Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
prekkendorranischen Anhöhe gefunden zu haben, mit stürmischem Beifall aufgenommen worden. Hinterher gratulierten ihm zu seinem Mut und seinem Einsatz sogar diejenigen, die ihn gern von seiner Position in der Regierung der Föderation verdrängt hätten. Natürlich setzten diese Gegner auf sein Scheitern, wodurch er sich allerdings nicht die Zuversicht trüben ließ.
Sein Optimismus war vor allem einem vorherigen Besuch bei Etan Orek zu verdanken, der die Arbeit an dem ersten Apparat beendet hatte, welchen er inzwischen seinen »Feuerwerfer« nannte. Er hatte die Waffe auf eine Drehstütze montiert, die es erlaubte, sie in einem Neunzig-Grad-Winkel zu bewegen, und er hatte sie zudem mit einem Visier und Rückstoßfedern ausgestattet, damit sie den Flug des Luftschiffes, auf dem sie angebracht war, nicht beeinflusste. Außerdem gab es nun eine Steuerung, mit der man die Energiemenge beeinflussen konnte, die durch die Kristalle eingespeist beziehungsweise aus der Mündung abgegeben wurde. Als Sen Dunsidan den Feuerwerfer diesmal testete, raubte ihm der Umfang der zerstörerischen Fähigkeiten schlicht den Atem. Seine Aufgeregtheit wurde durch die Mitteilung, dass bisher keine weiteren Stücke fertig gestellt waren, nur wenig gedämpft. Nach langen Experimenten mit verschiedenen Kombinationen aus Kristallen stand Orek jedoch kurz davor, noch in dieser Woche die Arbeit an einem weiteren Werfer zu beenden.
Auf der Werft für die Luftschiffe der Föderation arbeiteten Söldner, Fahrende, Konstrukteure und Schiffsbauer an einem riesigen neuen Flaggschiff, der
Dechtera,
die Sen Dunsidans Geheimwaffe nach dem Stapellauf in die Schlacht tragen würde. Er hatte die Baustelle besucht und war mit den Fortschritten zufrieden. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er sich wieder eine Welt vorstellen, die von der Föderation beherrscht wurde.
In seinem Schlafzimmer brannten Kerzen, doch die Ecken und Erker lagen in tiefem Schatten, als er dort ankam, und er hätte die Frau vielleicht gar nicht bemerkt, wäre sie nicht sofort ins Licht getreten, um ihn zu grüßen. Für einen Moment schlug ihm das Herz bis zum Hals und ließ Muskeln und Stimme erstarren, so dass er vollkommen hilflos dastand. Dann erkannte er sie und seufzte.
»Iridia«, sagte er und richtete sich auf. Er hatte die Fassung zurückerlangt und wirkte nun gereizt. »Was macht Ihr hier?« »Ich warte auf Euch.«
Iridia Eleri trat vor, ihr schlanker Körper und ihre weiße Haut ließen sie beinahe gespenstisch erscheinen. Sie war in einen leichten Reisemantel gekleidet, der offen bis zum Boden hing, und ihr dunkles Haar wallte über die Schultern. Wie stets war er bezaubert von ihrer unglaublichen Schönheit. Seit Wochen hatte er sie nicht gesehen, nicht, seit sie ihm die flüssige Nacht gegeben hatte, jenen Trank, den er wiederum an Shadea a'Ru weitergereicht hatte, damit sie Grianne Ohmsford vernichten und die Herrschaft über Paranor erlangen konnte. Einige Zeit lang war sie sein Spion im Druidenkeep gewesen, doch erst mit der Lieferung dieses Tranks hatte sie ihren wahren Wert bewiesen.
»Aus welchem Grund?«, verlangte er zu wissen. »Wir haben doch vereinbart, Ihr würdet in Paranor bleiben und die neue Ard Rhys beobachten, damit ich weiß, was im Keep vor sich geht. Zudem hatten wir abgemacht, dass Ihr niemals hierher kommen würdet.« Die Elfenzauberin zuckte mit den Schultern. »Die Vereinbarung hat sich eben geändert.«
Er vertraute ihr nicht und fühlte sich auch nicht behaglich bei dem, was sie für ihn tat. Mehr als bereitwillig hatte er ihr Hilfsangebot angenommen und sich ihrer als Spion bedient. Doch hatte sie sehr viel Zeit mit Shadea verbracht, und er war nicht sicher, ob sie wirklich bereit war, der neuen Ard Rhys die Treue zu kündigen und sie ihm zu schwören. Es war eine Sache, Grianne Ohmsford zu verraten, die alle gehasst hatten. Es war eine ganz andere, eine Freundin zu hintergehen. Auch wenn sich jemand wie Iridia vermutlich nicht allzu sehr durch Freundschaft binden ließe. Aber ihre Machenschaften verwirrten ihn. Sie wollte ihm nicht verraten, wie sie in den Besitz der flüssigen Nacht gelangt war, und desgleichen nicht, weshalb sie das Elixier über ihn an Shadea weiterreichen ließ, anstatt es ihrer Freundin direkt zu geben. Außerdem erklärte sie ihm ebenfalls nicht, warum diese Heimlichkeit vonnöten war. So sehr er es versuchte, er vermochte nicht zu verstehen, welchen Gewinn sie daraus zog. Solche Umstände beunruhigten
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