Stimme schwang ein Unterton mit, der andeutete, was sie tun würde, falls sie jemanden dabei erwischte.
Er strich ihr übers Haar. »Ich nehme an, sie haben bessere Dinge zu tun.«
»Hoffentlich haben sie nicht zugeschaut, als wir gebadet haben. Bei dem Gedanken bekomme ich eine Gänsehaut. Aber diesen Druiden mit dem Frettchengesicht kann ich mir dabei vorstellen.« »Niemand hat uns beim Baden beobachtet.«
Sie schwieg einen Augenblick lang und drückte sich an ihn. »Zumindest haben wir ein anständiges Essen bekommen. Und sie haben nicht versucht, uns zu vergiften.«
»Weil sie andere Pläne mit uns haben. Gift hilft ihnen nicht weiter, solange wir nicht den Zweck erfüllt haben, den sie für uns vorgesehen haben.«
Er spürte, wie sie ihm das Gesicht zuwandte. »Und der wäre? Du hast schon eine Ahnung, oder?«
Zwar flüsterte er bereits, aber er senkte die Stimme noch weiter. »Ich habe ein wenig nachgedacht. Grianne ist aus einem unersichtlichen Grund verschwunden, und trotzdem zog Tagwen los, um Hilfe zu suchen. Demnach wusste er nicht, wem er unter diesen Druiden trauen konnte. Ähren hat er jedoch vertraut. Deswegen ist er nach Emberen aufgebrochen, weil er ihn um Hilfe bitten wollte. Ähren hat sich ganz bestimmt sofort dazu bereit erklärt. So weit bin ich mir ziemlich sicher.«
»Ich mir auch.«
»Dann sind sie nach Patch Run gereist. Vielleicht wollten sie nach uns suchen, aber sie fanden stattdessen nur Pen vor. Sie fragten Pen also, wo wir sind. Er hat es ihnen vermutlich gesagt und wollte sie begleiten. Irgendwie hatte er sie davon überzeugt, dass das eine gute Idee sei.«
»Oder sie hielten es für besser, ihn mitzunehmen, weil sie glaubten, ihm drohe Gefahr.«
»Genau. Nur, was geschah dann? Haben sie nach uns gesucht? Falls ja, warum haben sie uns nicht gefunden? Pen hätte uns aufspüren müssen. Er weiß, wie er das anstellen muss. Ähren hätte ihm mit seiner Druidenmagie geholfen. Jedenfalls hat sie irgendetwas davon abgehalten. Jetzt suchen also diese Druiden, die uns hergeholt haben, nach ihnen. Und angeblich auch nach Grianne. Doch die können sie nicht finden.«
»Sie wollen, dass wir sie finden«, flüsterte Rue. »Wir sollen die Arbeit für sie erledigen. Aber möglicherweise nicht, um den Gesuchten zu helfen. Sondern, um ihnen Schaden zuzufügen.« Das ergab Sinn. Während die Druiden ihre ehrenwerten Absichten beteuerten, gab es gute Gründe, das Gegenteil anzunehmen. Erneut schwiegen sie eine Weile und grübelten über diese neue Einsicht, wobei sie überlegten, wie sie vorgehen sollten. Bek fühlte, wie seine Frau ihn fester an sich zog. »Wir dürfen ihnen nicht helfen. Dann würden wir die Gefahr, in der Pen bereits schwebt, lediglich vergrößern.«
»Ich weiß.«
»Es ist mir ein Gräuel, dass er in diese Sache hineingezogen wird, in das Leben deiner Schwester, in die Intrigen der Druiden und ihre faulen Spiele.«
»Unterschätz Pen nicht. Er ist klug und tüchtig, und er ist nicht unerfahren. Vielleicht kann er sich nicht mit Magie schützen, dennoch ist er ein helles Köpfchen. Und wenn außerdem Ähren bei ihm ist, wird der ihn so gut beschützen wie wir.«
»Da bin ich anderer Meinung. Schließlich sollte es eigentlich überhaupt nicht notwendig sein, dass er beschützt werden muss.« Es entging ihm nicht, wie die Wut in ihr aufstieg. »Rue, hör mir mal zu. Wir können nichts an dem ändern, was passiert ist. Wir wissen nicht einmal, was überhaupt genau vorgefallen ist. Deshalb sind wir hergekommen, nämlich
Weitere Kostenlose Bücher