Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Grianne. Pen habe ich, wie gesagt, im Charnalgebirge gefunden, aber ich habe die Verbindung schnell unterbrochen, ehe Shadea oder einer der anderen Druiden Verdacht schöpfen konnten. Vielleicht hätten sie es sowieso nicht bemerkt, doch wollte ich kein Risiko eingehen. Paranor habe ich keinesfalls absichtlich auf dem Gitter gesucht; immerhin glaube ich, dass Grianne hier verschwunden ist. Nur, wohin führt uns das?«
»Zu einer Frage, die du sicherlich anders beantwortet hättest, wenn du auch nur kurz darüber nachgedacht hättest«, gab sie leise zurück. Er nickte. »Stimmt wohl. Jedenfalls habe ich mich zurück zu Pen gearbeitet, um mich zu vergewissern, ob er wirklich im Charnalgebirge ist und ich keinen Fehler begangen hatte. Dann zog ich die Hände zur Seite und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Meine Konzentration ließ nach, und meine Hände schoben sich über Paranor. Da schäumte das Scrye-Wasser auf und stieß mich vom Becken fort. Shadea behauptete, es sei eine Reaktion der Schutzmagie gegen mein Eindringen, zur Verteidigung des Keeps. Aber ich wollte ja gar nicht eindringen. Ich tat gar nichts Bedrohliches, sondern ich suchte lediglich nach Pen und Grianne, und darauf hat Paranors Schutzmagie reagiert. Und zwar vermutlich deshalb, weil ich etwas auf der Spur war, das verborgen bleiben soll.«
Sie schwieg einen Moment lang. »Aber Penderrin war es nicht, denn er ist irgendwo im Charnalgebirge. Demnach muss es sich um Grianne handeln.«
»Ich glaube auch. Als sie verschwand, verließ Tagwen Paranor, ohne sich einem der Druiden anzuvertrauen, die ihm hätten helfen können. Der Schlüssel zu dem, was meiner Schwester zugestoßen ist, liegt meiner Meinung nach hier, und diese Druiden, die behaupten, ihre Freunde zu sein, geben sich alle Mühe, die Tatsachen zu vertuschen.«
»Aber man hat dich hergeholt, um sie zu finden. Warum machen sie das, wenn sie ihren Aufenthaltsort verbergen wollen?«
»Nein. Ich meine vielmehr, wir wurden hergeholt, um Pen zu finden, und auf Grianne sind wir nur durch Zufall gestoßen. Hast du Shadeas Gesicht gesehen, als ich ihr erklärte, was ich gerade tat, als die Magie mich vom Scrye-Wasser zurückgestoßen hat? Sie war stolz! Ich glaube, dadurch wurde ihr etwas bestätigt, das sie längst über Grianne wusste. Da sie Pen unbedingt finden will, musste sie mir ebenfalls weismachen, sie würde nach meiner Schwester suchen, denn alles andere hätte einen seltsamen Eindruck erweckt.« Bek spürte, wie Rue den Kopf schüttelte. »Ich verstehe trotzdem nicht, was Penderrin eigentlich damit zu tun hat. Warum ist er dort oben im Charnalgebirge, draußen in der Wildnis?«
Er antwortete nicht sofort. Auf diese Frage hatte er nämlich keine Antwort. Sein Instinkt sagte ihm, Pen befinde sich auf der Flucht, vielleicht vor den Druiden, vielleicht vor jemand anderem. Normalerweise jedoch, und das bereitete ihm Sorgen, hätte sich Pen auf die Suche nach ihnen gemacht, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Er wäre nicht einfach blind davongerannt, und den Weg zum Charnalgebirge hätte er gewiss nicht ohne guten Grund eingeschlagen.
Bek starrte in die zunehmende Dunkelheit. Pen handelte besonnen und überlegt, was Bek allerdings die Angst um seinen Sohn nicht nahm. Pen war jung, und ihm fehlte es an Lebenserfahrung, um mit einer derartigen Gefahr zurechtzukommen.
Wenn er verfolgt wurde, bestand stets die Möglichkeit, dass er in Panik geriet.
»Bek, mir ist da gerade etwas eingefallen«, flüsterte Rue. Sie nahm eine Position ein, in der sie sich anschauen konnten, wobei ihre Gesichter dicht aneinander kamen und sich beinahe berührten. »Wenn Shadea weiß, dass die Wunschlied-Magie dir Griannes Aufenthaltsort enthüllt, wird sie das Gleiche von Penderrin erwarten. Lange wirst du ihr nichts mehr vormachen können.«
Er nickte. »Daran habe ich selbst schon gedacht.«
»Das dürfen wir nicht zulassen. Wie werden wir es verhindern?« Bek beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. »Während sie schlafen, werden wir das Scrye-Wasser benutzen und ihn auf eigene Faust finden.«
Neun
Die Nacht hatte sich über die Vier Länder gesenkt, und Arishaig war hell von Fackeln und Kerzen erleuchtet, während Sen Dunsidan vom Abendessen in seine Gemächer zurückkehrte. Der Tag hatte sich gelohnt. Bei einer Ansprache vor dem Koalitionsrat war sein vorsichtig ausgedrücktes Versprechen, eine Möglichkeit zur raschen und erfolgreichen Beendigung des Kriegs auf der
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