Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Ausruhen kannst du dich später!«
Bei ihren Worten zuckte er zusammen, dennoch blickte er ihr direkt in die Augen. »Ich mache mir ebenfalls Sorgen um sie. Aber ich möchte keinen Fehler machen. Ich bin nicht sicher, ob ich mich von dem Fieber schon ausreichend erholt habe, um die Konzentration aufzubringen, die notwendig ist. Auf jeden Fall muss ich zuallererst essen und mich ausruhen.«
Er sah die Überraschung und die Verwirrung in ihren Augen, wandte sich jedoch ab. »Morgen also?«
Sichtlich unglücklich über die Verzögerung, musste Shadea a'Ru kurz nachdenken. Widerwillig nickte sie schließlich. »Ganz wie Ihr wünscht. Traunt Rowan wird Euch zu Euren Schlafgemächern führen und Euch Essen bringen lassen. Erholt Euch gut.« Damit rauschte sie zur Tür hinaus, ohne ihn eines weiteren Blicks zu würdigen. Der größere der beiden Druiden, der mit ihr ging, drehte sich kurz um und sah ihn an, und Bek beachtete nicht, was er in den dunklen Augen entdeckte. Dann waren sie verschwunden, und Traunt Rowan sagte etwas über Vorbereitungen für die Nacht. Bek bekam davon nicht das Geringste mit; er widmete seine Aufmerksamkeit Rue, die ihn nun auf, wie er hoffte, weniger vorwurfsvolle Weise anstarrte.
»Kommt mit mir«, verlangte der Druide, der ebenfalls eine düstere, sorgenvolle Miene aufgesetzt hatte.
Innerhalb weniger Minuten hatten sie ihre Schlafgemächer erreicht, die aus zwei Räumen mit Bett und ein paar wenigen Möbeln bestanden und hohe Fenster und eine einzige Tür zum Gang hatten, vor der zwei unfreundlich dreinschauende Gnomenjäger Position bezogen hatten.
»Zu Eurer Sicherheit«, erklärte Traunt Rowan rasch. »Wir wollen bei Eurer Familie keine weiteren Risiken eingehen, auch nicht hier in Paranor. Bis wir nicht herausgefunden haben, was der Ard Rhys und Eurem Sohn zugestoßen ist, beabsichtigen wir, gut auf Euch aufzupassen. Das Essen werde ich Euch schicken lassen.« Nachdem er gegangen war und sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, legte Bek einen Finger an die Lippen, ehe Rue etwas sagen konnte, und schüttelte warnend den Kopf. Er umfasste den Raum mit einer Handbewegung, deutete auf die Decke, die Lüftungslöcher und Türen und Fenster, auf die Stellen also, wo fremde Ohren lauschen konnten. Sie begriff und nickte, woraufhin er sie in die Arme schloss und ihr ins Ohr flüsterte.
»Geht es dir gut?«
Er spürte ein Nicken an seiner Schulter. Sie drückte den Mund an sein Ohr. »Was hatte das mit dem Fieber zu bedeuten? Du hattest seit Monaten kein Fieber.«
»Eine Entschuldigung, um mir Shadea vom Hals zu halten«, wisperte er. »Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss erst einmal über das nachdenken, worum sie mich gebeten hat.«
Erneutes Nicken. »Ich vertraue auch niemandem. Sie lügen.« »Erinnerst du dich an diesen jungen Druiden, der mit mir unten im Gang zusammengestoßen ist? Er hat mir einen Zettel zugesteckt; ich habe ihn in der Tasche. Der Junge drückte ihn mir in die Hand, als er mir aufgeholfen hat. Shadea und die anderen sollten nicht bemerken, was er tat. Er ist ein großes Risiko eingegangen.«
»Kanntest du ihn? Ist er ein Freund von Grianne?«
»Im Moment weiß ich nicht, wer Freund und wer Feind ist.« »Hast du die Nachricht schon gelesen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte es nicht in Anwesenheit der anderen tun. Sonst hätten sie es vielleicht bemerkt.« Er zögerte und blickte an ihr vorbei zu den Steinwänden. »Komm mit ans Fenster. Stell dich so dicht zu mir, dass man nicht sehen kann, was wir tun.« Ihre Hand drückte ihm fest in den Rücken. »Glaubst du, sie belauschen uns nicht nur, sondern beobachten uns auch? Hier?« Er schüttelte den Kopf. Das wusste er nicht. Allerdings wollte er es nicht darauf ankommen lassen. Die Sicherheit seiner Schwester und seines Sohnes standen auf dem Spiel, und einige der Druiden hatten nicht die besten Absichten, mochten sie sagen, was sie wollten. Sie gingen zum Fenster. Die Sonne sank gerade hinter den Horizont, eine blutrote Scheibe an einem tiefblauen Himmel. Die Schatten breiteten sich dunkel aus, und der Mond war am nordöstlichen Horizont eben sichtbar. Die Luft draußen fühlte sich kühl und frisch an, als sie sich zum Fenster hinauslehnten, die Arme auf die steinerne Fensterbank stützten und sich mit dem Rücken zum Raum dicht aneinander drängten.
Bek zog den Fetzen Papier aus dem Versteck, legte ihn auf den Stein und schützte ihn mit den Händen. Sie beugten sich vor. Drei Worte standen
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